Satan - Retter der Welt
dann sprang er mit ausgebreiteten Armen in die Tiefe. Das Wasser schlug über ihm zusammen, zog ihn dorthin hinab, wie er es wollte. Schließlich Schweigen.
Er dachte, er sähe Jehova auf der Kante seines Bettes sitzen. Einen blassen Jehova, der fast so krank aussah, wie Sam sich fühlte. Einen müden Jehova, den die Attacke von Sams Geist schwer angeschlagen hatte. Sam versuchte zu sprechen, und es war wohl doch Wirklichkeit, denn Jehova streckte die Hand aus und träufelte vorsichtig etwas Wasser in Sams Mund, wischte die Tropfen, die daneben liefen, mit dem Ärmel weg. »Wo...?«, stöhnte Sam mühsam. »Bei den Ashen'ia.« »Was...?«
»Seth steht vor den Mauern von Tartarus. Es ist Zeit zu gehen.«
Was bedeutete das? Zeit zu gehen? Zeit zu ... Oh. Richtig. Das. »Bitte...« »Es tut mir leid, Lucifer.«
»Tausende werden sterben.« Er war überrascht, wie gleichmütig es aus seinem Mund klang, ein letzter Versuch einer tauben Zunge, die auf taube Ohren stieß. »Du wirst nichts sehen.« Eine weitere Nadel. Ein weiteres Gift. »Jehova, bitte.«
Jehova rollte Sams Ärmel hoch, platzierte die Spitze der Nadel vorsichtig in der Armbeuge.
»Bruder, bitte!«, flehte Sam. Er versuchte sich zu wehren, doch er war hilflos wie ein Kätzchen in den Händen eines Golems.
Jehova blickte auf ihn herab. »Es tut mir leid«, wiederholte er, fast unhörbar.
Sam spürte die Nadel. Er spürte das Brennen des Giftes. Er flüsterte: »Vater Zeit. Er wollte, dass ich ihm... meine Seele verkaufe.«
»Du hast dich geweigert.«
»Nein. Ich hab ihm gesagt, ich will seine... Sag mir eins, Bruder: Was ist mit Loki passiert?«
»Loki? Wieso, nachdem er Baldur getötet hatte, ist er geflohen. Zu seinen eigenen Leuten, nach Walhalla. Doch nicht einmal sein Lieblingsbruder wollte ihm noch beistehen. Er hat ihn Chronos ausgeliefert, damit der ihn einkerkert.« »Welcher Bruder...?« »Odin. Ist das wichtig?«
Sam lächelte zur Decke hinauf. »Ah... ich begreife ...« Jehova runzelte die Stirn, doch sein Gesicht begann bereits zu verschwimmen. Schwarze Statik flimmerte vor Sams Augen. »Wenn es vorbei ist... such mich.« »Wo soll ich denn dann nach dir suchen?« Sam lächelte matt. »Überall. Doch ganz besonders ... in dir drin.« »In meinem Geist?«
»In deiner Seele, Bruder. Dem Teil, den du verkauft hast...« Jehovas verwirrtes Gesicht wurde von der allzu bekannten Dunkelheit verschluckt.
Sam wachte auf. Er war sehr, sehr vorsichtig beim Aufwachen, denn allzu oft war er wach geworden, nur um mit einer neuen Injektion wieder schlafen geschickt zu werden. Als Erstes wurde ihm bewusst, dass er ziemlich unbequem lag. Man schien ihn einfach wie einen Sack auf dem Boden deponiert zu haben. Der Boden selbst war hart und kalt und roch nach nichts. Was in der Hölle ungewöhnlich war.
Sam ließ diese Empfindungen einsinken und öffnete die Augen. Der Boden war aus schwarzem Marmor und endete an einer schwarzen Marmorwand, auf der die groben Umrisse Dutzender menschlicher Gestalten gezeichnet waren, wie von einem verrückten Kind mit zu viel Zeit zum Spielen. Zwischen Sam und der Mauer lag eine Hand. Nach ein wenig Herumprobieren kam er zu dem Schluss, dass es seine eigene war, und war beruhigt.
Als Nächstes der Kopf. Der schien intakt zu sein, und als Sam versuchsweise seinen Geist aussandte, fand er keinen Widerstand. Er fühlte sich nicht ausgelaugt, er fühlte sich nicht... eigentlich fühlte er gar nichts. Nur das warme Glühen einer regenerativen Trance, die endlich, endlich ihren gewohnten Lauf hatte nehmen dürfen, ohne dass seinem Blutkreislauf zwischendurch mehrere Kubikzentimeter Gift zugeführt wurden.
Er setzte sich auf. Es gab, wie er feststellte, einen kleinen Haken bei der ganzen Sache, aber er hatte auch nicht erwartet, dass sein Glück ewig anhalten würde. Irgendjemand schien ihn an die Mauer gekettet und die Ketten dabei mit ziemlich starken Zaubern gesichert zu haben. Dicht gewirkten Zaubern, die jede Art von Magie enthielten, die man sich vorstellen konnte. Wer dafür verantwortlich war, verstand sein Handwerk. Was wiederum auf Jehova hindeutete.
Mit vor dem Leib zusammengeschlossenen Händen betastete er die Ketten um seine Fußknöchel. Alles fest. Es gab nichts in erreichbarer Nähe, womit man die Schlösser hätte öffnen können, und die Zauber zu entflechten dürfte geraume Zeit in Anspruch nehmen.
Er sah sich noch einmal im Raum um. Der Saal, in dem er sich befand, war überwölbt von einer Kuppel,
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