Satan - Retter der Welt
Uranos in seiner Seele trage. Aber Loki lachte nur und sagte: >Dann vernichte mich!<«
»Aber Vater Zeit hat es nicht getan. Warum nicht?«
»Einige sagen, Chronos wollte, dass Loki Uranos freisetzt. Er hätte in die Zukunft geblickt und tausend Schicksale gesehen, in denen Loki die Tore zu Uranos' Gefängnis aufschloss und Uranos, der sich von einem Verbündeten befreit glaubte, in das Universum entwich. Es gab nur wenige Zukünfte, ganz wenige, in denen Loki Baldur tatsächlich tötete.«
»Doch eine dieser Möglichkeiten traf ein.«
»Ja. Lokis erster Schachzug bestand nicht darin, Uranos zu befreien, wie Chronos erwartet hatte. Stattdessen tötete Loki den Träger des Lichts. Vater Zeit muss entsetzt gewesen sein, als eine Zukunft nach der anderen verblasste und starb, eine Möglichkeit nach der anderen um ihn herum versiegte. Überall, wohin er sah, füllte nur Baldurs Tod seine Augen. Es heißt, Baldur sei das einzige Kind gewesen, das Vater Zeit je wirklich geliebt hat.
Als die anderen herausfanden, was Loki getan hatte, machten sie Jagd auf ihn. Sie wollten nicht, dass Uranos befreit wurde, wenn der Träger des Lichts tot war. Es gingen Gerüchte um, dass Vater Zeit schwach geworden sei. Seine Liebe zu Baldur, so sagte man, habe ihn blind für die Tatsache gemacht, dass sein eigener Sohn nicht stark genug war, das Licht gegen Loki einzusetzen. Als sie Loki zu fassen kriegten, sperrten sie ihn ein.
Bis zum heutigen Tage liegt er in seinem Kerker, immer noch befleckt vom Makel des Uranos. Aber Chronos will nicht, dass er stirbt. Er will ihn leiden lassen für das, was er getan hat. Und es geht das Gerücht, dass er vielleicht eines Tages wieder Verwendung für ihn haben wird.«
»Wozu?«
Freya hob die Schultern, ohne seinem Blick zu begegnen. »Vielleicht hat Chronos einen weiteren Plan, Uranos herauszulocken. Vielleicht glaubt er, ein anderer Träger des Lichts hätte eine größere Chance als Baldur, Uranos zu vernichten.«
Sam starrte sie an. Sein Mund war trocken. Sie warf einen Blick in seine Richtung, sah das Flackern in seinen Augen und lächelte nervös. »Oder vielleicht auch nicht. Wer weiß?«
»Die Zeit wird es zeigen«, sagte Sam.
»Ja«, antwortete sie gedankenvoll. »Ich hoffe nur, unser Vater weiß, was er tut.«
6
Telefonkontakt
Spät am Nachmittag erwachte Sam aus seiner Trance. Er setzte sich im Rettungswagen auf, blinzelte, um seinen Kopf zu klären, und betastete vorsichtig seinen Knöchel. Alles paletti. Dennoch nahm er sich Zeit, auf die Beine zu kommen.
Unter einem der Sitze fand er eine Jacke mit fluoreszierenden Streifen und dem Dienstabzeichen der Notfallsanitäter mit Schlange und Stab. Die Jacke war schwer und ein bisschen groß für ihn, aber er zog sie über und schob die Pistole in eine Tasche.
Die örtliche Telefonzelle draußen war nicht mehr als ein Apparat unter einem winzigen Schutzdach aus Plexiglas neben einer großen Recycling-Tonne. Sam lehnte sich gegen die Tonne und versuchte, unbeteiligt dreinzuschauen. Er beobachtete die Straße, als hätte die Telefonzelle nichts mit ihm zu tun.
Genau um fünf Uhr dreißig klingelte das Telefon. Sam ließ es ein paarmal läuten, dann nahm er den Hörer ab. Eine Stimme sagte auf Französisch: »Ich habe das erste Rotkehlchen im Frühling gehört.«
Verdammt! Scheiß Wortspiele! Die Möglichkeit eines Erkennungswortes war ihm so absurd erschienen, dass er sie gar nicht erst in Erwägung gezogen hatte. Auf Deutsch schnappte er zurück: »Hintzen ist im Krankenhaus, mit einem Messerstich.«
Schweigen. Dann sagte jemand, auch auf Deutsch: »Wer ist da?« Die Stimme einer Frau, mit einem Akzent, den Sam nicht lokalisieren konnte. Sie klang ungeduldig, misstrauisch. Der zackige Unterton ließ vor seinem geistigen Auge das deutsche Gegenstück einer Welt von Wellington-Stiefeln, Jagd und Fachgesprächen über Cricket aufsteigen.
»Mein Name ist... Marc. Ich arbeite für Hintzen. Er ist auf der Intensivstation.«
»Was machen Sie an diesem Telefon?«
»Hintzen hat mir gesagt, ich solle herkommen. Er sagte, er hätte eine dringende Nachricht zu übermitteln. Eine Sache von Leben und Tod, hat er gesagt-«
»Wer hat ihn angegriffen?«
»Ein großer Mann. Rothaarig, Typ wie ein Bodybuilder.« Mit Namen Thor, wie sonst ? Schauen wir mal, ob ich mein Brüderchen nicht ein bisschen in Schwierigkeiten bringen kann ...
»Wie lautet die Nachricht?«
»Keine Ahnung. Er hat mir 'ne CD gegeben und mir nicht gesagt, was drauf
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