Satans Erbe (German Edition)
nachdem Kathy und die Mädchen nach draußen gegangen waren, wegen ihrer Kopfschmerzen entschuldigt und sich zurückgezogen. In Wahrheit stellte sie sich das Schlimmste vor und ertrug es nicht, dass sie es nicht schaffte, ihre Sorgen vor ihm zu verbergen. An den Gesichtern der Polizisten las Arno Petras Befürchtungen ab und es fühlte sich an wie ein Fausthieb in den Magen.
Die Beamten nahmen Platz. Der eine hielt den Kopf gesenkt und starrte auf seine ineinander verschränkten Hände.
»Herr von Felthen, Sie ahnen wahrscheinlich, dass wir Ihnen eine traurige Nachricht überbringen.«
Arno schluckte.
»Wir haben das Fahrzeug Ihrer Eltern gefunden. Auf einem Parkplatz an der Seestraße kurz vor Interlaken. Das Auto war eingeschneit, sodass der Wagen nicht auf Anhieb zu erkennen war.«
Arno erinnerte sich, dass es erneut in dichten Flocken angefangen hatte zu schneien, bevor er in der Nacht mit John zu Hause angelangt war.
»Haben Sie unsere Eltern gefunden?«
»Leider ja.« Diesmal hörte er den Polizisten schlucken. »Zumindest Ihre Mutter. Herr von Felthen, Ihre Mutter ist einem Verbrechen zum Opfer gefallen. Sie hatte eine tödliche Schussverletzung am Kopf.«
Arno sackte in sich zusammen. Warum hatten sie den Parkplatz nicht kontrolliert? Sie hätten sie finden müssen.
Benni sprang von seinem Sessel. »Was ist mit unserem Vater? Haben Sie ihn auch gefunden?«
»Nein. Es tut uns leid. Aber es liegen Indizien vor, dass es sich auch in seinem Fall um ein Verbrechen handeln könnte.«
Arno sah dem Beamten an, dass er etwas verschwieg. Bilder einer von Haaren, Blut und Gehirnmasse bespritzten Nackenstütze stiegen in ihm auf. Er presste eine Faust gegen seinen Magen, um Übelkeit und Schmerz zu unterdrücken. Die Polizisten standen auf und reichten Arno und Benni die Hände.
»Unser aufrichtiges Bei…«
Ein lautes Poltern und ein spitzer, lang gezogener Schrei unterbrachen das Gespräch. Danach wurde es still, viel zu still.
Arno rannte in die Diele. Am Fuß der Treppe lag Petra, ein Bein klemmte seltsam verrenkt halb unter ihr. Er stürzte auf seine Frau zu. Noch bevor er neben ihr auf den Boden sank, bemerkte er eine sich schnell ausbreitende Blutlache, die sich unter ihrem Kopf verteilte. Ein leises Stöhnen ließ Petras Lippen erbeben.
»O mein Gott. Liebling. Halte durch.« Arno legte seine Hand vorsichtig an Petras Wange. Er traute sich nicht, sie zu bewegen. Blut rann ihr aus der Nase.
Benni kniete sich auf die andere Seite.
Wie durch Watte vernahm er, dass die Polizisten den Notarzt alarmierten. Energisch schoben sie ihn und Benni beiseite. Einer rannte zum Fahrzeug. Sie brachten Petra in die stabile Seitenlage, legten ihr eine Decke über und drückten eine Kompresse auf die klaffende Wunde an ihrem Kopf. Nach wenigen Minuten hörte Arno die Sirenen der sich nähernden Ambulanz. Als diese eintraf, ging alles sehr schnell. Der Notarzt befestigte die Kompresse, ein Assistent legte eine Infusion an. Petra wurde auf eine Trage gebettet und in den Krankenwagen geschoben. Arno durfte im Transportraum einsteigen.
Benni war von den Beamten zum Streifenwagen geführt worden. Man würde der Ambulanz folgen und ihn am Hospital absetzen.
Der Krankenwagen fuhr an und kam nach wenigen Metern ruckartig zum Stehen, nachdem ein heftiges Rumpeln den Fahrer hatte auf die Bremse treten lassen. Es fühlte sich für Arno an, als wären sie über einen weichen Berg gefahren.
Das Fahrzeug stand noch nicht ganz still, als er durch die Trennscheibe zwischen Fahrerkabine und Transportraum beobachtete, wie der Assistent, der im Sicherheitsgurt nach vorn gerissen worden war, seitlich in den Außenspiegel der Beifahrerseite blickte. Automatisch folgte er seinem Blick und wurde leichenblass. Bewusstlos sackte er zusammen.
*
Im Wagen hinter der Ambulanz bot sich den Polizisten und Benni ein entsetzliches Bild. Wie in Zeitlupe hatte er Kathy mit den Mädchen an der Hand um die Hausecke biegen sehen.
Kaum erblickte Lena den Krankenwagen und sah ihren Vater die Türen schließen, riss sie sich von Kathys Hand los und rannte von der Seite auf das Fahrzeug zu. Das Kindermädchen versuchte, ihr zu folgen und sie aufzuhalten, stolperte aber mit Lisa an der Hand und fiel in den Schnee.
»Daddy …« Der verzweifelte Ausruf wurde abrupt abgebrochen, als Lena gegen die Seitenwand des Krankenwagens flog, von der Wucht des anfahrenden Wagens umgerissen wurde und mit den Füßen voran unter das Fahrzeug rutschte. Ein
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