Satans Erbe (German Edition)
Zustimmung gegeben, aber sie hatte damit gerechnet, dass dem mindestens eine halbstündige Diskussion vorausgehen würde.
»Okay«, erwiderte sie gedehnt. »Was soll mit den alten Möbeln passieren?«
»Lass sie von der Caritas abholen.«
»Geht klar.«
»Sonst noch was?«
»Nein. Danke, Daddy.« Lisa erhob sich und verließ den Raum. Arno hatte schon den Telefonhörer in der Hand, bevor sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, und beachtete sie nicht mehr.
Bingo. Dann mal ans Werk!
Das ganze Haus roch nach frischer Farbe. Die Handwerker waren seit dem frühen Morgen damit beschäftigt, ihr neues Zimmer zu streichen. Alle paar Minuten stürmte Lisa hinein, um die Fortschritte zu begutachten und beim letzten Mal hätte sie beinahe den Lehrling umgerannt und mit ihm den vollen Farbeimer. Es war so eben gut gegangen. Der Junge war puterrot angelaufen, fast wie die Farbe im Eimer und Lisa schenkte ihm ein Lächeln, wonach sich seine Gesichtsfarbe bedrohlich ins dunkelrot verwandelte. Auch bei dem Gesellen, der ein paar Jahre älter war als der Junge, probierte sie diesen Ausdruck. Zwar war er nicht so farbig angelaufen, aber Lisa hatte genau das Flackern in seinen Augen erkannt, das er zu verbergen suchte.
Die Handwerker gaben sich in den nächsten Tagen die Klinken in die Hand. Bei jedem versuchte Lisa ihre Mimik und in 99 Prozent der Fälle hatte sie Erfolg. Die Kerle erröteten bis an die Haarwurzeln oder warfen ihr begehrliche Blicke zu. Einer fuhr sich sogar mit der Zunge über die Lippen, nachdem sie ihren Augenaufschlag an ihm erprobt hatte. Lisa fühlte sich wohl. Sie merkte, dass sie eine geheimnisvolle Anziehungskraft auf Männer gleich welchen Alters ausübte. Nur John und Benni waren immun gegen ihre Blicke, ihnen schienen sie nicht einmal aufzufallen.
Endlich war die ganze Aufregung vorüber. Stolz betrachtete sie ihr neues Zimmer mit der poppig roten Wand, den violett abgesetzten Streifen darauf, die perfekt zur Farbe des Teppichbodens passten und den ultramodernen Möbeln in Weiß und Chrom, die sie sich in einem exklusiven Versandhaus bestellt hatte. Das elegante weiße Sofa aus Nappaleder in der Mitte des Zimmers stand vor einer Fadengardine, die den Raum in einen Schlaf- und einen Wohnbereich trennte. Ein gläserner Couchtisch, auf dem sich Teelichter mit bunten Glaskugeln als Dekoration abwechselten, eine neue Hi-Fi-Anlage, ein Fernseher auf einem Chromgestell, ein Schreibtisch und eine passende Wohnwand komplettierten die Ausstattung, während hinter dem Vorhang verborgen ein gemütliches breites Bett neben dem 6-türigen Kleiderschrank stand und gerade noch genug Platz dazwischen war, um die Tür zum Bad frei zu lassen.
Sie hatte niemandem erlaubt, während der Renovierungsphase das Zimmer zu betreten, aber jetzt, wo es fertig war, brannte die Neugier in ihr, was die anderen, vor allem, was ihr Schwarm dazu sagen würde? Sie fand es toll!
63.
Villa Felthen
Interlaken, Schweiz
August 1983
S chlüssel klimperten vor der Haustür. Ich verstummte, doch Arno ließ sich nicht stören. Er lachte schallend weiter, auch noch, als Benni durch die Halle in die Küche trat. Sein Blick drückte Argwohn aus.
»Benni«, grüßte Arno gut gelaunt, »Schön, dass du endlich wieder da bist. Wir haben gerade überlegt, ob wir heute Abend grillen und eine kleine Party feiern sollten.«
Benni warf mir einen zweifelnden Augenaufschlag zu. »Hi, ihr beiden, entschuldigt die Verspätung. Ja, warum nicht? Gibt es etwas zu feiern? Und beziehst du Lisa mit in deine Überlegung ein?«
Arnos aufgelockerte Miene vollzog ein Wechselspiel der Gefühle. Inzwischen hatte ich einiges über die Familie von Felthen in Erfahrung bringen können. Arno war über den Verlust seiner Ehefrau und seiner Tochter zu einem richtigen Tyrannen geworden, was ich wunderbar fand. Wenn ich das damals geahnt hätte, wäre ich gleich in der Schweiz geblieben, aber so war es auch nicht schlecht, wahrscheinlich sogar besser. Über den Mord an seinen Eltern sprach er nicht mit mir … vielleicht kam das noch. Arno hatte kurzerhand Lisa eingesperrt, Benni als Hauslehrer eingestellt und alle entlassen, denen Fehler unterlaufen waren. Diese Sippe war wirklich seltsam.
Benni klammerte sich wie ein Verurteilter an mich. Er las mir jeden Wunsch von den Lippen ab, dafür benötigte er allenfalls meinen Körper und ein bisschen Aufmerksamkeit. Und auch Arno war mir ins Netz gegangen. Anfangs kühl und reserviert, taute
Weitere Kostenlose Bücher