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Sarum

Sarum

Titel: Sarum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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stellten die Engländer sie zur Verfügung, und Pembroke führte siebentausend Männer an, um die Franzosen zu schlagen. Der Triumph war von kurzer Dauer. Im Januar 1558, nach der Rückkehr von Pembroke, führten die Franzosen einen Gegenschlag und griffen Calais an. Philipp überließ es ihnen, da es ihm wichtiger war, die spanische Macht in Italien zu stärken. So fiel das letzte Gebiet, das England in Frankreich besessen hatte. Der Verlust kam dem englischen Schatzmeister zugute, da der Besitz von Calais teuer gewesen war, er bedeutete jedoch eine Einbuße für Englands Prestige.
    Maria brach es das Herz. Aber weder ihr Gemahl noch ihr Volk hegten noch Sympathien für die katholische Königin. Kardinal Pole, ihr großer Verbündeter, war von einem neuen Papst, der den stolzen aristokratischen Legaten haßte, aus England abberufen worden. Im November 1558 starb Maria krank und einsam.
    Während ihrer Regentschaft waren ungefähr zweihundertachtzig Menschen auf den Scheiterhaufen gekommen, in Anbetracht der dunklen Berichte religiöser Verfolgung eine kleine Zahl, aber die Inselbevölkerung war der Schrecken überdrüssig. Die letzten Opfer, die in Sarum auf dem Scheiterhaufen sterben sollten, wurden nicht mehr hingerichtet. Der Untersheriff zerriß die Vollstreckungsbefehle. Vor der Erneuerung der Urteile starb die Königin.
    Mit der religiösen Verfolgung war es nun vorbei, und für England war es an der Zeit, in dieser neuen Welt einen Kompromiß zwischen den gefährlichen Extremen zu finden, die so viele Menschen mit Gewissen das Leben gekostet hatten.
    Für die Insel war es ein Glück, daß es zu diesem Zeitpunkt ihrer Geschichte zwei außergewöhnliche Persönlichkeiten auf der nationalen Bühne erschienen: Elisabeth I. von England und Bischof John Jewel von Salisbury.
    1580 Es war früher Nachmittag, und nur wenige Menschen waren unterwegs. Edward Shockley kehrte aus dem Dorf Downton im Süden über den Weg am Wald von Clarendon entlang, früher als erwartet, nach Salisbury zurück.
    An der Straßenecke blieb er überrascht stehen: Aus seinem Haus kam ein Fremder. Er sah aus wie ein Handwerker. Er wollte ihn grüßen, aber da ging der Fremde bereits in Richtung Marktplatz, und Edward war zu müde, ihm zu folgen. Seltsam! Er fragte sich, wer das gewesen sein könnte.
    Langsam ging er die Straße hinunter. Er freute sich, nach Hause zu kommen.
    Es gab wenige Menschen in Sarum, die so zufrieden waren wie Edward Shockley. Endlich hatte er seinen Frieden gefunden: Jahrelang hatte er in Furcht gelebt; schlimmer, er hatte seine Frau angelogen und sich selbst verachtet. Rückblickend fand Edward Shockley einige Erklärungen dafür. Zum einen war da zweifellos seine eigene Schwäche, deren er sich bewußt war. Zum anderen jedoch hatte er selbst nicht gewußt, was er glaubte. Er hatte zwar ein Gewissen gehabt, aber kein echtes Ziel. Jetzt hatte er eines – dasselbe, für das auch die Königin eintrat. Seiner Frau oder Abigail mochte es nicht edel genug vorkommen. Aber für ihn und viele Engländer enthielt es Weisheit, und diesmal konnte er dafür einstehen.
    Das Ziel war Frieden – und Kompromiß.
    Dank ihrer geschickten Diplomatie hatte Königin Elisabeth ihrem Land weitgehend Frieden geschenkt, zumindest bisher. Shockley hielt die Regelung des religiösen Lebens für eine große Leistung. Es war ein Kompromiß. Wie ihr Vater war Elisabeth Oberhaupt der Kirche; Cranmers Gebetbuch wurde mit kleinen Änderungen wieder eingeführt; für alle Menschen war der Kirchgang Pflicht; die Kommunion wurde in Form von Brot und Wein gereicht; die Messe wurde auf englisch gelesen: Das war gemäßigter Protestantismus. Aber auch vielen Katholiken sagten die englischen Gottesdienste zu, die ihnen in ihrem Zeremoniell wenig Anlaß boten, sich verletzt zu fühlen. Im übrigen durfte es keine Ordnungswidrigkeiten geben; das Ableisten von Eiden konnte beliebig dehnbar gehandhabt werden. Was die Menschen im Innersten glaubten, wurde toleriert – solange sie in Elisabeths Kirche gingen oder eine kleine Buße zahlten.
    Während landauf, landab strenge Katholiken oder extreme Puritaner diese Neuerungen verwünschten, seufzten Männer wie Edward Shockley vor Erleichterung auf.
    Das mag unvollkommen, heuchlerisch, zynisch gewesen sein – aber dabei war es absolut vernünftig.
    Die neue Königin hatte verläßliche Berater um sich geschart, darunter Pembroke, der bereits unter dem vierten Regenten ohne Unterbrechung in hoher Gunst stand,

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