Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Satans Bruder

Satans Bruder

Titel: Satans Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
Vom Netzwerk:
Hawaii. Sie käme gut nur mit Segeln zurecht, doch Alwyn hat eine größere Maschine eingebaut und jetzt ist sie wirklich schnell. Er verhätschelt das Boot, als wäre es sein Baby.«
    »Wie viele Boote machen denn gewöhnlich die Tour?«, fragte ich.
    »Drei bis sechs, je nach Aufträgen. Sie fahren zwischen den kleineren Inseln herum. Im Durchschnitt bekommen wir eine oder zwei Lieferungen, zweimal im Monat.«
    »Das ist bestimmt nicht billig.«
    »Nein. Es treibt die Preise ganz schön in die Höhe.«
    Cheryl kam mit zwei Tellern des Essens, das wir genossen hatten, ohne Huhn, dafür aber mit Bohnen. Sie stellte alles vor Dr. Moreland auf den Tisch und er lächelte zu ihr auf.
    »Danke, meine Liebe. Ich hoffe, deine Mutter erwartet nicht, dass ich das alles aufesse.«
    Cheryl kicherte und trippelte davon.
    Moreland holte tief Luft und nahm seine Gabel in die Hand. »Und wie geht es Ihrer kleinen Bulldogge?«
    »Die schläft sich gerade aus, nach der langen Reise«, antwortete ich.
    »Gut, dass Sie fragen«, sagte Robin schnell. »Ich gehe besser und schaue nach, was der Kleine macht. Wenn Sie mich entschuldigen ...«
    Ich brachte sie zur Treppe. Als ich zurückkam, starrte Moreland auf seinen Teller. Er hatte immer noch nichts angerührt. Pam saß an ihren Platz und bewegte sich nicht.
    Moreland schaute zum schwarzen Himmel auf. Für einen Moment schien sich sein Blick zu verschleiern, doch dann war er wieder klar. Er blinzelte nervös. Pam spielte mit ihrem Serviettenring. Dann stand sie abrupt auf.
    »Ich glaube, ich gehe ein wenig spazieren.«
    »Gute Nacht, mein Kätzchen.«
    Sie küssten sich auf die Wangen und Pam ging davon. Moreland nahm eine Gabel Reis, kaute langsam darauf herum und spülte mit Wasser nach. »Ich bin sehr glücklich, dass Sie endlich hier sind.«
    »Ich auch, Doktor.«
    »Ich heiße Bill. Darf ich Sie Alex nennen?«
    »Natürlich.«
    »Sind Sie gut untergebracht?«
    »Ausgezeichnet. Danke für alles.«
    »Wie fanden Sie mein Stevenson-Zitat?«
    Die Frage brachte mich etwas aus dem Konzept. »Sehr nett. Ein großer Schriftsteller.«
    »Daheim ist der Seemann ... Dies ist mein Heim und es ist mir ein Vergnügen, Sie hier zu haben. Stevenson ist nie bis zu den nördlichen Marianen gekommen, doch er hatte einen Sinn für das Inselleben. Er war nicht nur ein großer Schriftsteller, sondern auch ein großer Denker. Große Denker haben viel zu bieten ... Ich setze einige Hoffnung in unser Projekt, Alex. Wer weiß, was herauskommt, wenn wir uns erst in die Daten vertieft haben.«
    Er legte seine Gabel weg.
    »Wie ich Ihnen geschrieben habe, interessiere ich mich besonders für psychiatrische Probleme, denn das sind immer die größten Rätsel. Und ich habe einige faszinierende Fälle erlebt.« Er fixierte mich mit seinen müden Augen. »Vor Jahren ist mir zum Beispiel ein Fall untergekommen – am nächsten käme wahrscheinlich die Bezeichnung Lykanthropie, obwohl es sich nicht um eine klassische Lykanthropie gehandelt hat.«
    »Ein Wolfsmensch?«
    »Genau genommen eine Katzenfrau. Ist Ihnen so etwas schon einmal begegnet?«
    »Während meiner Ausbildung habe ich Schizophrene gesehen, die vorübergehend unter Tierhalluzinationen litten.«
    »Doch in meinem Fall war es nicht nur vorübergehend: eine dreißigjährige Frau, recht attraktiv und von sehr nettem Wesen. Kurz nach ihrem einunddreißigsten Geburtstag begann sie, sich von ihrer Familie abzukapseln. Zuerst lief sie nur den Katzen hinterher und beobachtete sie, doch dann fing sie an, Mäuse zu jagen - natürlich ohne großen Erfolg. Sie miaute und leckte sich und aß rohes Fleisch. So habe ich sie schließlich kennen gelernt. Ihre Ernährungsgewohnheiten hatten ihr die schlimmsten Darmparasiten eingebracht.«
    »Sie meinen, es war ein ständiger Wahn?«
    »Eher eine Reihe von Anfällen, sehr ausgeprägt, und mit der Zeit dauerten sie immer länger. Als ich sie traf, ging es ihr auch zwischen den Schüben nicht mehr sehr gut. Sie litt an Appetitlosigkeit, Konzentrationsschwäche und Weinkrämpfen. Ein Psychiater würde wahrscheinlich sofort auf eine psychotische Depression tippen oder eine manisch-depressive Störung diagnostizieren. Ein Anthropologe würde dagegen an Stammesrituale oder eine durch Pflanzen hervorgerufene, religiöse Halluzination denken. Das Problem ist aber, dass auf Aruk weder einheimische Rauschpflanzen noch eine vorchristliche, schamanische Kultur existieren.«
    Er aß noch etwas Reis, der ihm jedoch nicht zu schmecken

Weitere Kostenlose Bücher