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Sarum

Sarum

Titel: Sarum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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Hof niedergebrannt.«
    »Wohin wollt ihr?«
    »An den Severn. Vielleicht auch noch weiter.«
    »Viel Glück dann«, sagte Petrus und ritt davon. Die Germanen hatten sich aus dem Staub gemacht. Die versprochene Hilfe der eifrigen jungen Männer aus dem Westen war ausgeblieben. Viele Höfe waren niedergebrannt worden. Doch sie hatten überlebt, und Petrus war sicher, daß sie weiter überleben würden. Die Sonne versank hinter der westlichen Hügelkette, doch er konnte unten auf dem Fluß noch die vagen Umrisse der gelassen dahingleitenden Schwäne erkennen. Sanft nahm Petrus die Hand seiner Mutter. »Ich bleibe«, versprach er leise. »Und Gott schenkt Sarum eine neue Morgendämmerung.« Placidia sagte nichts. Ein Gefühl sagte ihr, daß es keine Morgendämmerung, sondern Zwielicht sein würde. Und sie fragte sich traurig, was wohl in der Dunkelheit dahinter liegen mochte.
    In den folgenden schweren Zeiten kam die junge Miliz aus dem Westen Petrus Porteus nie zu Hilfe. Auch andere Menschen ließen ihn im Stich. Es war der Beginn eines langen Prozesses, in dem in den kommenden Generationen viele Familien südwärts auf die Halbinsel Britanniens – das spätere West-Cornwall – oder über den Severn in die Hügel von Wales wanderten, Gebiete, in die die Sachsen nie endgültig vordrangen und wo sich die alte keltische und vorkeltische Rasse Britanniens bis auf den heutigen Tag erhalten hat.
    Energische römisch-britannische Männer wie Petrus Porteus und die jungen Leute, die eine Miliz aufzubauen versuchten, hinterließen nach ihrem Tod ein Echo, aus dem sich eine Legende bildete, die im Lauf der Jahrhunderte weite Verbreitung erfahren sollte. Im Westen, wahrscheinlich in der fruchtbaren Hügellandschaft zwischen Wessex, Wales und Cornwall, kamen neue Impulse von einem gut ausgebildeten römisch-britannischen, wahrscheinlich christlichen Verbund, der eine entscheidende Schlacht gegen die Sachsen an einem Ort namens Mons Badonicus gewann.
    Nach Hinweisen auf diese Ereignisse in Annalen erdachten etwa achthundert Jahre später mittelalterliche Geschichtsschreiber und Ependichter einen christlichen Ritterorden unter der Führung eines Königs Arthur.
    Der Legende von Arthur und den Rittern seiner Tafelrunde liegen jedoch Elemente historischer Wahrheit zugrunde. Arthurs Welt, obwohl chevaleresk und romantisiert auf eine Art, die in ein späteres Zeitalter gehört, ist trotzdem eine keltisch-christliche Welt, die ihre Wurzeln nicht nur in Wales und dem westlichen Land hat, sondern auch, über den Englischen Kanal, in der Bretagne, wohin im Jahrhundert nach dem Ende der Römerherrschaft in Britannien zahlreiche britannische Familien auswanderten.
    Die Geschichte Sarums tritt an diesem Punkt ebenfalls in eine Ära des Zwielichts ein. Man könnte diese als die Zeit des Königs Arthur bezeichnen, die Zeit zwischen dem Niedergang der römischen Welt und dem Aufstieg des feudalen Rittertums.

D IE BEIDEN F LÜSSE
    877 n. Chr.
In König Alfreds Reich Wessex sah es so aus, als würde ; dieser Winter in Frieden hingehen. Die kleine, halb von einem Wall umgebene Stadt Wilton, ein bekannter Sitz der Könige, lag am Zusammenfluß zweier der fünf Flüsse, des Nadder und des Wylye. Drei Meilen entfernt stand im Osten die alte Hügelfestung Sarum, die als äußere Verteidigungsanlage der Stadt diente.
    Nach Westen dehnte sich das breite Tal unterhalb der Kreiderücken, bis Tal und Flüsse etwa fünfzehn Meilen weiter auf den großen Wald von Selwood trafen, der wie eine Wand das ausgedehnte Land von Mittel-Wessex von dem Labyrinth kleiner Hügel, Wälder und Marschen, dem Hinterland der westlichen Region, trennte.
    Seit der angelsächsischen Besiedlung der Insel, etwa vier Jahrhunderte zuvor, hatte es viele Veränderungen und unruhige Zeiten gegeben. Ein Königreich nach dem anderen, zuerst Northumbrien, dann Mercien in Mittelengland, nun SüdWessex, hatte seine Rivalen an Macht überrundet. Unabhängige Stämme in Kent, Sussex und Ost-Anglien hatten nach und nach ihre Eigenständigkeit eingebüßt. Die Juten in Kent und auf der Insel Wight erkannten schließlich den westsächsischen König an. Die alten britannisch-keltischen Stämme im südwestlichen Devon wurden ein Teil von Wessex; selbst das ferne Cornwall sah zu Wessex als dem größeren Königreich auf. Nur Wales und Nordschottland hatten sich der sächsischen Besiedlung erfolgreich widersetzt und sollten ihre isolierte Unabhängigkeit noch jahrhundertelang behalten.
    Die

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