Satan - Retter der Welt
hundert Füße einen Schritt auf ihn zu machten, wiederum in perfektem Einklang. Er blickte zu der Figur in der Kuppel auf, die ihre Pupillen verloren hatte, aber es immer noch schaffte, ihn anzustarren, als lese sie in ihm wie in einem Buch.
Er nahm sich eines der auf ihn zukommenden Wesen vor, sah ihm direkt ins Gesicht und sagte mit leiser, fester Stimme auf Elysisch: »Ich bin ein Sohn der Zeit und der Träger des Lichts. Ihr könnt mir nichts anhaben.« Ein weiterer Schritt, noch einer. »Ich trage das Zeichen aller Höheren Mächte in dem ganzen beschissenen Universum! Ihre Geister sind in meinem, meiner ist ihn ihren, wir sind Eins.«
Ein weiterer Schritt. Der Kreis zog sich enger. Er schloss die Augen und rief mit gepresster, panikerfüllter Stimme: »Ich bin der Plan und die Tat, die Starke und die Schwäche, das Licht und das Dunkel, der Einzelne und das Ganze! Ich bin ... ich werde... alles, was lebt. Es wird zu mir!«
Schweigen. Er öffnete die Augen einen Spalt. Hundert leere Augen starrten zurück. Hundert Klingen hingen in der Luft, bereit zu töten, und genau da blieben sie auch hängen. Dann fuhren die Sicheln mit einem hörbaren Schnappen nach unten, und die Blicke gingen an Sam vorbei, als wäre er gar nicht da. Die weißen Gestalten schwenkten herum und marschierten auf die Tür zu. Ihr Zug strömte an ihm vorbei, teilte sich vor ihm und schloss sich wieder hinter ihm wie ein Fluss, der einen Felsen umspülte.
Draußen war Dunkelheit hereingebrochen. Tiefe, satte Finsternis, kalt in mehr als einem Sinne. Nacht war mehr als nur das Fehlen der Sonne. Sie verkörperte alles, was an der Dunkelheit schrecklich war, all die kindlichen Albtraume, all die Geschöpfe, die unter dem Mond ein herschlichen, all die Magie und das Geheimnis. Seth war ein Sohn der Nacht und konnte sie herbeirufen.
Auch wenn die Finsternis vollkommen war, bewegten sich darin schwärzere Schatten, und Laute waren zu hören, halb vernommen und wieder verklungen, sobald Sam sich ihnen zuwandte, um herauszufinden, woher sie stammten. Auch wenn es kein Licht gab, glaubte er, Dinge zu sehen. Ein Aufblitzen von Zähnen. Eine Hand mit einem Messer, die aus den Schatten hervorzuckte und wieder verschwand. Ein Paar glühende Augen. Und ... er glaubte es zu sehen und wusste, dass es Unsinn war. Er sah nicht wirklich einen Leichnam. Um es zu beweisen, beschwor er eine kleine Lichtkugel und ging mutig auf die Stelle zu. Der vermeintliche Leichnam erwies sich als ein weißer Fensterladen in einem Haus aus schwarzem Marmor,
auf das ein Paar steinerner Säulen seltsame Schatten geworfen hatte.
Im warmen Licht seiner kleinen Leuchtkugel konnte Sam mehr von der näheren Umgebung erkennen. Er befand sich in einer Wohnstraße. Aus einigen Gebäuden lösten sich weiße Gestalten, mindestens eine pro Haus, und traten aus den Wänden heraus. Auf ewig an Tartarus gebunden, waren sie zur Verteidigung gegen Seth aufgerufen.
Die Verteidigung, richtig. Er blickte auf und sah einzelne Feuer entlang einer hohen schwarzen Mauer, gelegentlich verdeckt von vorbeihuschenden Gestalten. Ashen'ia zweifellos. Die Ashen'ia hatten ihre Seelen an eine Höhere Macht verkauft und waren darum sicher vor den unheimlichen Hütern der Stadt Bis zu einem gewissen Grad konnten sie die Mauern zu ihrer eigenen Verteidigung benutzen.
Ihr Narren! Wenn sich abzeichnen sollte, dass ihr durch irgendeinen Zufall doch gewinnen könntet, werden die Mächte, denen ihr euch verkauft habt, einfach die Kontrolle übernehmen und dafür sorgen, dass ihr trotzdem draufgeht.
Ein weiterer Gedanke kam ihm in den Sinn. Uranos ist eine Höhere Macht. Thor...
Sam lief los. Er hielt auf das nächstgelegene Feuer zu. Als der Boden erneut erbebte, begann er zu rennen. Es würde nicht mehr lange dauern, bis sie die schwere Magie ins Feld führten, die wirklichen Weltenbrecher. Er sah vor sich eine Phalanx von weißen Gestalten und stieß hindurch. Sie machten ihm widerstandslos Platz.
Die Mauer schien immer noch sehr weit entfernt zu sein, als die Katapulte zu feuern begannen. Es sah aus, als wollten sie die Mauern einreißen. Doch die ersten Schüsse gingen übers Ziel hinaus, und die flammenden Geschosse von den Katapulten flogen in hohem Bogen über die Mauern und explodierten auf den Häusern im Inneren, ließen überall Feuer herunterregnen. Oder vielleicht war das die Absicht - die Häuser zu zerstören, an die die Geister gebunden waren, um so die Geister selbst zu vernichten.
Als die
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