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Satans Bruder

Satans Bruder

Titel: Satans Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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mit Essstäbchen auf seinem Teller herum. Er schaute auf, verzog aber keine Miene.
    Nach weiteren Geschäften, alle leer und manche mit Holzplatten vernagelt, kamen wir zu einem frisch gekalkten Gebäude, vor dem mehrere Wagen parkten: das Verwaltungszentrum.
    Der Nordstrand begann mit Riffe, Palmen und Dünen, die mit weißen Blumen gesprenkelt waren. Zur Rechten schlängelte sich eine Pflasterstraße den Hang hinauf. Die Stuckfassaden weiter oben sahen in der Morgensonne aus wie Vanilleeis. Ganz oben waren ein Kirchturm und eine Kupferkuppel zu sehen.
    »Ist die Klinik da oben?«, fragte ich.
    »Ja«, antwortete Picker, »aber fahren Sie nur weiter.«
    Die Nordküste hatte keinen Hafen und das Wasser war ein wenig belebter. Einzelne Schwimmer kraulten in den Wellen; andere lagen faul im Sand. Doch die Vögel waren weit in der Überzahl, ganze Schwärme, die im flachen Wasser ihr Frühstück zu finden hofften.
    Die Uferstraße endete in einem Parkplatz für sechs Fahrzeuge, im Osten abgegrenzt durch einen fünf Meter hohen Zaun aus rohem Bambus, mit einem handgeschriebenen Schild: Privatgrundstück.
    Picker beugte sich vor und zeigte über meine Schulter auf eine Lücke in der Bambuswand. »Fahren Sie da rein.«
    Ich bog in einen Pfad ein, der so schmal war, dass der Jeep auf beiden Seiten den Bambus streifte. Nach etwa hundert Metern kam ein Haus in Sicht.
    Das Ganze erinnerte eher an Cape Cod als an Tahiti. Die Holzfassade war zersplittert und hatte das meiste von ihrem Lack verloren. Die Frontterrasse war voller Gerümpel und aus dem Teerdach ragte ein wackliges Ofenrohr.
    Das Grundstück war weit und eben, vielleicht acht Hektar mit Bambus eingegrenzter roter Lehm. Die hohen Büsche auf einer Seite wirkten winzig vor einer über sechzig Meter aufragenden, schwarzen Felswand: die Westkante des Vulkangebirges. Die Berge warfen so scharfe Schatten, dass es aussah, als hätte jemand Farbe verschüttet.
    Zwanzig Meter hinter dem Haupthaus stand ein kleineres Gebäude gleicher Konstruktion und im gleichen Zustand wie das andere, jedoch mit leuchtend weißem Pfefferkuchenwerk um die Tür herum, was ganz und gar nicht in die Umgebung passte.
    Zwischen den beiden Häusern lag der halbe Rumpf eines Propellerflugzeugs, sauber abgeschnitten, und der Rest des Geländes war eine Art Skulpturenpark aus weiteren Flugzeugwracks, Haufen von Teilen und ein paar Flugzeugen, die komplett zu sein schienen.
    Ein Mann, nur mit schmutzigen, abgeschnittenen Jeans bekleidet, kam aus dem größeren der beiden Häuser, als ich vorfuhr. Er rieb sich die Augen und wischte sich stumpfes, gelbes Haar aus dem Gesicht. Es war der jüngere der beiden Haischlächter, die wir bei unserer Ankunft gesehen hatten.
    Picker schlug die Plastikseite des Jeeps zurück. »Wo ist dein Vater, Skip?«
    Der Mann rieb sich erneut die Augen. »Drinnen.« Seine Stimme war belegt, heiser und missmutig.
    »Wir haben für heute Morgen eines seiner Flugzeuge gebucht.«
    Skip hatte offenbar Mühe, das zu verdauen. »Ach so«, sagte er schließlich.
    »Wo ist die Startbahn, Ly?«, fragte Jo.
    »Wo du willst. Das sind keine Jumbojets. Komm, gehen wir.«
    Sie stiegen aus dem Jeep und Picker ging zu Skip und redete mit ihm. Jo blieb zurück. Sie biss sich auf die Unterlippe und hatte ihre Hände in den Jackentaschen vergraben.
    »Die arme Frau«, sagte Robin. »Sie hat Angst.«
    Als ich den Jeep wenden wollte, kam ein anderer halb nackter Mann aus dem Haus. Er trug geblümte Shorts und hatte dasselbe breite Gesicht wie Skip, nur dreißig Jahre älter. Die Schultern waren rund und der Bierbauch monumental. Was er noch an Haaren hatte, war gelblich grau. Ein zwei Wochen alter Bart bedeckte ein Gesicht, in dem sich ständiges Misstrauen eingegraben hatte.
    Er winkte uns zu und kam näher.
    »Sie sind die neuen Gäste des Doktors?« Seine Stimme war ähnlich belegt wie die seines Sohnes, doch nicht so schläfrig. »Amalfi ist mein Name.« Seine winzigen Augen waren gerötet, aber hellwach. Seine Nase war so platt, dass sie fast eine Linie mit dem übrigen Gesicht bildete. Der Teil seines Gesichts, den der scheckige Bart nicht bedeckte, war ein Trümmerfeld aus Narben und Falten.
    »Was ist denn das für ein Vieh?«
    »Eine französische Bulldogge.«
    »So was habe ich in Frankreich nie gesehen.«
    Robin streichelte Spike und Amalfi zog seinen Kopf zurück. »Gefällt es Ihnen hier, Miss?«
    »Ja, sehr.«
    »Behandelt der Doktor Sie anständig?«
    Sie nickte.
    »Verlassen Sie

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