Sarum
rechtzeitig bereust.«
Als er abgeführt wurde, zeigte sein heiteres rundes Gesicht keine Spur von Furcht.
Edward Shockley erging es anders. Die nächsten zwei Tage wartete er voller Furcht darauf, daß andere Mitglieder der kleinen protestantischen Gebetsgruppe befragt würden. Würde man Peter nach Komplizen aushorchen, und würde er sie nennen? Was, wenn sie Robert oder Abigail abholten – oder gar ihn selbst?
Wie sollte er antworten, wenn sie ihn fragten, ob er die Transsubstantiation leugne? Der Gedanke ließ ihn erzittern. Was, wenn er seinen heimlichen Protestantismus leugnete, aber Abigail und die anderen den Priestern beteuerten, daß er einer der Ihren war?
Drei Tage nach Peters Verhaftung sah Edward Shockley auf dem Marktplatz John Moody auf sich zukommen. Der junge Mann sprach ihn an. »Ich muß dir etwas sagen.«
»Ja?«
»Es geht um Peter Mason. Du könntest doch mit ihm sprechen«, sagte John Moody. »Es muß etwas unternommen werden.«
»Er hat gesagt, was er glaubt, was können wir da machen?« erwiderte Shockley bedächtig.
»Ich habe ihn täglich in seinem Haus aufgesucht. Es ist nicht sein Glaube, sondern der seiner Frau«, Moody schnitt eine Grimasse, »und doch muß er dafür sterben.«
»Und du möchtest, daß ich…?«
»Beschwöre ihn zu widerrufen. Du solltest ihm helfen.« Shockley erwog den Gedanken einige Stunden lang. Er mochte Peter Mason. Vielleicht war er zu ängstlich. Wenn sie ihn verhaften wollten, hätten sie es bereits getan. Schließlich ging er abends zu dem Gefangenen, als er allein war. Er wollte nur einige Minuten bleiben. Der Raum im Gefängnis von Fisherton beherbergte außer Peter nur noch zwei Gefangene, einen Mann und eine Frau. Das Mobiliar bestand aus zwei kleinen Bänken und einem Holztisch. Peter Mason und Shockley saßen einander gegenüber. Es war kein Priester in der Nähe. Sie hatten sich eine Woche lang nicht mehr gesehen, aber er konnte keine psychische Veränderung bei dem Gefangenen feststellen, außer daß er ein bißchen schlanker war. Sein Verhalten hatte sich jedoch völlig geändert. Statt dem heiteren, beflissenen Mann mit dem einfachen Gemüt, den er kannte, fand er einen sanften, aber zurückgezogenen Fremden vor, der bereits in eine andere Welt eingegangen zu sein schien. Sie unterhielten sich eine halbe Stunde lang leise. Sie sprachen noch immer, als Abigail mit Robert kam. Sie war blasser denn je und hatte dunkle Ringe um die Augen.
Obwohl Shockley wußte, daß es klüger wäre, jetzt zu gehen, ließ ihn ein Gefühl – vielleicht schiere Neugier – bleiben. Während die drei leise sprachen, und Abigail und Robert Peter trösteten und bestärkten – sie ruhig und gelassen, er mit gelegentlichem Kopfnicken und abgehackten nervösen Gesten, saß Peter auf der Bank und hörte mit gesenktem Kopf zu.
»Morgen soll ich auf den Scheiterhaufen«, sagte er. Robert Mason war beklommen.
Abigail sah Peter unverwandt an. »Du hast das Werk des Herrn getan«, sagte sie ruhig, als ob dies genügte.
»War es recht, zu sprechen?« Mit der fast hündischen Ergebenheit, die Shockley so gut an seinem Freund kannte, blickte Peter seine Frau an – um Anerkennung flehend. »Gottes Werk ist nicht leicht«, antwortete sie.
Da stand Peter mit großer Würde auf und wandte sich an seinen Vetter Robert. »Ich vertraue dir meine Frau an«, sagte er feierlich. Und Robert neigte den Kopf.
Edward konnte es nicht länger ertragen. »Warum widerrufst du nicht?« rief er und unterbrach rücksichtslos diese feierliche Begegnung. »Sie werden auch jetzt noch eine Widerrufung akzeptieren. Glaube im Herzen, was du willst, bis bessere Zeiten kommen, Peter Mason, füge dich nur im Körper, nicht im Geist!«
Warum klang seine Stimme so gequält, wo sie doch nur sanft und vernünftig sein sollte? Fühlte er sich jetzt in der Konfrontation mit Peters Opfer selbst schuldig?
Er warf Robert einen Seitenblick zu, der die Augen senkte, Abigail, die ungerührt und sicher blieb. »Jeder Mensch muß seinem Gewissen folgen«, sagte sie ruhig.
Shockley blickte Peter erneut an. Und dann sah er in Peter Masons Augen einen winzigen, schrecklichen Augenblick lang einen völlig neuen Ausdruck: jenen vollkommenen Begreifens. Da spürte Edward, daß der törichte Mann vielleicht mehr von der Welt verstand als er selbst. Den Schmerz und die Seelenqual in seinem Blick nahmen weder Abigail noch Robert wahr, als er sehr leise sagte: »Wie könnte ich das?«
Zufälligerweise kam Nellie
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