Sarum
nicht, viele Jahre des Höllenfeuers.
Am 1. März 1140, drei Tage, nachdem Godefrois Labyrinth vollendet war, gab es eine totale Sonnenfinsternis. Und es überraschte niemanden, daß bald darauf wieder die Anarchie herrschte.
Das neue Sarum
D IE G RÜNDUNG
1244
Wo die fünf Flüsse sich trafen, gab es etwas ganz Neues im Tal. An der sanften Flußbiegung, eine Meile unterhalb des Burghügels, wuchsen auf einem großen gerodeten Gelände, wo es vorher nur weite Wiesen mit vereinzelten Bäumen gegeben hatte, in einer Ausdehnung von mehreren hundert Morgen Gebäude empor. Es war größer als alles, was Sarum bis dahin gesehen hatte. In den Straßen mit den Häusern aus Holz und Mörtel, auf der freien Fläche mit der gewaltigen, halbfertigen Kathedrale aus grauem Stein herrschte geschäftige Betriebsamkeit. Die späteren stattlichen Ausmaße der vornehmen Stadt ließen sich bereits erkennen. Es handelte sich um das weiträumige Neu-Salisbury.
Es war keine Hügelfestung wie die alte normannische Gründerstadt, auch keine halbbefestigte Burg wie die älteren sächsischen Gründungen. Es lag in einem weiten Tal mit weiten offenen Flächen. Es hatte keinen Ringwall. Es wollte dem Wohlbefinden der Menschen und dem Handel dienen.
Um zu verstehen, wie es dazu kam, müssen wir etwas zurückgreifen. Seit der unruhigen Regierungszeit König Stephans hatte in England meistens Frieden geherrscht. Dieser Frieden war durch Stephans Neffen und Nachfolger, den Sohn der Kaiserin Mathilde, Heinrich II. gefestigt worden. Von seinen Eltern hatte Heinrich jenseits des Kanals das große Territorium von Anjou geerbt, so daß er während seiner langen Regentschaft nicht nur in England, sondern auch in der Normandie und anderen Teilen Frankreichs herrschte. Seine Kriege wurden auf dem Festland geführt, während er auf der Insel Frieden und eine stabile Verwaltung, Gesetzesbücher und die königliche Rechtsprechung, auf Gerichtsverfahren gegründet, verwirklichte.
Dieses Vermächtnis an England konnten weder sein heldenhafter, doch fern von England weilender Sohn Richard Löwenherz noch sein jüngerer unglücklicher Sohn Johann Ohneland, der den größten Teil des angevinischen und normannischen Reiches verloren hatte, zerstören. Ordnung und Frieden Englands wurden am Ende der Regentschaft Johanns durch den Aufstand der Barone kurzfristig unterbrochen, der in der Kapitulation des Königs und in der als »Magna Charta« bekannten Vertragsurkunde gipfelte, außerdem in der kurzen Besetzung des östlichen Teils der Insel durch den französischen König. Als Johann kurz darauf starb, vertrieb der Hochadel selbst klugerweise die Franzosen. Man stellte den Frieden wieder her und nahm Partei für Johanns neunjährigen Sohn, den Kindkönig Heinrich III.
Mit dem Frieden kam Wohlstand ins Land, ein spektakulärer neuer Wohlstand – der Reichtum des mittelalterlichen England, der herrliche Kathedralen und blühende Städte hervorbrachte. Er gründete sich auf mehrere Faktoren: steigende Preise in der Landwirtschaft, steigende Bevölkerungszahlen und Schafzucht. Die englische Wolle gehörte zur besten in ganz Europa, und die flandrischen und italienischen Händler mit ihrer weitgespannten Bekleidungsherstellung konnten nicht genug davon bekommen.
Der Hochadel war mächtig. Er gestattete dem Monarchen mit gewissen Einschränkungen zu regieren. Wenn ein König wie Johann sich in der unerträglichen Lage befand, zu wenige Lehnsgaben zu erhalten, um außergewöhnliche Ausgaben, meist Kriege, zu finanzieren, dann widersetzten sie sich seinem Versuch, an allen Ecken und Enden Geld herauszuschlagen. Die Entscheidung der Magna Charta war ebenso die Folge dieser naturgegebenen Spannung wie jeglicher Taktlosigkeit oder Missetat seitens des Königs. Dem Monarchen fehlte es sogar an Geldern für seine Verwaltung.
Teils aus diesem Grund, teils um die feudale Eitelkeit dieser Männer zu befriedigen, gestatteten nachfolgende Monarchen den Magnaten, weite Territorien für sie zu belehnen. Auf diesen bedeutenden Feudaldomänen handelte der Magnat als Vertreter des Königs, dessen Gerichtshöfe alles außer schweren Vergehen aburteilte. Die Untergebenen der Magnaten trieben die Steuern und Bußgelder ein. Für sein Reich innerhalb eines Königreichs bezahlte der Magnat den König entweder durch Ritterdienste oder durch festen Lehnszins.
Zu den größten Magnaten zählte die Kirche. Die Abteien Glastonbury, Malmesbury und Wilton, die Prioratskirchen von St.
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