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Satans Erbe (German Edition)

Satans Erbe (German Edition)

Titel: Satans Erbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maylynn
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seinem Vater noch keine Spur gefunden. Taucher und Spurensucher hatten den etwa 15 Kilometer langen Thunersee mehrfach an verschiedenen Stellen abgesucht, ohne Erfolg. Auch eventuelle Entführer hatten sich bislang nicht gemeldet.
    Benni beschloss, Ahriman seinen Entschluss mitzuteilen.
    »Es ist vorbei.« Er spürte, wie sein Freund sich versteifte. Als dieser nach einer Weile nicht antwortete, fuhr Benni fort: »Meine Familie braucht mich. Ich werde vorerst nicht nach Australien zurückkehren.«
    »Ich verstehe.«
    »Ahriman …« Benni ließ die Hand los und suchte Ahrimans Blick. »Ich kann jetzt keine Beziehung aufbauen. Bitte   …«
    »Kannst du mir mit ein wenig Bargeld aushelfen?«
    Die Frage kam überraschend, und in einer anderen Situation hätte er entrüstet reagiert, aber er registrierte ein verletztes Flackern in den umschatteten Augen seines Freundes. Es zog ihm das Herz zusammen. »Hm, wie viel brauchst du?«
    »Wären 20.000 okay?«
    Benni griff eilig in seinen Parka und zog sein Scheckbuch hervor. Im Stehen schrieb er einen Scheck über 50.000 Franken aus. Das würde Ahriman den Abschied erleichtern und Bennis schlechtes Gewissen entlasten. Traurig reichte er ihm das Papier.
    Ahriman drehte sich schweigend um und ging schnellen Schrittes zum Ausgang des Friedhofs.

23.
     

Villa Felthen
Interlaken, Schweiz
17. April 1975
     
     
    » O nkel Benni, gehen wir in den Garten?«
    Benni tippte auf seine Knie, damit Lisa auf seinen Schoß kletterte.
    »Bist du traurig, Onkel Benni?«
    Ihm steckte ein Kloß im Hals. Er nickte.
    »Nicht traurig sein. Mummy und Oma und Opa spielen zusammen im Himmel ihr Kantrata Spiel.«
    Unwillkürlich musste er grinsen. »Was für ein Spiel?« Er kitzelte Lisa in den Seiten, sodass sie sich schüttelte.
    »Ihr Kantrasta Spiel oder so ähnlich.« Lisa kicherte und wedelte mit den Händen. »Ich hab sie gesehen.«
    »Meinst du Canasta?«
    »Ja, so heißt das. Opa hat auch immer mitgespielt. Und John.«
    Benni schaltete erst jetzt. »Du hast sie gesehen?«
    Lisa nickte ungestüm. Ihre blonden Haare wirbelten um ihr schmal gewordenes Gesicht, ihre blaugrünen Augen blitzten. »Im Traum. Ich war mit Kathy im Garten. Wir haben im Gras gelegen und in die Wolken geguckt. Dann bin ich eingeschlafen und da habe ich sie gesehen. Sie haben gelacht und mir gewinkt.«
    Benni fuhr Lisa übers Haar und strich ihr eine Strähne hinters Ohr. »Sie passen alle auf dich auf, meine Süße.« Er überlegte, ob es gut für seine Nichte war, sie in dem Glauben zu lassen, ihre Mutter und die Großeltern gesehen zu haben. Seitdem Kathy und er Lisa im Beisein eines Kinderpsychologen behutsam beigebracht hatten, dass die drei im Himmel seien, erzählte Lisa ständig solche Geschichten. Es fing damit an, dass ihre Mami ihr zugeflüstert habe.
    Dass sie Petra gesehen haben wollte, war neu. Mist, dass Arno nicht da war und er das Problem nicht mit ihm besprechen konnte. Benni entfuhr ein Seufzer. Ob er den Arzt anrufen sollte?
    »Hattest du Angst?«
    »Nein. Gehen wir jetzt raus in den Garten?« Lisa zog das Nein übertrieben in die Länge und sah ihn erwartungsvoll an. »Ich möchte wieder träumen und Mummy …«
    »Wir unternehmen was, meine Kleine«, unterbrach er sie, »was hältst du davon, wenn wir in die Stadt fahren?«
    Sie runzelte die Stirn und zog die Augenbrauen hoch. Wie ähnlich sie Petra sah bei dieser Grimasse. Benni schob den Gedanken energisch beiseite. Er durfte nicht ständig an die drei denken. Das Leben musste weitergehen.
    »Was meinst du, sollen wir ein Geschenk für Lena kaufen? Ich will sie heute Nachmittag besuchen.«
    Lisa strahlte, obwohl sie wusste, dass sie nicht mit zum Krankenhaus fahren durfte. Zwischen ihnen hatte sich ein Ritual entwickelt. Bevor Benni sich auf den Weg zu Lena machte, kniete er sich vor Lisa auf den Boden, um mit ihr auf gleicher Höhe zu sein. Sie hauchte ihm einen Kuss auf jede Wange, streichelte mit beiden Händen gleichzeitig über sein Gesicht, anschließend drückte sie ihm einen Schmatzer auf die Nase. »Gib das Lena von mir.«, flüsterte sie beim ersten Mal. Bei der Rückkehr aus dem Krankenhaus hatte er Lisa zu sich gerufen, war erneut in die Knie gesunken und wiederholte an ihr das Ritual. Zwei Küsschen auf die Wangen, mit beiden Händen durchs Gesicht streicheln, einen Knutscher auf die Nase. »Das soll ich dir von Lena geben«, flüsterte er in ihr Ohr. Lisa war glücklich. Seitdem war die Szene zur wortlosen und feierlichen Zeremonie

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