Sarania - Das Vermächtnis der Magier (German Edition)
das gesamte Dorf zog sich ein hölzerner Wall. Er sollte der Gemeinde wohl Schutz vor etwaigen Angriffen bieten.
Sacerak hob die Augenbrauen. Die Bewoh ner schienen nicht dumm zu sein; in diesen Gefilden Saranias wimmelte es von Raubtieren und auch sonst hörte man in letzter Zeit von Söldnern, die das Land durchstreiften und von Zeit zu Zeit friedfertige Gemeinden überfielen, nur um ihrer herrschenden Natur Ausdruck zu verleihen.
Selbst wenn dieser Wall nie gegen einen schlagkräftigen Trupp Loroks standhalten würde, so sorgte er jedoch mit Sicherheit dafür, dass die Leute einigermaßen beruhigt schliefen.
Während der Magier langsam voranschritt, dachte er mit einem Schaudern an die Löwenmenschen . Obwohl die Loroks nur eine von den mysteriösen Gattungen waren, die Sarania bevölkerten, so konnte man sie getrost als das kriegerischste und barbarischste Volk bezeichnen. Er war einer solchen Kreatur bisher nur einmal begegnet und deren Erscheinung, das messerscharfe Gebiss und die unersättliche Gier nach Blut, hatten ihn das Fürchten gelehrt.
Erleichtert kam ihm der Gedanke, dass – we nn man den Schilderungen von erfahrenen Veteranen Glauben schenken durfte – Loroks sich niemals in Küstennähe herumtrieben, falls es sich vermeiden ließ. Auf dem Land waren sie erprobte und unerschrockene Kriegsmaschinen, doch das Meer scheuten sie wie keine zweite Rasse.
Jetzt, da Sacerak das Dor f schon beinahe erreicht hatte, merkte er, dass der aus Backstein gemauerte Torbogen nicht unbewacht war, was natürlich auch töricht gewesen wäre.
Zwei müde wirkende Männer, jeweils mit einem Speer und einem Kettenhemd ausgerüstet, standen zu beiden Seiten der Pforte und blickten plötzlich wachsam, als Sacerak sich ihnen näherte.
„Halt Fremder!“, bel lte der kleinere Wachposten.
Sacerak hielt inne.
„Wer bist du und was willst du hier?“ Seine kristallblauen Augen fix ierten den Magier und der Schnauzer, der sein schmales Gesicht zierte, bebte unaufhörlich.
Sacerak neigte den Kopf zur Seite. Ihm behagte das misstrauische Gebärden des Wächters nicht.
„Ich bin eigentlich in der Absicht gekommen, Proviant zu erstehen; für eine längere Reise, die ich zu unternehmen gedenke. Aber anscheinend genießt die Gastfreundschaft unter euresgleichen keinen allzu großen Stellenwert.“
„Zum Henker noch mal, wir achten die Gastfreundschaft genauso wie jedes andere Dorf“, keifte der kleine Posten, wobei sein Gesicht eine rote Färbung annahm. „Aber in Zeiten, wie wir sie zurzeit durchleben, ist es nicht immer ein Leichtes, harmlose Wanderer von Feind oder Verräter zu unterscheiden. Nenne uns einen Grund, warum du, Bursche, nicht irgendein niederer Spion der Loroks sein könntest!“
Sacerak schüttelte den Kopf in einer Mischung aus B elustigung und Ärgernis. „Zum einen hasse ich diese Brut weitaus mehr als ihr und falls euch mein Wort nicht genügt, dann fragt euch, weshalb ich noch mit euch plaudere, wo meine Loroks doch schon längst euer Dorf hätten plündern können.“
Er atmete nun schneller und ungleic hmäßiger und starrte den Mann gereizt an. Überraschenderweise erschien auf dem Gesicht des anderen Wächters ein Lächeln. Der Mann war größer als Sacerak, von schlanker Statur, hatte kurzes braunes Haar, und wirkte sympathischer als sein Pendant.
„Lass mal gut sein, Benaluk, ich glaube, dass der Kerl nicht s o finster denkt wie er aussieht. Im Übrigen durchstreifen Loroks für gewöhnlich nicht unsere Regionen und der Mann hier sieht doch arg mitgenommen aus. Vorsicht ist eine Tugend, aber fanatisches Misstrauen schickt sich nicht.“
Der Angesprochene grunzte, widersprach jedoch nicht, und wandte sich dem Torbogen zu. „Ich melde Miluf unseren Gast.“ Damit trottete er von dannen und ließ Sacerak sowie seinen Gefährten allein zurück.
„Ein umgänglicher Zeitgenosse, dieser Benaluk, muss ich betonen“, sagte Sacerak mit einem zynischen Unterton und als sein Blick den seines Gegenübers traf, setzten beide ein Lächeln auf.
„ Ich bin Tomuk“, stellte sich der Wächter vor.
„ Mein Name ist Sacerak“, erwiderte der Magier mit einem Grinsen. „Entschuldige, wenn ich frage, aber wer ist Miluf? Benaluk sprach eben von ihm.“
„Nun , Miluf ist unser Dorfältester. Ein kluger Kerl, wenngleich manche bei uns in der Gemeinde die Auffassung vertreten, dass er nicht mehr alle Sinne beisammen hat. Aber wen wundert das, wenn man bedenkt, mit was für Sachen er sich
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