Satans Erbe (German Edition)
zufrieden zu sein, dass sie sich in meiner Nähe aufhielt. Ich wandte mich ihm zu.
»Ich habe sie vor einer Minute geholt, als der Lieferwagen kam. Benni ist in der Küche. Ich hoffe, das war in Ordnung?«
Lisas Augen ruhten auf mir, dann schwenkte sie den Blick zu Arno und sie verwandelte sich in den braven Engel. »Dad? Ich habe riesigen Hunger. Gibt es Rippchen?«
»Aber sicher, Prinzessin.« Arno drückte Lisa, führte sie zum gedeckten Tisch und setzte sich neben sie.
Ich blieb am Grill stehen, bis John mich ablöste, und freute mir ein Loch in den Bauch, weil Lisa mich als Verbündeten akzeptierte.
Es wurde ein wunderbarer Nachmittag. Seit Australien hatte ich nicht mehr so feudal gespeist und mir Fisch, Fleisch, Salate, Baguette, Soßen und einen erlesenen Rotwein, von dem ich allerdings nur nippte, einverleibt. Lisa war der Mittelpunkt des Abends. Sie spielte uns ihre CDs vor und präsentierte sich dabei stets in neuen Klamotten. Zur Schlafenszeit brachte Arno sie auf ihr Zimmer. Sie verabschiedete sich von jedem mit einem Gutenachtkuss. Benni und John umarmte sie, bei mir hingegen berührte sie kaum die Wange.
John zog sich zurück und ich blieb allein auf der Terrasse, bis ich eine Tür zuklappen hörte, Arnos Büro. Ich schlich mich ins Haus, in Bennis Schlafzimmer und ins Bad ans offen stehende Fenster. Die Stimmen aus dem Arbeitszimmer waren deutlich zu vernehmen.
Es war üblich, dass Arno Benni freitags abends eine Standpauke hielt und ihm vorhielt, was er wieder verkehrt gemacht hatte. Warum ließ Benni sich das alles gefallen? Aber was scherte mich das? So war es wesentlich besser – für mich.
»Ahriman wird bei uns einziehen.«
Bennis verdutztes Gesicht konnte ich förmlich sehen.
»Er kann mit auf Lisa aufpassen, weil du dazu ja nicht mehr wirklich fähig bist.«
»Nun hör aber auf.«
»Und was war im Museum? Ist Lisa dir da nicht entwischt?«
Ich zuckte zusammen. Es war abgemacht, dass Arno Benni nicht erzählte, dass ich Lisa im Schlossmuseum gefunden hatte.
»Woher weißt du das? Das ist ewig her.«
»Natürlich von einer Lehrerin, die dich erkannt hat, während sie mit ihrer Klasse dort war.«
Ich hielt die Luft an. Gut so, Blödmann.
»Ich erfahre eben alles. Außerdem ist es überflüssig, dass Ahriman Geld für ein Hotelzimmer ausgeben muss, wenn er genauso gut hier bei uns wohnen kann. Wir haben hinreichend Platz. Unter anderem wird er Lisa beaufsichtigen, für den Fall, dass du unterwegs bist. Was ja in letzter Zeit häufiger vorkommt.«
Ich hörte Benni aufkeuchen.
»Und Ahriman kann Lisa Italienisch-Unterricht geben, was meinst du? Gute Idee, was? Das bringt sie weiter.«
Ich hatte genug gehört und verließ den Raum. Meine Vorbereitungen für den Umzug waren bereits abgeschlossen.
Jörg war bei einem Kumpel in Münsingen untergekommen, wo wir auch die gesammelten Unterlagen aufbewahrten. Dies lag zwar über 40 Kilometer entfernt, das störte uns jedoch nicht. Der Plan stand fest, jeder hatte seine Aufgaben.
Ich fing Benni auf dem Flur ab und zog ihn in mein neues Zimmer, das von seinem nur durch das Bad getrennt war, welches wir zusammen benutzen würden.
»Ist das nicht großartig?« Ich strahlte ihn an und legte meine Hände auf seine Oberarme. »Arno hat es dir gesagt, nicht wahr? Jetzt können wir immer beisammen sein. Heimlich zwar, aber besser als nichts. Was sagst du?«
Benni war von seinen Gefühlen hin und her gerissen. Ich sah ihm den inneren Konflikt an. Deshalb half ich nach und änderte meine Gesichtszüge von hocherfreut in enttäuscht.
Endlich fiel Benni mir um den Hals. »Natürlich freue ich mich. Es kam nur so … unerwartet.«
Ich küsste ihn leidenschaftlich, bis ich seine wachsende Erregung spürte, dann drückte ich ihn von mir. »Ich fahre gleich zum Hotel und checke aus. Bis später.« Ich zwinkerte ihm zu und verschwand aus der Villa Felthen, wo nun alle nach meiner Pfeife tanzten.
64.
Villa Felthen
Interlaken, Schweiz
September 1983
» D u siehst aus wie ein aufgetakelter Papagei.« Arnos Stimme klang hart. »Geh auf der Stelle in dein Zimmer und wasch das Zeug ab.«
Beleidigt drehte sich Lisa um. Obwohl ihre Augen brannten, weinte sie nicht. Das tat sie seit vielen Jahren nicht mehr. Sie schob das Brennen der ungewohnten Schminke zu, die erst heute früh ein Paketbote geliefert hatte. Natürlich hatte Lisa sie sofort ausprobiert und das war das Ergebnis. Hoffentlich regte Arno sich wenigstens über den Preis für das
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