Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Satans Bruder

Satans Bruder

Titel: Satans Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
Vom Netzwerk:
zu mir kam. Ich gab ihm etwas, das die Schmerzen linderte, und wahrscheinlich dachte er dann, er wäre mir etwas schuldig. Also erzählte er mir, der Witwer der Katzenfrau wäre vor kurzem gestorben und hätte mich auf dem Totenbett erwähnt. Er hatte noch dreimal geheiratet.«
    »Hat es noch mehr mysteriöse Todesfälle gegeben?«
    »Nein, drei glatte Scheidungen; alle, weil er das Herumschlafen nicht lassen konnte. Doch als ihn dann der Lungenkrebs auffraß, gestand er, dass er seine erste Frau gequält hatte; von Anfang an. Am Tag nach der Hochzeit sah sie, wie er eine Katze umbrachte, die in ihren Hof eingedrungen war und eines ihrer Hühner gefressen hatte. Er erwürgte das Tier, schnitt ihm den Kopf ab und warf ihr lachend den Kadaver zu. Bald darauf erfuhr sie von seiner Untreue, und als sie sich beschwerte, nannte er sie eine läufige Katze und ließ sie den Hühnerstall sauber machen. Das tat er dann immer, wenn es zu Streit kam. Nach Jahren traten ihre Symptome auf. Je verstörter sie wurde, desto weniger Mühe gab er sich, seine Affären zu verheimlichen. In ihren letzten Monaten lebte die andere Frau praktisch bei ihnen, angeblich um ihm im Haushalt zu helfen. In der Nacht, als sie starb, haben es ihr Mann und seine Freundin tatsächlich getrieben, und sehr lautstark. Die Frau protestierte und sie lachten sie aus. So ging es eine Weile weiter, bis sie in ihren Katzenzustand verfiel und zu miauen anfing, dann zu zischen und zu schreien.« Er rieb sich die Wange. »Dann gingen sie in ihr Zimmer und machten weiter ... vor ihren Augen. Sie zerrte an ihren Fesseln und schrie. Ihr Blutdruck muss unglaublich gestiegen sein; und schließlich stieß sie den letzten Schrei aus.«
    Er schob seinen Teller weg.
    »Ein Totenbettgeständnis. Sonst hätte ich es nie erfahren. Ein schlechtes Gewissen ist ein guter Antrieb, Alex. Das hat ihm letztlich den Mund geöffnet.«
    »Untreue ... streunende Katzen ... «, überlegte ich weiter.
    Er blieb mehrere Sekunden lang stumm, bevor er sagte: »Ja, das gefällt mir«, obwohl er nicht gerade glücklich aussah. »Was wäre also die Diagnose? Manische Depression, die sich in einer Art primitiver Identifikation mit Katzen äußert? Oder volle Schizophrenie?«
    »Oder eine schwere Stressreaktion. Gab es in ihrer Familie eine psychiatrische Vorgeschichte?«
    »Ihre Mutter war ... ziemlich schwermütig; sonst nichts.« Er beugte sich zu mir vor. Seine Glatze schimmerte wie ein Straußenei. »Was für ein Tod. Meinen Sie, sie ist vor Angst gestorben? Aus Scham? Kann jemand aus Verzweiflung sterben? Oder hat sie unter einer körperlichen Anomalie gelitten, die ich nicht finden konnte? Das meine ich, wenn ich von Rätseln rede. Wir werden den Fall dokumentieren.«
    »Faszinierend«, sagte ich, doch in Wirklichkeit konnte ich nur an den Schmerz denken, den die Frau erlitten haben musste.
    »Ich habe noch einige solcher Fälle auf Lager, mein Sohn. Viele, viele mehr.« Er streckte die Hand aus und für einen Augenblick dachte ich, sie würde die meine berühren. Doch dann ließ er sie auf dem Tisch ruhen und ich bemerkte einen leichten Tremor.
    »Ich bin so froh, dass Sie gekommen sind.«
    »Ich freue mich, dass ich hier sein darf.«
    Hinter uns bellte es und wir drehten uns um. Robin kam mit Spike an der Leine auf die Terrasse.
    Moreland strahlte. »Na, schaut euch den an!«
    Spike japste, sprang hoch und schnupperte am Schoß des alten Mannes.
    »Na also«, rief Moreland lachend, »du bist ja ein freundlicher kleiner Kerl! Hat er schon zu Abend gegessen?«
    »Er ist gerade fertig damit«, sagte Robin, »und wir haben auch schon einen kleinen Spaziergang gemacht.«
    »Sehr schön«, murmelte Moreland, plötzlich wieder geistesabwesend. »Haben Sie irgendwelche Pläne für morgen? Sie könnten schnorcheln gehen, unten am Südstrand. Die Riffe sind wunderschön und die Fische kommen ganz nah heran. Sie brauchen keine Tauchflaschen. Ich habe einen Jeep übrig, den Sie benutzen können.«
    Er grub in seiner Hosentasche und fischte ein paar Schlüssel heraus, die er mir gab.
    Ich bedankte mich und fragte ihn, wann er mit der Arbeit beginnen wollte.
    »Das haben wir schon«, sagte er lächelnd.

6
    Wir gingen zurück ins Haus. Morelands Bewegungen waren steif, trotz der großen Schritte, und Robin und ich verlangsamten unser Tempo.
    »Ihre Bilder gefallen mir«, sagte ich.
    Er sah mich verdutzt an. »Ach die. Die sind von meiner verstorbenen Frau.«
    Er sagte nichts weiter, bis wir in der

Weitere Kostenlose Bücher