Sarania - Das Vermächtnis der Magier (German Edition)
fühlte sich angenehm an, nichts zu sehen, ausgenommen die abgrundtiefe Schwärze. Ein beruhigendes Gefühl ergriff ihn und er lauschte Holtog, der melodiöse Worte murmelte:
„A dûos, mánkalum ín lu cûs dol ámgus!“
Kaum hatte der Wulof diese Worte ausgesprochen, fühlte Benali r sich, als habe ihn ein Wirbelsturm erfasst. Er wurde fortgetragen, flog durch das Nichts, und als das Drehen schließlich aufhörte, fand er sich auf hartem Pflasterstein wieder.
Es dauerte eine Weile, ehe er die Orientierung wiedererlangte, da es stockdunkel war und nur der schimmernde Vollmond ein wenig Licht spendete.
Erstaunt stellte er fest, dass er genau vor Solofs Haustür gelandet war. Benalir erkannte das Gebäude erst nach mehrmaligem Hinsehen, war sich dann aber sicher, und kam zu dem Schluss, dass Holtog genau dies beabsichtigt hatte. Unter Umständen waren Solof und Melina schon in Sorge um ihn.
Er klopfte jedoch nicht sofort an, sondern ließ sich auf den Stufen vor der Eingangstü r nieder. Ein lauer Wind blies und wehte ihm ins Gesicht. Er schloss die Augen und versuchte, seinen Geist ruhen zu lassen, und an nichts zu denken, doch es wollte ihm nicht gelingen. Immer wieder schossen dem Schmied wirre Gedanken durch den Kopf.
Wohin würde ihn diese Reise noch führen? Würde er am Ende, falls es ein solches gab, dasselbe Leben wie früher führen können? Es schien eine Ewigkeit her zu sein, dass er die Schmiede verlassen hatte. Was hätte er jetzt dafür gegeben, seine Heimat wiederzusehen; das Hügelland, Agalam – selbst der Dunkelwald dünkte ihm nun freundlicher und einladender als alles, was vor ihm lag.
Benalir tauchte aus seinem Gedankenstrom auf und betrachtete den Ring der Gnublungen auf seinem Finger, der sich kühl und glatt anfühlte. Zwei weitere Reliquien würde er noch finden müssen, dann konnte er die Prophezeiung erfüllen. Wo mochten die beiden Heiligtümer ruhen? Diese Frage hatte ihn in letzter Zeit mehr als einmal beschäftigt, und immer hatte er sich eingestehen müssen, dass sowohl das zweite als auch das dritte Artefakt nicht so leicht in seinen Besitz gelangen würden, wie es noch beim ersten der Fall gewesen war.
Plötzlich stutzte Benalir. Er war sich nicht ganz sicher, glaubte aber, eine wispernde Stimme in seinem Kopf zu vernehmen. Angespannt horchte er in sein Inneres hinein und tatsächlich, er hatte es sich nicht bloß eingebildet. Es war Alanas schwache Stimme, die da flüsterte.
Benalir, kannst du mich hören? Ich gebrauche die Magie meines Volkes, um Verbindung mit dir aufzunehmen, aber meine Kraft schwindet mehr und mehr.
Kenitra und die Söldner haben Danfalius, Giano und mich nach Mildrid gebracht. Es ist die Hauptst adt Rivurs und sie unterliegt Zoranos Einfluss. Man hält uns in einem Verlies fest. Ich glaube, sie haben uns zur schwarzen Zitadelle gebracht, die mitten im Herzen der Stadt liegt. Bitte, wo immer du jetzt auch bist, komm nicht alleine her. Es ist eine Stadt, in der das Böse und der Tod regieren. Sie lassen uns nur deshalb am Leben, weil sie dich herlocken wollen. Du darfst ihnen um keinen Preis in die Fänge geraten, denn dann ist unser Schicksal besiegelt.
Benalir merkte, dass die Stimme der Elfe immer leiser g eworden war und nun ganz und gar verstummte. Wie auch immer es ihr gelungen war, dass ihre Worte in seinen Geist eingedrungen waren, anscheinend hatten sie inzwischen die Kräfte verlassen, um die Verbindung aufrecht zu erhalten.
Aber zumindest hatte er so erfahren, wo hin man sie und die anderen verschleppt hatte.
Ein grimmiges und entschlossenes Lächeln umspielte seine Lippen.
Er würde nicht allein bei seinem Unterfangen sein; Solof existierte ja auch noch. Ich werde meine Freunde befreien, Kenitra. Du wirst es sehen. Und wenn die Zeit reif ist, fordere ich deinen Meister heraus. Sarania wird nicht unter das Joch eines wahnsinnigen Tyrannen geraten. Es wird der Tag kommen, da die Sonne den Schatten verdrängt. Jener Tag mag noch fern sein, doch er wird kommen, das schwöre ich!
Benalir atmete tief ein und lächelte bei dem Gedanken, dass er sich selbst dermaßen ermutigte, obschon die Voraussetzungen bei diesem Kampf zwischen Gut und Böse eher für den dunklen Lord und dessen Anhänger sprachen.
Doch trotz allem, trotz des finsteren und gewundenen Pfades, den er vor sich liegen sah, trotz der unausweichlichen Konfrontation mit Zo rano, die – wie er wusste – irgendwann bevorstand, trotz alledem fasste der junge Schmied Mut bei
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