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Satans Bruder

Satans Bruder

Titel: Satans Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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schien. »Ein interessantes diagnostisches Problem, finden Sie nicht auch?«
    »Hat die Frau schwer getrunken?«
    »Nein. Und ihre Vitamin-B-Aufnahme war auch ausreichend. Ein idiopathisches Korsakoff-Syndrom kann es also auch nicht gewesen sein.«
    »Und was ist mit diesen Parasiten? Könnten die sich in ihrem Gehirn eingenistet haben?«
    »Eine gute Frage, die ich mir auch schon gestellt habe, doch ihre Symptome machten selbst eine grobe neurologische Untersuchung unmöglich. Sie wurde sehr aggressiv. Sie knurrte, biss und kratzte, sodass ihr Mann sie schließlich in ihrem Zimmer festbinden musste. Sie wurde zu einer ziemlichen Last.«
    »Das klingt brutal.«
    Er schaute gequält. »Jedenfalls passten die Symptome nicht zu irgendeiner Parasiteninfektion, die mir je begegnet wäre, und mit ihren Darmproblemen wurde ich schnell fertig. Nach ihrem Tod verweigerte ihr Mann eine Autopsie und als Todesursache gab ich schließlich Herzanfall an.«
    »Und wie ist sie gestorben?«
    Er legte erneut seine Gabel hin. »Eines Nachts schrie sie auf - ein Katzenschrei, lauter als gewöhnlich. Ihr Mann ging in ihr Zimmer, um nach ihr zu sehen, und da lag sie auf ihrem Bett, mit weit aufgerissenen Augen - tot.«
    »Keine Anzeichen von Vergiftung?«
    »Meine Laborausstattung war damals sehr primitiv, doch ich war immerhin in der Lage, ihr Blut auf die offensichtlichen Anzeichen zu überprüfen. Ich habe nichts gefunden.«
    »Wie war ihr Verhältnis zu ihrem Mann?«
    Er starrte mich an. »Gibt es einen bestimmten Grund, weshalb Sie das fragen?«
    »Ich bin Psychologe.«
    Er lächelte.
    »Sie sagten, sie wäre zu einer Last geworden«, fuhr ich fort, »und er wäre in ihr Zimmer gegangen, weil der Katzenschrei lauter war als gewöhnlich. Das heißt, er hätte sich gewöhnlich nicht darum gekümmert. Das klingt nicht gerade nach einem fürsorglichen Ehemann.«
    Er schaute sich um, als wollte er sicher sein, dass wir allein waren. Dann sagte er: »Kurz nach ihrem Tod ging er mit einer anderen Frau weg, und Jahre später erfuhr ich dann, dass er ein ziemlicher Don Juan gewesen war.« Er schaute auf seinen Teller. »Ich nehme an, ich esse lieber etwas, sonst wird Gladys mir den Kopf waschen.«
    Nach ein paar Gabeln Gemüse gestand er: »Ich habe geflunkert, als sie mich gefragt hat. Ich habe schon in der Klinik gegessen. Wir hatten einen Notfall, ein Qualleneinfall am Nordstrand.«
    »Pam hat mir davon erzählt. Wie geht es den Kindern?«
    »Sie sind voller Flecken und Striemen, als hätte sie jemand verprügelt. Aber so sieht man aus, wenn sich die Quallen an einen gehängt haben ... Haben Sie noch mehr Ideen bezüglich der Katzenfrau?«
    »Hatte sie früher unter Ohnmachtsanfällen gelitten? An Herzrhythmusstörungen?«
    »Um ihren plötzlichen Tod zu erklären, meinen Sie? Nicht dass ich wüsste. Und in der Familie waren keine Herzkrankheiten bekannt. Ihr Herz blieb einfach stehen und deshalb habe ich Herzschlag auf den Totenschein geschrieben.«
    »Irgendwelche Allergien? Vielleicht ein allergischer Schock?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Und kein Alkoholmissbrauch - vielleicht andere Drogen?«
    »Sie war vollkommen sauber, Alex. Eine reizende Frau, wirklich, bis zu ihrer Veränderung.«
    »Wie gründlich war sie gewöhnlich gefesselt, wenn sie im Bett lag?«
    »An Händen und Füßen.«
    »Also ziemlich brutal.«
    »Sie wurde als gefährlich angesehen.«
    »Und in der Nacht, als sie starb, war sie auch gefesselt?«
    »Ja.«
    »Vielleicht hat sie etwas erschreckt oder aufgeregt - so sehr, dass es in einem Herzanfall endete.«
    »Zum Beispiel?«
    »Eine besonders schwere Halluzination oder ein Alptraum.«
    Er antwortete nicht und schien wütend zu werden.
    »Oder etwas, das sich wirklich ereignete.«
    Er schloss die Augen.
    »Vielleicht«, fuhr ich fort, »hatte sich ihr Don Juan eine andere Frau genommen, noch bevor sie starb.«
    Er nickte langsam, die Augen immer noch geschlossen.
    »Sie war an ihr Bett gefesselt, und nebenan schlief ihr Mann mit seiner Freundin? Oder haben sie es etwa in ihrem Zimmer getrieben, in ihrer Anwesenheit?«
    Er öffnete die Augen. »Bemerkenswert. Sehr bemerkenswert. Sie sind ein außergewöhnlicher junger Mann.«
    »Ich stelle nur Vermutungen an.«
    Nach einer weiteren langen Pause erklärte er: »Ich sagte schon, ich habe erst Jahre später erfahren, was für ein Mensch ihr Mann war, und dann auch nur, weil ich einen seiner Vettern behandelte, der auf einer anderen Insel lebte und mit einer Gürtelrose

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