Sarania - Das Vermächtnis der Magier (German Edition)
müssen.“
„Für Euch würde ich bis in den T od gehen“, erwiderte Norful, wobei er eine Entschlossenheit vorgab, die er in Wirklichkeit nicht fühlte. Was verlangte sein Meister diesmal von ihm?
„Norful, Kenitra und die anderen Zurdrûks haben versagt. Der Schmiedsohn, den ich zu jagen befohlen hatte, ist ihnen en tkommen.“
„ Er ist den Zurdrûks entkommen? Aber das ist bisher keinem gelungen. Wie hat er -?“
„Wahrscheinlich durch eine Mischung aus Glück und G eschick“, antwortete Zorano trocken. „Jedenfalls stellt er eine Gefahr für mich dar, die größtmögliche Bedrohung. Ich will, dass du ihn für mich ausfindig machst, und ihn zu mir bringst.“
Norful blickte zweifelnd. „Mein Herr, er könnte sich überall herumtreiben. Wie soll ich ihn da finden?“
Zorano grinste hämisch. „Ich habe dich persönlich au sgebildet, du bist stark und intelligent. Lass dir also etwas einfallen. Oder verweigerst du meinen Befehl?“ Sein Tonfall ließ durchschimmern: Er duldete keinen Widerspruch.
„Ich würde es nie wagen“, erwiderte Norful resigniert und wandte sich zum Gehen.
„Eine Sache noch“, rief Zorano; Norful blieb abrupt stehen. „Dieser Junge wird sagenumwobene und geheimnisumwitterte Orte aufsuchen, um die Heiligtümer aufzuspüren, von denen man behauptet, sie würden meinen Sturz herbeiführen. Vielleicht hilft dir dieser Hinweis. Und noch etwas: Vergiss niemals den Namen deines Feindes, den ich dir nun nennen werde. Der Auserwählte, den zu suchen deine Aufgabe ist, trägt den Namen Benalir. Und nun zieh dich zurück!“
Norfuls Atem ging schnell und ungleichmäßig. Als er sein spartanisch eingerichtetes Zimmer erreichte, das nichts weiter als eine Pritsche aus Eichenholz sowie einen kleinen, hölzernen Schemel beherbergte, schloss er die Tür hinter sich, und sank zu Boden, so als ob ein Fluch ihn all seiner Kräfte beraubt hätte.
In diesem Moment war er froh, dass er seinem Meister nicht in die Augen blicken musste. Er sollte also das zu Ende bringen, was die Zurdrûks angefangen hatten: Den Au serwählten auffinden, der Zoranos Meinung nach eine Bedrohung verkörperte. Ihn hierher nach Dûlur schaffen, den Jungen mit dem Namen Benalir.
Sein Inneres verkrampfte sich. Und es war dieser Junge, der ihn aus den Fängen der Loroks befreit hatte, da war sich Norful ganz sicher.
Schon bei ihrer kurzen Begegnung hatte er gespürt, dass von dem Burschen etwas Besonderes ausging, und jetzt sah er sich bestätigt. Jedweder Zweifel ausgeschlossen. Er sollte den Menschen ausliefern, der ihn vor weiterer körperlicher Züchtigung und möglicherweise sogar vor dem Tod bewahrt hatte.
Norful strich sich über die Stirn und stellte fest, dass Schweiß von derselben perlte. Mit wachsendem Unmut fragte er sich, wieso ihn ausgerechnet in diesem Moment Gewissensbisse heimsuchten. Bisher hatte er jeden Befehl des dunklen Lords ohne Zögern ausgeführt. Nie hatte er dabei Mitleid oder gar Reue verspürt. Weshalb also jetzt?
Und allmählich überkam ihn eine Erkenntnis, die ihn schaudern ließ. Benalir war die erste Person in seinem Leben gewesen, Zorano ausgenommen, die ihm geholfen hatte, ihm Unterstützung hatte zuteil werden lassen. Deshalb plagten ihn Selbstzweifel. Doch wie sehr er auch darüber nachdachte, es half alles nichts. Eine Order des schwarzen Magiers durfte man nicht, konnte man nicht hinterfragen. Und er als die rechte Hand des zukünftigen Herrschers durfte erst recht kein Zeichen von Schwäche offenbaren. Lebensretter hin oder her, von nun an würde der Schmiedsohn sein Feind, ein Geächteter sein.
Norful blickte finster, ta uchte seine Hände in die ovale Waschschüssel, die auf dem Schemel stand, und verließ dann sein Zimmer. Ihm war klar, dass ein Schiff des dunklen Lords bereits auf ihn wartete, und er war nicht gewillt, die Abfahrt hinauszuzögern.
Der Nekromant stand an der Westküste der Insel Mala und dachte über die bevorstehenden Ereignisse nach. Erregung wallte in ihm auf. Rivania war dem Untergang geweiht, genau wie er es geplant hatte. Nach der Niederlage der königlichen Stadt, die in jedem Fall eintreten würde, würden sich die Überlebenden nach Alanur durchschlagen müssen. Auch das war alles Teil seines großen Plans. Er hatte nichts dem Zufall überlassen.
Der Nekromant ging den felsigen Küstenweg entlang, während er in Gedanken schwelgte. Die guten Mächte würden bald nicht mehr existieren, dafür sorgte Zorano, doch was der Tyrann
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