Satan - Retter der Welt
Körper und krallenförmigen Finger- und Zehennägeln, in Todespein.
Dort hing sie gefesselt eine Sekunde lang. Dann verlosch das Licht, und auch das grausige Bild verschwand. Tief unter ihm, auf einer Straße voller Menschen, taumelte eine kleine schwarze Gestalt und sank in sich zusammen. Einen langen Augenblick stand sie so da, dann hob sie ihr schmerzverzerrtes Gesicht erneut. Sie legte die Hände auf die Ohren und kniff ihre Augen so fest zu, wie sie konnte, um die Flamme jedes lebendigen Wesens in der Umgebung auszuschließen, die so hell vor Leben waren, dass sie sie zu blenden drohten. Sie versuchte, das Brüllen all jener Stimmen aus ihrem Geist zu verbannen ...
Was ist passiert?
Warum bin ich hier?
Wieso bin ich aufgestanden ?
Weiß er es?
Hat sie es gesehen ?
Ist es hier?
Sind wir da ?
Was tun wir hier ?
Bin ich das ?
Wer ist das ?
Warum hält er sieh die Ohren zu ? Was war das für ein Licht ? Warum hat er die Augen geschlossen ? Welche Stimme gehört mir? . Geht fort, lasst mich allein, geht fort, lasst mich allein...
Eine Hand berührte seinen Arm. Er öffnete die Augen. Ein Mann stand da, dunkel, gesichtslos, dunkel wie Ebenholz, und sein Geist —
Sam legte die Hand auf den Mund, um nicht laut zu schreien, und biss fest auf die Stelle zwischen Daumen und Handgelenk. Dunkel wie Ebenholz, nicht brennend vor Leben wie jedermann sonst. Und wenn er dem Geist lauschte, hörte er das endlose Ticken des Universums, ein Dröhnen von Uhren, welche die Zeit bis zum jüngsten Tag zählten, der nun unmittelbar bevorstehen konnte. Ein Geist, dessen Besitzer Platz gemacht hatte, um einen anderen Besitz ergreifen zu lassen, einen, der nicht von der Aussendung des Lichts berührt worden war...
Sam taumelte und wäre fast gestürzt. Eine Hand fasste seinen Ellbogen, stützte ihn. »Vorsichtig, mein Sohn«, flüsterte die verzerrte, knisternde Stimme von Vater Zeit, der durch Jehova sprach. »Ich will nicht, dass du dir wehtust.«
»Vater, bitte...«
Jehova half ihm zu einem in der Nähe wartenden Wagen. Dieser war voll von gleichfalls leeren Leuten, deren Leben und Geist von Höheren Mächten übernommen worden war. Jehova hat seine Seele an Chronos verkauft.
Sie legten ihn auf den Rücksitz des Wagens und fuhren los. Die Stimmen wurden leiser, als der Abstand sich vergrößerte, doch immer noch brannte die Welt in Sams Augen. Er krümmte sich zusammen, vergrub den Kopf in den Händen und zitterte, mit Jehovas Händen oder möglicherweise Chronos' Händen, je nachdem, wie man es sah, auf seinen Schultern. Er spürte eine Bewegung neben sich und blickte mit brennenden weißen Augen auf, um zu sehen, wie Jehova eine Spritze zückte. »Was ist da drin?«, fragte er heiser. »Es wird helfen.« »Bitte...«
»Schon in Ordnung. Alles ist in Ordnung. Es gibt einen Plan, weißt du.« Er sah die Nadel, aber wollte nicht hinblicken, wie sie in seinen Arm drang, und kurz darauf spürte er nichts mehr.
10
Tinkerbell
Er erwachte in einem warmen Bett in einem warmen Raum, umgeben von orangefarbenem Licht. Eine lange Zeit rührte er sich nicht, sondern lauschte in seinen Kopf hinein. Keine Stimmen dröhnten in seinen Ohren, doch wenn er sich anstrengte, konnte er das leise Wispern von tausend Geistern hören, das nach und nach verklang.
Und ich.
Und ich.
Und ich.
Welche Stimme gehört mir ?
Und mir...?
Er konnte niemanden im Raum spüren. Also setzte er sich langsam auf und sah sich um. Es war mehr eine Art Grotte, die in den Felsen getrieben worden war. Das gelbliche Gestein war grob und unregelmäßig behauen, sodass das Bett die Wand nur an ein paar Stellen berührte und wackelig auf dem unebenen Boden stand. Es war ein seltsames Bett: Die Decken waren rau und kratzig, die Matratze roch nach ... irgendwas. Irgendeiner Art Tier, und nicht besonders hygienisch.
Am Fußende des Bettes hatte jemand frische Kleidung ausgebreitet. Sie war aus schwarzer Seide und sah aus, als wäre sie entworfen worden, um ihm ein besonders teuflisches Aussehen zu geben. Immerhin waren die Sachen besser als die Lumpen, die er trug, also nahm er sie an sich. Auf der einen Seite der Höhle war ein Durchgang, so niedrig, dass er sich ducken musste. Dahinter hatte jemand einen Vorhang aufgespannt. Sam schob ihn beiseite und sah im Halbdunkel ein kleines steinernes Bad vor sich mit einem Becken voll lauwarmem stehendem Wasser.
Das Wasser sah einigermaßen klar aus, also steckte Sam den Kopf hinein, wusch sich, zog sich um,
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