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Satans Erbe (German Edition)

Satans Erbe (German Edition)

Titel: Satans Erbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maylynn
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Kerzen, die in dem düsteren Kellerloch aufgestellt waren, machten die Sache nicht besser, aber die Faszination, die mich ergriffen hatte, war betörend. Im flackernden Schein standen schwarz verhüllte Gestalten im Kreis um mich herum. Kapuzen bedeckten ihre Häupter. Ich wusste genau, wer unter welchem Gewand steckte, schließlich verbrachte ich die Schulferien mit ihnen, seitdem ich Paolo klargemacht hatte, dass ich der Richtige für sie war.
    »Avanti avanti, Simon«, echote es geflüstert im Chor.
    Sie wollten wie ich schnell wieder aus diesem stickigen Keller hinaus. Ich grinste unter dem nass geschwitzten Stoff. Bestimmt dachten sie, ich würde kneifen.
    Ich packte das flatternde Huhn und drehte ihm den Hals um, damit es nicht noch länger Krawall schlug. Das verkrustete Messer verursachte ein seltsames Geräusch, als ich der Henne die Kehle von oben nach unten aufschlitzte und sie über eine Holzschale hielt. Das Blut tropfte hinein und meine Freunde verfielen in eine Art Singsang. Leider verstand ich das Genuschel nicht. Zwar machte ich in den letzten Monaten rasante Fortschritte, doch das war wirklich zu undeutlich. Aber ich wusste, was sie von sich gaben. Sie nannten sich die »Ophiten«, was irgendetwas mit einer Schlange zu tun hatte, die ein Gott war. Ich wollte schon vor Wochen in die Bibliothek gehen, um nachzuschlagen. Paolos italienische Erklärungen kapierte ich nicht, außer, dass sein Vater Priester war und Paolo sein Wissen aus dessen zahlreichen Büchern hatte. Was mich an den Jungen faszinierte, war, dass sie füreinander da waren, immer wussten, was zu tun war, wenn einer in Schwierigkeiten steckte, wie man Hunger vertrieb oder die Verblendung. Sie glaubten an eine, an ihre Sache. Außerdem verbrachten sie ihre Zeit mit Diebereien, vornehmlich bei den dämlichen Touristen und verachteten die vielen herbeiströmenden Gläubigen. Ich wollte unbedingt dazugehören, obwohl ich den Treffen nur selten beiwohnen durfte. Bis jetzt, falls ich vor ihrer Gottheit bestehen konnte.
    Ich legte das Huhn sanft beiseite, als würde ich es verletzen, wenn es vom Altar fiel. Das Messer blitzte trotz des Blutes im Schein der Kerzen auf. Mir rann der Schweiß aus allen Poren, da half es auch nicht, dass ich den Saum der Kapuze ergriff und von der Brust bis zum Mund hochhob. Ich setzte die Klinge an meinen Kehlkopf, drückte und zog sie bis unters Kinn. Es tat nicht weh, es befriedigte mich. Ich beugte mich über die Holzschüssel und schwenkte sie langsam im Kreis. Das Blut vermischte sich, der Gesang meiner Gefährten erscholl lauter, feierlicher. Tropfen um Tropfen platschte in die Schale, ein Hochgefühl erfasste mich. Genau richtig geschnitten! Es hätte auch zu tief, oder, Satan bewahre, zu lasch sein können.
    Ich setzte die Schüssel an die Lippen und trank.
    Gleichzeitig bliesen meine Brüder die Kerzen aus und stimmten unser Lied an. Ich verstand es noch nicht, sang jedoch lauthals mit – die erste Offenbarung seiner Größe.
    Kaum stellte ich die Schale ab, warfen wir die Kutten fort. Grölend stürmten wir die verfallene Steintreppe hinauf. Ich war ein Ophianer! Ich gehörte dazu! Mein Herz wollte vor Freude zerspringen.
    Wir schlüpften aus der Bodenluke in einen Hinterhof. Das Sonnenlicht stach mir in die Augen, für einen Moment war ich blind.
    Paolo, der Rädelsführer bei den »Ophiten«, präsentierte mir seine Narbe am Hals, indem er den Kopf in den Nacken legte. Er grinste mich an und schlug mir auf die Schulter. Ich kippte fast aus den Schuhen, doch ich lachte mit ihm, während ich sein schmuddeliges Stofftaschentuch entgegennahm und es trotz der Schwüle um den Hals band. Dann boxte ich ihm ebenfalls auf die Schulter, so fest ich konnte. Paolo war darauf nicht gefasst, er stolperte seitwärts, bis die brüchige Mauer des Nebenhauses ihn stoppte. Entsetzt rappelte er sich auf. Er hatte vermutlich von einem, der einen Kopf kleiner und dazu noch mindestens drei Jahre jünger war, keine solche Kraft erwartet. Seine Augen funkelten.
    »Chi la fa l’aspetti.« Ich grinste und sah keck zu ihm auf.
    Paolos Gesichtszüge änderten sich augenblicklich. Aus der Zornesröte und den Knurrlauten wurde eine Lachsalve, die uns bis zum Platz vor der Santa Maria Maggiore begleitete.
    »In tedesco?«, fragte Paolo mich nach der deutschen Bedeutung, als wir es uns im Schatten der Mariensäule bequem machten.
    »Wie du mir, so ich dir«, erklärte ich ihm und es dauerte bis zur Dämmerung, bis alle den Spruch

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