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Satans Bruder

Satans Bruder

Titel: Satans Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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göttlich.
    Robin nahm meine Hand, während Creedman die seine erneut an die Flasche drückte. »Ich arbeite an einem Buch. Es geht um Veränderungen im Leben, Isolation, inneren Aufruhr. Die Inselmystik und ihre Bedeutung für den Zeitgeist am Jahrhundertende. Mehr kann ich nicht sagen.«
    »Klingt interessant«, log ich.
    »Das hofft jedenfalls mein Verleger. Die haben mir so viel Vorschuss gezahlt, dass sie sich garantiert den Arsch aufreißen werden, mich vernünftig zu vermarkten.«
    »Ist Aruk das einzige Thema oder haben Sie auch andere Inseln besucht?«
    »Ich bin seit über einem Jahr auf Reisen: Tahiti, Fidschi, Tonga, die Marshallinseln, Guam und die ganzen Marianen. Hier will ich jetzt mit dem Schreiben beginnen. Die Insel ist ideal, gerade weil sie so tot ist. Es gibt keine Ablenkung.« Er nahm einen großen Schluck und wechselte das Thema. »Wie lange haben Sie vor, hier zu bleiben?«
    »Wahrscheinlich zwei Monate«, antwortete ich.
    »Und was genau machen Sie hier?«
    »Ich helfe Dr. Moreland dabei, seine Akten zu sichten.« »Medizinische Akten?«
    »Alles, was er hat.«
    »Sind Sie an bestimmten Krankheiten interessiert?«
    »Nein, nur ein allgemeiner Überblick.«
    »Für ein Buch?«
    »Wenn es dafür reicht.«
    »Sie sind Psychologe, nicht wahr?«
    »Stimmt.«
    »Heißt das, er will seine Patienten von Ihnen analysieren lassen?«
    »Die Einzelheiten müssen wir noch diskutieren.«
    Er lächelte. »Ist das Ihre Version von ›Kein Kommentar‹ ?« Ich erwiderte sein Lächeln. »Das ist meine Version von ›die Einzelheiten müssen wir noch diskutieren‹.«
    »Und Sie, Gnädigste? Was haben Sie hier vor?«
    »Ich mache nur Urlaub«, antwortete Robin. »Sehr vernünftig - möchten Sie noch ein Bier?«
    »Nein, danke«, lehnte ich ab.
     »Es ist gut, nicht wahr? Die meisten verpackten Waren liefern die Japaner, für das Doppelte oder Dreifache des normalen Preises - ihre letzte Rache.«
    Er leerte seine Flasche und stellte sie auf den Tisch. »Ich würde mich freuen, wenn Sie bald zu mir zum Essen kommen würden.«
    »Wo wohnen Sie?«, fragte ich.
    »Gleich da oben.« Er zeigte den Hang hinauf. »Ein paar Tage habe ich bei Moreland gehaust, bis es mir zu viel wurde. Es war mir auf Dauer zu anstrengend. Er ist ein nerviger Typ, finden Sie nicht auch?«
    »Er scheint sich sehr zu engagieren.«
    »Das ist nicht schwer, wenn man so im Geld schwimmt wie er. Wussten Sie, dass sein Vater einer der reichsten Männer von San Francisco war?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Ich rede von echtem Geld: ein Investmenthaus, mehrere Banken und Landgüter im ganzen Weingürtel. Moreland war Einzelkind und hat folglich alles geerbt - die ganzen Millionen. Wie könnte er sich das alles hier sonst leisten? Aber er kann sich noch so anstrengen, es geht trotzdem den Bach runter. Die Insel ist verloren. Ich will Ihnen bestimmt nicht den Aufenthalt vermiesen, aber schauen Sie sich nur um: keine Bodenschätze, keine Landwirtschaft, keine Industrie - keine Aktivität. Schauen Sie sich nur diese Faulpelze am Strand an. Die meisten haben noch nicht einmal die Energie, schwimmen zu gehen. Und wer schlau genug ist, sucht das Weite. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Aruk wieder zu dem wird, was es einmal war: eine verlassene Insel.«
    »Dabei ist es so schön hier«, sagte Robin.
    Creedman beugte sich vor. »Das mag ja sein, Robin, aber es ist wie Ebbe und Flut; der Rhythmus des Lebens - darum geht es auch in meinem Buch.«
    »Vielleicht hat der Niedergang auch damit zu tun, dass die Marine die Straße nach Süden geschlossen hat.«
    »Waren Sie schon in Stanton?«
    »Nein.«
    »Wenn das ein Stützpunkt ist, dann bin ich eine Seeanemone. Das Einzige, was reinkommt, sind Versorgungsflüge für die Rumpfmannschaft, die noch da ist. Ein paar Seeleute, die in die Stadt kommen und sich im Puff besaufen, würden auch nichts ändern.«
    »Was passiert wohl, wenn die Insel irgendwann vollkommen dichtmacht?«
    »Wer weiß? Vielleicht wird alles verkauft. Oder man behält die Insel und vergisst sie einfach.«
    »Die Basis hat also keinen strategischen Wert?«
    »Nein. Der kalte Krieg ist vorbei. Und es gibt keine Wähler hier. Möwen haben kein Stimmrecht.«
    »Sie glauben also nicht, dass die Marine die Insel absichtlich verkommen lässt?«
    »Wer sagt das denn?«
    »Ein anderer Gast in Morelands Haus.«
    »Dr. Picker!« Er lachte. »Ein ziemliches Arschloch, nicht wahr? Als Nächstes wird er sich wahrscheinlich einbilden, er hätte Amelia

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