Satan - Retter der Welt
geschafft.
Sam stand auf einem schneebedeckten Kamm in der Mitte von Nirgendwo, was die Art von Ort war, wo er seine Tore am liebsten hatte. Hier stand wenigstens niemand herum und tönte: »He, da ist grade so 'n Typ aus dem Nichts aufgetaucht!«
Sam blieb nur so lange in der Kälte stehen, wie nötig war, um wieder zu Atem zu kommen. Dann wandte er sich zu dem Tor um. Es war ein bedauerlicher Umstand des Weltenwandelns, dass man nie direkt von einem Tor auf der Erde zu einem anderen Erdentor gelangen konnte. Das einzig Gute daran war, dass man von der Hölle oder dem Himmel zu jedem beliebigen Teil der Erde gelangte, wo man hinwollte.
Sam riss sich den Hut vom Kopf. Auch den Mantel des alten Mannes zog er aus und ließ ihn achtlos in den Schnee fallen. Mit vor Kälte zitternden Händen zog er den Umschlag hervor, den er in Tinkerbells Apartment gefunden hatte.
Die Anschrift lautete: »An den Geschäftsführer, Engelspalast, Berlin.«
Nun, Berlin war leicht genug zu finden, selbst wenn der Engelspalast eine etwas beängstigende Adresse war, wenn man mit Engeln schon die eine oder andere unliebsame Bekanntschaft gemacht hatte. Außerdem kannte Sam jemanden in Berlin, der ihm vielleicht helfen könnte.
Er drehte sich um und trat wieder durch das Tor, eine schattenhafte Gestalt in der Dunkelheit Doch jetzt, da er ein Ziel vor Augen hatte, war er beinahe glücklich.
4
Fritz der Fälscher
In einer kleinen, dunklen Straße in einem kleinen, dunklen Vorort von Berlin, in einem kleinen, dunklen Haus mit einem kleinen, dunklen Kellergeschoss saß ein Mann namens Fritz. Er war, im Gegensatz zu allem anderen um ihn herum, ausgesprochen gut aussehend, abgesehen von der Tatsache, dass eine lange Zeit des Zorns und Unmuts über die Welt sein Gesicht gezeichnet hatte. Seine Wohnungstür war nicht viel mehr als ein großes Stück verrostetes Blech, und als Sam dagegenklopfte, gab sie ein dumpfes »Klank, Klank« von sich. Fritz warf einen misstrauischen Blick aus einem blauen Auge zur Tür und sah Sam. »Kacke«, murmelte er auf Deutsch. »Ausgerechnet du.«
»Freut mich auch, dich zu sehen, Fritz«, sagte Sam und trat ein, ohne auf eine Aufforderung zu warten.
Der Großteil des Mobiliars bestand aus umgedrehten Kisten, mit zerschlissenen Kissen gepolstert, die aussahen, als ob alles mögliche Getier sich bereits darauf gefläzt hätte. Der Stuhl, auf den Sam sich niederließ, hatte nur drei Beine, doch ein Stapel billiger Leihbücher gab ihm Stabilität.
»Fritz, deine magische Hand wird benötigt«, sagte Sam und warf ihm den Brief nebst Umschlag zu.
Franz las ihn mit hochgezogenen Brauen. »Was soll ich damit anfangen?«, fragte er schließlich.
»Ich möchte, dass du mir einen neuen Brief schreibst, in derselben Handschrift.«
»Was soll darin stehen?«
»Etwas in der Art von: »Lieber Geschäftsführer vom Engelspalast und so weiter, der Mann, der diesen Brief überbringt, ist
vertrauenswürdig. Er hat den Auftrag, Sebastian Teufel aufzuspüren. Sagen Sie ihm alles, was er wissen muss .. .<«
»Er soll dich aufspüren?«, fragte Fritz mit einem Stirnrunzeln. »Darf ich fragen wieso?« »Sagen wir einfach, ich bluffe.« Fritz hob die Schultern. »Was zahlst du?« »Ich habe kein Geld bei mir - ich komme direkt aus der Hölle.«
»Du bist ein guter Kunde. Ich nehm auch einen Wechsel.« »Damit du ein Muster meiner Handschrift hast? Fritz, dafür kenne ich dich viel zu gut.« Fritz grinste. »Sebastian, wie kannst du mir nicht trauen?« »Da staunst du. Sollen wir sagen, zweihundert Euro, zu zahlen in nächster Zukunft?«
»Drei, Sebastian, dreihundert! Du weißt, du kannst es dir leisten.«
»Mein Konto wird überwacht.«
»Die Entschuldigung zählt nicht«, meinte Fritz und machte eine Handbewegung, als könnte er Sams Probleme mit einem Abwinken vertreiben. »Du kannst ja was klauen.«
»Fritz, nicht jeder ist ein Anarchist. Mach's einfach, ja? Du wirst dein Geld schon kriegen.«
»Na gut, aber nur, weil du so 'n treuer Kunde bist.« Fritz setzte sich an einen Schreibtisch und schaltete ein sehr helles, ruhiges Licht an. Er nahm den Brief näher in Augenschein. »Muss es auch dasselbe Papier sein?«
»Ich glaube nicht. Versuch einfach, es so ähnlich wie möglich hinzukriegen.« »Das kann dauern.« »Hast du eine Straßenkarte?« »Nee.«
»Ich bin in einer halben Stunde zurück«, sagte Sam mit einem Seufzen.
Er nahm die U-Bahn zur Stadtmitte, wo überall triste Betonburgen, auf denen noch die
Weitere Kostenlose Bücher