Satan - Retter der Welt
zum übernächsten und zum überübernächsten. Die ganze Zeit blickte er über die Schulter zurück. Die Männer waren verschwunden; zweifellos hetzten sie jetzt im Gebäudeinneren hinter ihm her. Tinkerbell stand immer noch am Geländer seines Balkons und seufzte. »Ist das alles ermüdend!«, hörte Sam ihn sagen.
Sam machte eine Verbeugung in seine Richtung, dann schwang er sich vom Balkongeländer ein Stockwerk tiefer. Er riss die gläsernen Schiebetüren zur Wohnung auf und stürmte hinein. Ein Mann und eine Frau, die im Bett lagen, begannen bei seinem Anblick zu kreischen. Sam rief: »Sorry, muss nur mal durch!«, und rannte durch ihr Apartment. Auf dem Gang draußen stand ein überraschter alter Mann in einem Morgenmantel. Der Alte ließ seine Zeitung fallen und machte, dass er in seine Wohnung kam, als hätte er den Teufel selbst gesehen. »Sorry«, sagte Sam erneut, als er einen Fuß zwischen die Tür schob. Seine Finger schlossen sich um ein dürres Handgelenk, und der physische Kontakt reichte ihm aus, den Mann in Trance zu versetzen. Der Alte knickte zusammen.
Sobald er in der Wohnung stand, schlug Sam die Tür hinter sich zu. Dann ließ er seine Taschen auf den Boden fallen und begann, seine Kleidung zu durchsuchen. Tinkerbell musste den Sender irgendwo versteckt haben. In einer seiner Jackentaschen, tief im Futter vergraben, fanden seine Finger einen kleinen Plastikgegenstand. Es war ein winziges rundes Elektronikteil, aus dem zwei kleine Drähte ragten. Er seufzte und wickelte die Drähte umeinander, wo sie sich zuvor nicht berührt hatten. Etwas im Schaltkreis gab einen entrüsteten Piepser von sich, und alles war wieder still.
Sam murmelte eine leise Entschuldigung, an den alten Mann gerichtet, der in seinem Morgenmantel auf dem Fußboden lag,
und durchsuchte die Wohnung, bis er einen Kleiderschrank fand. Die Kleider darin rochen muffig und nach Mottenkugeln. Dennoch suchte er sich einen langen Mantel heraus und zog ihn über. In den Taschen entdeckte er ein halb volles Päckchen Pfefferminz, einen uralten Busfahrschein und eine vergammelte Bananenschale, die er alle auf den Boden warf. In der Küche fand er eine Mülltüte und steckte seine Umhängetasche und den Hockeyschlägerbeutel hinein. Von einem Haken nahm er einen alten Hut, der aussah wie aus einem Thriller der Dreißigerjahre, setzte ihn auf, zog die Krempe herunter und öffnete die Wohnungstür.
Der Gang draußen war leer. Sam ging los, wobei er sich Mühe geben musste, nicht zu schnell zu laufen. Er erreichte das Treppenhaus. Es war leer. Langsam ging er die Stufen hinab, wobei er einen idiotischen Drang zu pfeifen verspürte. Über sich hörte er Stimmen, aber er blieb nicht stehen. Schnelle Schritte wurden laut; ein Mann in Schwarz kam die Treppe hinaufgehastet, an ihm vorbei, wobei er ihn von oben bis unten musterte, hielt aber nicht an, sondern ging weiter, zwei Treppenstufen auf einmal nehmend.
Einen Augenblick später jedoch hielt der Mann abrupt an. Sam konnte seinen Blick im Nacken spüren. Dann hörte er jemanden sprechen, wie in ein Mikrofon: »Möglicher Verdächtiger auf dem Weg nach unten ...«
Sang ging weiter die Treppe hinunter, langsam und bedacht Er hörte Schritte hinter sich, sah Gestalten vor ihm, aber ließ sich nicht beirren. Er erreichte das Erdgeschoss, legte seine Hand auf die Haustürklinke, als hinter ihm Tinkerbells Stimme ertönte: »Verzeihung, Sir?«
Er drehte sich nicht um. Er öffnete die Tür, rannte hindurch und schlug sie Tinkerbell ins Gesicht. Ein Lächeln stahl sich in seine Mundwinkel, als aus dem Inneren Rufe und Schreie
ertönten. Die Tür erzitterte, als mehrere Körper dagegenprallten, aber nicht einmal eine Axt würde eine so dicke Metallplatte durchschlagen. Sam wartete, den Rücken gegen die Tür gedrückt, bis er sicher war, dass das Schloss eingeschnappt war, dann schlug er mit einer flammenden Hand gegen die Wechselsprechanlage. Mit einem lauten Knall explodierte die Elektronik, und ein dumpfes Knirschen kam von der Tür selbst. Dieses Schloss würde keiner so schnell wieder aufkriegen.
Sam nahm die Beine in die Hand und rannte, so schnell ihn seine Beine trugen, durch die Straßen von Southwark. Er folgte nicht mehr der Karte von London vor seinem inneren Auge, sondern suchte mit aller Macht nach dem nächsten Höllentor, durch das er gehen könnte. Es war schwer, sehr schwer, jemandem durch ein Weltentor zu folgen; man musste schon ziemlich genau wissen, wohin sein Weg
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