Sarum
Dolche am Gürtel festschnallten und ihren Vater dabei anlächelten.
»Kronas Söhne werden ihm nachfolgen«, sagte das Oberhaupt. »Laßt sie also wie Herrscher geschmückt sein.«
Während er und seine Söhne Geschäfte mit den Händlern abschlossen, stellte Dluc den Matrosen allerlei Fragen. »Woher kommt ihr?«
»Von einem großen Meer weit im Süden; es dauerte mehrere Monate, es mit dem Segelboot von Ost nach West zu überqueren«, erzählten sie ihm.
Er nickte. Er wußte durch andere Händler von der Existenz dieses Meeres. Zu jener Zeit jedoch fand der sporadische Handel zwischen Britannien und den Mittelmeerländern im allgemeinen durch Mittelsmänner statt, die den Handel auf den großen Flüssen Südwesteuropas und an der Nordküste Frankreichs kontrollierten. Es war tatsächlich selten, daß Händler selbst eine so lange Seereise die Atlantikküste hinauf bis zu der fernen Insel im Norden unternahmen. In jener Nacht gab es für alle ein großes Fest am Hafen. Am Morgen danach wollten die Seeleute an der Küste weiter westwärts fahren, wo es Erz gab, dann nach Irland hinüber, um Gold zu tauschen, bevor sie wieder nach Süden segelten.
Diesen Tag sollte Dluc niemals vergessen. Er brach hell und klar an. Am Vormittag, als eine frische südöstliche Brise aufkam und kleine Wolkenbänke sich am Horizont sammelten, verabschiedeten sich die Seeleute. Als sie von der Anlegestelle langsam in den Hafen hinausruderten, erschollen Freudenrufe; einige Inselbewohner waren in ihre Boote gesprungen, und drei von ihnen schossen über das seichte Wasser, um die Gäste bis hinter die Landspitze zu begleiten. Die Söhne Kronas waren dabei und winkten fröhlich zurück.
»Lebt wohl«, riefen sie, »wir fahren mit den Händlern nach Süden!« Sie paddelten wild drauflos, von Gelächter und Zurufen angestachelt. Krona, der Priester und die Diener erklommen den Hügel und beobachteten von dort die Fahrt der Boote aus dem Hafen aufs offene Meer. Der Himmel bewölkte sich. Zwischen den schweren Wolken brachen jedoch breite Sonnenstrahlen durch und ließen das dunkle Meer stellenweise hell aufleuchten. Als die Boote die östliche Spitze der Landzunge umrundeten und durch den engen Kanal in die See glitten, kam ein kräftiger Wind auf.
Die Boote drehten nun nach Westen ab und entfernten sich rasch vom Ufer, doch obwohl das Meer aufgewühlt war, hatten sie keine Schwierigkeiten. Es war ein prächtiger Anblick: das mächtige Handelsschiff, wie es unbeirrt ins Meer vorstieß, gefolgt von den drei bunt bemalten Kanus, die auf den Wellen schaukelten und tanzten. »Sie fahren zu weit hinaus«, murmelte Krona. Die Kanus waren bereits gut zwei Meilen vom Ufer entfernt. Sie wirkten jetzt winzig klein, manchmal verschwanden sie völlig hinter einer rollenden Welle. Dann sah Dluc den Sturm aufkommen. Zuerst schien es nur eine einzige braune Wolke zu sein, ein bißchen dunkler und schwerer als die anderen, die harmlos am östlichen Horizont aufstieg, aber dann wuchs sie mit erstaunlicher Geschwindigkeit; riesige Wolkenbänke standen plötzlich am Horizont, nicht braun, sondern schwarz und bedrohlich. Bei den ersten Anzeichen berührte Dluc Kronas Arm und machte ihn aufmerksam. Das Gesicht des Herrschers verdüsterte sich.
»Wenn sie nicht sofort umkehren«, begann er, »sind sie verloren.« Die Kanus, weiterhin im Fahrwasser des großen Schiffes, schienen jedoch den Sturm hinter sich nicht zu bemerken, denn der Himmel über ihnen war noch hell.
Die Menschen auf dem Hügel schrien vergeblich; die Boote waren außer Hörweite und entfernten sich immer mehr. Schließlich drehte sich das große Schiff mit gehißtem Segel vor den Wind und durchpflügte das Meer in westlicher Richtung. Erst da wendeten die Kanus und steuerten beängstigend langsam die Landspitze an. Jetzt sahen auch sie, daß ein Sturm nahte.
»Los, ans Ufer, ihr Narren!« murmelte der Herrscher. Dies wäre der einzig vernünftige Kurs gewesen. Es war ein flacher Sandstrand, und die Wellen hätten sie ans Ufer getragen. Aber sie kämpften sich mutig zur Landspitze vor, wo eine tückische Gegenströmung herrschte. Im heranbrausenden Sturm hatten die Wellen Schaumkronen.
»Sie sind verrückt!« schrie Krona.
Als der Sturm die Kanus erfaßte, war es, als stürze die ganze Welt ins Dunkel. Die See bäumte sich auf wie ein verwundetes Tier, und gewaltige Wellen peitschten das Meer. Der Wind trieb die salzige Gischt sogar den Hügel hinauf, wo sie den Menschen ins Gesicht
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