Satan - Retter der Welt
Reste von Graffiti zu sehen waren, neuen Hochhäusern mit gläsernen Fensterfronten wichen, welche in Windeseile aus dem Boden gestampft wurden. Gesäumt wurde das Ganze von Resten feudaler Architektur des neunzehnten Jahrhunderts, von denen das meiste bereits in Auflösung begriffen war. Er ging breite, mit Linden gesäumte Prachtstraßen entlang, vorbei an Cafes und riesigen, hässlichen internationalen Hotels, die in jedem Land die gleichen waren, sowie an einer demolierten Polizeistation, an einer Apotheke, die so neu, hell und sauber aussah, dass sie als eine noch hygienischere Erweiterung des nahe gelegenen Krankenhauses hätte dienen können, und weiter zu einem kleinen, anonymen Gebäude an der Straßenecke. Er stieß die Tür auf, die sich mit einem elektronischen Summton über die Langeweile des Alltags beschwerte.
Straßenkarten bedeckten die Wände; desgleichen Karten der näheren Umgebung und Poster, die Sehenswürdigkeiten in und um Berlin zeigten. Schlösser wetteiferten mit neuen gläsernen Regierungsgebäuden im Stadtzentrum und Bildern von Umzügen und örtlichen Festen. Aus unerfindlichen Gründen gab es dazwischen auch ein Bild von einem weißen Häschen mit einem Glöckchen am Halsband.
Eine junge Dame saß hinter einem Tresen, mit dem breiten, gönnerhaften Lächeln im Gesicht, das für Touristen reserviert war.
»Ah, guten Tag«, sagte er auf Deutsch.» Können Sie mir sagen, wo ich den Engelspalast finde?«
Auf dem Gesicht der Angesprochenen spiegelte sich Enttäuschung, da sie ihre profunden Fremdsprachenkenntnisse nun nicht mehr würde unter Beweis stellen können. Sam war fast versucht, seine Anfrage in gebrochenem Englisch zu wiederholen.
»Was soll das sein?«, fragte sie auf Deutsch. »Ein Museum, ein Kino, ein Theater...?«
»Ich hatte gehofft, Sie könnten mir helfen, das herauszufinden. Es gibt da einen Geschäftsführer, wenn das irgendwie weiterhilft.«
»Einen Moment!« Ihr Lächeln war fast verflogen, als ihr die Trivialität der Aufgabe bewusst wurde. Sie wandte ihre Aufmerksamkeit einem PC-Monitor zu, der so gedreht war, dass Sam den Bildschirm nicht sehen konnte. Wahrscheinlich spielte sie Solitär darauf. Sam wartete, während sie ihre Anfrage eingab.
»Der Engelspalast«, sagte sie schließlich, »ist ein Nachtklub. Rosenstraße siebenundsechzig.«
Übers ganze Gesicht strahlend und beinahe — wenn auch nicht ganz - pfeifend verließ Sam den Laden.
»Kleine Fische«, sagte Fritz und reichte ihm den frisch gefälschten Brief. Ja, er hatte die Aufgabe so uninteressant gefunden, dass er dem Umschlag noch das Wort »Persönlich zu übergeben« hinzugefügt hatte, nur weil er gerade dabei war.
Sam überflog den Brief und fragte: »Weißt du, wo die Rosenstraße ist?« »Nicht weit von hier.«
Sam blickte auf. Zweifel lag in seinen dunklen Augen. »Das ist der Punkt, an dem du mit düsterer Stimme sagen solltest: >Ooooh, Sie wollen da doch nicht wirklich hingehen, junger Mann. Es ist nicht sicher in der Rosenstraße.<«
»Die Rosenstraße«, sagte Fritz affektiert, »ist das Zentrum des innerstädtischen mondänen-aber-halbseidenen Gewerbes.«
»Du meinst, wo die Reichen und Privilegierten hingehen, um sich davon zu überzeugen, dass sie Menschen sind wie du und ich?«
»Du hast es erfasst«
»Gibt's sonst noch was, was du mir sagen willst?« »Ja.«
»Wird es mich froh und glücklich machen?«
»Nein.«
Sam machte eine ausholende Geste. »Lass hören.«
»Vor zwei Tagen klopfte ein Mann mit roten Haaren, finsterem Blick und einer großen Axt an meine Tür und wollte wissen, ob ich dich in jüngerer Zeit gesehen hätte. Ich sagte nein. Es sagte, wenn du auftauchen würdest, sollte ich ihn anrufen. Es würde mein Schaden nicht sein.«
»Und was hast du gemacht?« Sam war plötzlich angespannt und darauf bedacht, sein Schwert in Reichweite zu halten.
»Ich habe ihm gesagt, ich würde darüber nachdenken. Aber schließlich gehört er nicht zur treuen Kundschaft, nicht wahr? Im Gegensatz zu dir.«
»Hat der geheimnisvolle Fremde seinen Namen genannt?«
Fritz sah, wie Sam sich wand, und genoss es, ihn auf die Folter zu spannen. »Tja«, zierte er sich, »wenn ich 's nicht besser wüsste, würde ich sagen, es war Brüderchen Thor.«
»Aber du weißt es besser?«, meinte Sam hoffnungsvoll.
»Eine Redensart. Es war Thor. Es sucht nach dir.« Fritz kostete die Gelegenheit so offensichtlich aus, dass Sam nicht umhin konnte, eine entsprechende Bemerkung zu
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