Satans Bruder
sich ja nicht darauf.« Er leckte an einem seiner Finger und hielt ihn in den Wind. »Wollen Sie vielleicht auch einen Flieger mieten?«
»Nein, danke.«
Sein Lachen ging in Husten über und er spuckte auf den Boden.
»Haben Sie etwa Angst?«
»Vielleicht ein anderes Mal.«
»Keine Sorge, Miss, meine Flugzeuge sind alle geölt und gewartet. Wenn Sie ein bisschen rumfliegen wollen, kommen Sie ruhig zu mir.«
»Danke für das Angebot«, sagte ich und setzte mein Wendemanöver fort. Amalfi stemmte die Hände in die Hüften und zog seine Shorts hoch, während er uns nachschaute. Die Pickers waren mit Skip im Haus verschwunden.
Während ich wegfuhr, hatte ich Gelegenheit, mir das kleinere Haus näher anzuschauen. Das Weiße um die Tür, das ich für Schnitzwerk gehalten hatte, waren lauter Haifischkiefer.
Ich fuhr wieder auf die Uferstraße und zurück Richtung Südstrand. Der Mann mit den Essstäbchen saß noch vor dem Palace und diesmal stand er auf, als er uns kommen sah, und winkte uns heran, als wären wir ein Taxi.
Ich fuhr an den Straßenrand und er kam zu uns geschlendert. Er war um die vierzig, mittelgroß und schlank, mit in die Stirn gekämmtem schwarzem Haar und einem Schnurrbart, der so dünn war, dass man ihn von weitem nicht sehen konnte. Sein übriges Gesicht war gelblich und glatt, fast ohne jedes Haar. Er trug eine breite, schwarze Porsche-Sonnenbrille, ein kurzärmliges, blaues Hemd, eine gestreifte Hose und Bootsschuhe. Auf seinem Tisch lag ein voll gestopftes Filofax neben seinem Teller Nudeln und drei leeren Sapporo-Bierflaschen.
»Tom Creedman«, stellte er sich vor, als sollte uns der Name bekannt sein. Als wir keine Reaktion zeigten, lächelte er verlegen und schnalzte mit der Zunge. »Sie sind aus L. A., nicht wahr?«
»Richtig.«
»Ich komme aus New York und davor aus Washington. Ich habe früher im Nachrichtengeschäft gearbeitet.« Er nannte eine Fernsehanstalt und die Namen von zwei großen Zeitungen.
»Ach ja«, sagte ich, als würde es mir plötzlich wie Schuppen von den Augen fallen.
»Möchten Sie vielleicht ein Bier mit mir trinken?«
Ich schaute Robin an und sie nickte.
Wir stiegen aus und gingen, mit Spike im Schlepptau, zu seinem Tisch. Creedman schaute den Hund an, sagte aber nichts. Dann steckte er seinen Kopf durch die offene Tür des Restaurants und rief: »Jacqui!«
Eine bildschöne Frau kam heraus. Langes, dunkles Haar, dicht und wellig, und ein goldbraunes Gesicht. Um die vollen Lippen spielten ein paar Falten, doch sonst wirkte ihre Haut jugendlich. Ihr Alter war schwer zu schätzen; irgendwo zwischen fünfundzwanzig und fünfundvierzig. In einer Hand hatte sie ein zerknülltes Geschirrtuch.
»Das sind die neuen Gäste oben im Messerschloss«, erklärte Creedman. »Bier für alle.«
Jacqui lächelte uns zu. »Willkommen auf Aruk.«
»Möchten Sie etwas essen?«, fragte der Amerikaner. »Ich weiß, es ist früh, aber ich finde chinesisches Essen zum Frühstück sehr erfrischend. Wahrscheinlich ist es die Sojasauce, die den Blutdruck hochbringt.«
»Nein, danke.«
»Okay. Also drei Bier, Jacqui.«
Die Frau ging wieder ins Haus.
»Das Messerschloss?«, sagte Robin.
»Ja, so nennt man den alten Kasten hier. Wussten Sie das nicht? Früher hat diese Insel den Japanern gehört. Morelands Villa war ihr Hauptquartier. Sie benutzten die Eingeborenen als Sklaven für ihre Drecksarbeit und haben sogar noch welche importiert. Dann beschloss MacArthur, die Welt zwischen Hawaii und Tokio zu erobern, und bombte alles in Grund und Boden. Die überlebenden Japaner versuchten sich zu verschanzen, doch die Sklaven packten alles, was irgendwie scharf war, kamen aus ihren Baracken und gaben ihnen den Rest. Deshalb: die Messerinsel.«
»Dr. Moreland hat uns erzählt, der Name käme von der Form der Insel«, hielt ich dagegen.
»Anscheinend haben Sie sich informiert«, sagte Creedman und lachte.
»Das tue ich aus Gewohnheit.«
Jacqui brachte das Bier und er warf ihr einen Dollar Trinkgeld hin, was sie zu irritieren schien, und sie ging schnell weg.
Creedman nahm seine Flasche in die Hand, doch statt daraus zu trinken, rieb er seinen Handrücken an dem Glas. »Und was hat Sie hergeführt?«, fragte ich.
»Ein wenig Erholung von der Wirklichkeit. Ich bin ein wenig zu lange den Ostküstenpaschas hinterhergerannt.«
»Sie haben über Politik geschrieben?«
»In all ihrer korrupten Pracht.« Er hob seine Flasche. »Auf die Inselfaulheit.«
Das Bier war eiskalt -
Weitere Kostenlose Bücher