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Satan - Retter der Welt

Titel: Satan - Retter der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Webb
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von laufenden Ermittlungen. Gehen wir.«
    Am Empfang fragte Sam höflich, ob Herr Hintzen die Operation überstanden habe.
    »Er ist auf der Intensivstation. Sein Zustand ist stabil.«
    »Stabil« war in Sams Vorstellung ein beunruhigendes Wort. Der Tod war stabil. »Wir würden gern zu ihm.«
    »Tut mir leid, aber das ist nicht möglich.«
    Sam stieß Marc in den Rücken. Marc zog langsam und widerstrebend seine Dienstmarke heraus. »Dies ist eine offizielle polizeiliche Untersuchung.«
    »Er ist noch nicht bei Bewusstsein.«
    »Wir würden ihn trotzdem gern sehen«, sagte Sam rasch, bevor eine längere Pause entstehen konnte. »Wir werden ihn nicht wecken.«
    Die Rezeptionistin zuckte die Achseln; offenbar war sie unsicher, wusste aber nicht, was sie gegen die polizeiliche Bitte tun sollte. »Den Gang entlang, dann links und danach die erste rechts.«
    Sie gingen einen langen Korridor entlang. Marcs Schuhe quietschten auf dem Kunststoffbelag. Sam blinzelte vor Müdigkeit unter dem grellen Neonlicht. Manchmal hatten sehr empfindliche Augen ihre Nachteile. Eine Ärztin kam vor ihnen aus einem Raum, doch nach einem kurzen Blick auf die beiden Männer wandte sie sich sofort wieder ab. Ein Polizist und ein Kriminalbeamter in Zivil waren in der Notaufnahme nichts Ungewöhnliches. Sam war es kalt nur in Hemd und Hose; seine Hand mit der Pistole unter dem darumgewickelten Pullover war klebrig vor Schweiß. Es stank nach Desinfektionsmittel. Irgendwo in der Ferne hustete jemand, von anderswoher kam ein Weinen.
    Sie hielten vor einer Tür mit einem Glasfenster. Eine Krankenschwester beugte sich über ein Bett, auf dem Hintzens blasses Gesicht aus den Kissen ragte. Seine Augen waren geschlossen. Schläuche führten in Mund, Nase, Arme. Ringsum piepsten Maschinen, eindrucksvoll, doch in Sams Augen unbedeutend. Er stieß die Tür auf. Die Schwester blickte auf. »Verzeihung, aber Sie können —«
    Marc hielt ihr mit versteinertem Gesicht unaufgefordert die Dienstmarke hin.
    »Bitte lassen Sie uns mit ihm allein«, sagte Sam. »Wir rufen Sie, wenn wir Sie brauchen.«
    »Aber ich -«
    »Vielen Dank«, sagte Sam fest und hielt die Tür auf.
    »Ich bin in fünf Minuten wieder da.«
    Die Tür schloss sich hinter ihr, und Sam blickte auf Hintzen hinunter, dann zu Marc.
    »Handschellen!«, sagte er.
    »Was?«
    »Bist du taub? Gib mir die Handschellen!«
    Marc warf sie ihm rüber; sein zuvor ausdrucksloses Gesicht sprach Bände. Sam fesselte ihn mit den Handschellen an einen Heizkörper und sagte: »Schau, ich werde niemandem etwas tun, ja?«
    »Ich wünschte, ich könnte das glauben.«
    »Habe ich jemanden verletzt oder jemanden getötet? Gib mir 'ne Chance, okay?«
    Sam trat von Marc zurück, der ihn nicht aus den Augen ließ, und legte die Pistole mitsamt dem Pullover auf den Boden neben Hintzens Bett. Er beugte sich über den schlafenden Mann und legte vorsichtig die Hände über dessen Gesicht, mit gespreizten Fingern, um so viel Körperkontakt zu haben wie möglich. Dann schloss er die Augen und ließ seinen Geist in den Hintzens einsinken.
    Er war versucht gewesen, ihn zu heilen, doch damit wäre er das Risiko eingegangen, nicht nur sich selbst aller seiner Kräfte zu berauben, sondern auch, dass Hintzen nach dem Erwachen wieder Amok gelaufen wäre. Sam war nicht so dumm, diesen Kampf noch einmal ausfechten zu wollen, und dann auch noch ohne seine regenerativen Kräfte. So wählte er eine subtilere Lösung.
    Schicht um Schicht konnte er Hintzens schlafenden Geist erspüren. Sanft fädelte er seine eigenen Gedanken hinein, sah, was Hintzen sah, fühlte, wie er fühlte, hörte ...
    Das Heulen von Wind in einer leeren Landschaft. Sam blickte sich um. Nie hatte er eine solche Ödnis gesehen. Riesige Krater voller Nebel und Tümpel mit gelbem Gas, zerfetzte Bäume, Stacheldraht, der schlaff um verlassene Gräben hing, geborstene Geschützrohre, die himmelwärts ragten, aufgerissene Sandsäcke, die ihren Inhalt in eine durchnässte Landschaft und aufgepflügten Schlamm ergossen.
    Sam drehte sich um, suchte in dieser Landschaft nach Hintzen. Hörte einen Laut, der nicht vom Wind herrührte. Ein Mann in Helm und Militäruniform spähte aus einem der Schützengräben zu ihm herüber. Er hielt ein Gewehr auf Sam gerichtet. Sam starrte ihn an und sagte sich: Dies alles ist nicht real, das gibt es nur in Hintzens Kopf.
    »Hintzen«, sagte er ruhig, »nichts von dem hier ist wirklich, das weißt du, nicht wahr?«
    Die Hände, die das Gewehr

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