Satan - Retter der Welt
trat der Dämon vom Telefon zurück und begann nervös, die Arme vor der Brust verschränkt, im Zimmer auf und ab zu gehen.
Nach einer halben Stunde sah Sam Scheinwerfer auf das Haus zukommen. Sie gehörten zu einem roten Opel Kadett, wie man
ihn in Berlin zu Dutzenden sah. Drei Gestalten stiegen aus dem Wagen und kamen auf das Haus zu. Ein paar Augenblicke später konnte Sam zwei weitere Dämonen in der Küche ausmachen. Die dritte Person war eine Frau in einem langen Pelzmantel, die Lippen knallrot geschminkt, die Haare mit einer betonierten Dauerwelle und blond gefärbt. Ihr Gesicht trug einen Ausdruck, als wollte sie sagen: »Kinder, bitte ...«
Der Kapuzendämon deutete mehrmals auf Sams Papp-CD. Die Frau tätigte einen Telefonanruf, dann einen zweiten. Sam wurde allmählich ungeduldig. Ein weiterer Wagen fuhr vor, vermutlich auf einen der Anrufe hin. Sam sah eine einzelne Gestalt aussteigen und ins Haus gehen. Mit finsterem Gesicht funkelte sie die Dämonen an, die sich duckten.
Gabriel. Der Erzengel Gabriel - oder Gail, je nachdem, mit wem sie zusammen war - stand in der Küche und redete mit Personen, die, wenn Sam sich nicht täuschte, zum Kern der Ashen'ia gehörten. Dieselbe Gabriel, die Freya in ihrem Kampf gegen Seth beigestanden hatte, die von einer kleinen Farm in Mexiko geflohen war, als die Pandora-Geister sie bestürmt und versucht hatten, ihr Herz mit Hass zu vergiften. Dieselbe Gabriel, die zu finden und zu beschützen er um die halbe Welt gereist war.
Gabriel, hier - und zusammen mit Ashen'ia...
Er erinnerte sich an seine Sichtung. Wem dienst du Weh diene dir. Ich habe dir immer gedient, Meister. Wird der Träger des Lichts kommen ? Ja, er wird kommen. Er kann nicht anders, selbst jetzt sucht er nach dir.
Es dachte etwas länger darüber nach. Gedanken, Regungen, Erinnerungen. Gabriels Stimme in seinem Kopf, als sie während der Sichtung kurz in Kontakt gekommen waren ... >Sam ?'
>Gail, ich bin hier... < >Wo bist du?<
>Auf der Erde. <
>Du bist in Gefahr. <
>Ich weiß. <
>Man sucht nach dir. <
>Ich weiß. <
> Jemand will dir helfen. <
>Wer?<
Dieselbe Geschichte. Jemand wollte ihm helfen: die Ashen'ia. Jemand suchte ihn: die Ashen'ia.
Gabriel hatte sich von Mexiko aus direkt zu den Ashen'ia geflüchtet. Wie lange hatte sie für diese Leute gearbeitet? Hatte sie die ganze Zeit gewusst, dass die Ashen'ia Sam im Visier hatten, den Träger des Lichts für sich vereinnahmen wollten, um das Universum mit seiner Macht in Schach zu halten? Hatte sie ihn durch die ganze Welt zu sich gelockt, weil die Ashen'ia es so wollten? Oder weil sie Uranos wirklich fürchtete?
Sam fragte sich, was er jetzt tun sollte. Er konnte spüren, wie sich die Reihen seiner Verbündeten lichteten. Stand die ganze Welt entweder auf Seiten der Ashen'ia oder im Dienste Seths? Zum ersten Mal seit Jahrhunderten war Sam angreifbar. Und die Ashen'ia hatten das erkannt und nutzten es aus, um ihn für ihre eigenen Zwecke zu vereinnahmen.
Auf der anderen Seite glaubte er nicht, dass die Ashen'ia wirklich scharf darauf waren, Uranos auf das Universum loszulassen. Wenn sie den Höheren Mächten ans Leder wollten, würden sie dafür ein Universum des freien Willens brauchen. Was wiederum bedeutete, dass Uranos aufgehalten werden musste. Und dafür brauchten sie Sam, lebendig.
Somit besaß Sam, auch wenn er ganz auf sich allein gestellt war, eine gewisse Verhandlungsstärke. Was freilich nicht hieß, dass er eine Ahnung hatte, wie er jetzt vorgehen sollte.
Nach reiflicher Überlegung kam ihm eine Idee. Sie war nicht brillant, aber sie würde reichen müssen.
Er ging zu Gails Wagen.
Autoreifen, stellte er fest, waren erstaunlich zäh. Er musste eine Menge Kraft aufwenden, bevor sein Dolch einen von ihnen beschädigen konnte. Schließlich schlitzte er einen Vorderreifen und, um sicherzugehen, auch noch einen Reifen hinten auf. Dann durchstach er zwei Reifen an dem Kadett und rannte durch die Dunkelheit über das Feld. Dort benutzte er einen geistigen Fühler, um das Vorhängeschloss am Tor aufschnappen zu lassen, bevor er den Rettungswagen auf das Feld fuhr und ihn in sicherem Abstand vom Haus zum Stehen brachte, weit genug entfernt, dass selbst die Augen eines Erzengels ihn nicht entdecken konnten.
Gail und die Ashen'ia waren immer noch im Haus und redeten - über ihn, hoffte er. Es wäre eine Art Befriedigung, so viel Anlass zu Ärger zu geben.
Sie redeten. Sie redeten weiter, als ob dies das Einzige wäre, was sie
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