Sascha - Das Ende der Unschuld
wie mit Tina sich nicht wiederholte. Das war etwas, was er aus Angst, ihre junge Freundschaft zu gefährden, bisher diskret umgangen hatte. Sie unterbrach ihn nicht, ließ sich nicht anmerken, was sie dachte. Schließlich endete er und einen Moment lang befürchtete er, sie verloren zu haben. Dann erfuhr er jedoch, dass sie es bereits geahnt hatte und nicht so wichtig nahm. Obwohl er eine solche Reaktion erhofft hatte, war Sascha überrascht und fragte sie:
„Aber ... willst du denn nicht mit mir schlafen? Ich meine, nur dann haben wir eine wirkliche Beziehung. Oder siehst du das anders?“
„Du hast gesagt, du willst eine Freundin, richtig?“
„Ja.“
„Und du hast gesagt, du hast schon mit Frauen geschlafen. Deshalb warten wir es einfach ab. Wenn es passiert, passiert es eben. Wenn nicht ... auch okay. Eine gute Freundschaft ist gleichfalls nicht zu verachten. Wir sollten uns da keinen Stress machen. Damit tun wir uns nämlich keinen Gefallen. Ich kann warten. Du nicht?“
Sascha atmete auf. Sollte er endlich Glück haben? Sie landeten in seiner Wohnung und einen Moment lang zweifelte er noch, als sie ihn in den Arm nahm. Aber sie machte keine Anstalten, ihn zu bedrängen und so genoss er einfach nur die für ihn kostbare Nähe eines anderen Menschen, ohne Erektionszwang und ohne die Angst, einer bestimmten Erwartung nicht entsprechen zu können.
✵
Sascha traf sich schon einen Monat mit Stefanie. Sie hatte bereits bei ihm übernachtet, ohne dass etwas passiert war und er glaubte, endlich auf dem richtigen Weg zu sein. Er hatte jetzt wirkliches Vertrauen in sie und ihre Sicht der Dinge. Wenn sie ihn abends vor dem Fernseher streichelte, empfand er es als angenehm. Wenn sie sich an ihn kuschelte, glaubte er sich fast geborgen. Sie strahlte Kraft aus, in die sich Sascha ergeben und für sich nutzen konnte.
Es vergingen zwei Wochen, bis es dann doch zum ersten Mal geschah. Die Initiative ging von Sascha aus, sie schliefen miteinander. Es passierte dabei nicht mehr als damals bei Jennifer. Ein wenig streicheln, ein paar Küsse und dann der Akt. Aber Stefanie gab Sascha das Gefühl, gut gewesen zu sein und vermittelte ihm damit Selbstbewusstsein und den Eindruck, ihre Beziehung kontrollieren zu können.
Sascha war so stolz auf sich und seine Freundin, dass er seinem Vorsatz untreu wurde, nicht mehr in Köln auszugehen. Er wollte, dass Jimmy Stefanie kennen lernte. Bisher hatte er nur am Telefon von ihr gesprochen und Jimmy hielt sich bedeckt. Er äußerte keinen seiner vielfachen Zweifel.
Am Abend, als er dann tatsächlich mit Stefanie engumschlungen und sehr selbstgefällig ins PASSION ging, umgab Sascha dann auch gleißend der Glorienschein eines passionierten Vollblut-Heten. Jimmy kam lächelnd auf ihn zu und wollte ihn umarmen. Dann erst bemerkte er Stefanie. Das Lächeln fiel so langsam aus seinem Gesicht wie der Nieselregen aus einer Wolke. Übrig blieb die Imitation eines Grinsens. Sascha hatte einigen einiges zu erklären und tat dies nicht ungern. Er trug seine neue Selbstsicherheit wie ein spiegelblankes Amulett auf seiner Brust. Er glaubte tatsächlich, sich nun über die nie geliebte Welt der Schwulen erhoben zu haben, von der er eigentlich nur die miese, demütigende Seite kannte. Er sah deutliche Verachtung in den Augen seiner früheren Gespielen und hielt dies für Neid. Stefanie ihrerseits fing immer wieder abschätzige Blicke und eine Menge bissiger Bemerkungen ein. So wurde es weder ein erfreulicher, noch ein lang ausgedehnter Abend. Als Sascha nach einer Stunde zu Jimmy ging, um sich zu verabschieden, zog dieser ihn zu sich hinter die Theke.
„Kannst du mir mal sagen, was das da soll? Warum kommst du mit ihr hierher? Du weißt, ich sehe dich immer gern, aber du könntest wirklich allein kommen.“
„Was du nicht sagst. Wenn du mich gern siehst, musst du dich auch mit meinem neuen Leben anfreunden. Stefanie gibt mir nun mal mehr als ihr Typen.“
„Ach ja? Was zum Beispiel? Wo der Wolkenkratzer stehen sollte, ist nur eine Baugrube?“
„Siehst du, da gibst du das beste Beispiel. Zeig mir einen hier in der Szene, der dir auch mal zuhört und nicht nur mit dir ins Bett will. Zeig mir denjenigen, der beziehungsfähig ist. Ihr seid doch alle abgewirtschaftet und ausgepumpt, weil ihr niemanden habt. Ihr vögelt euch tot und fragt dann auch noch, warum ihr nicht glücklich dabei werdet. Ich war genauso fertig, aber jetzt geht es mir wieder gut. Das ist es ... der wahre Wert im Leben
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