Satans Erbe (German Edition)
nachdem Lisa ihn nochmals fest gedrückt hatte.
Als er in der Kinderklinik ankam, sprühte eine Schwester den Bären von Kopf bis Fuß mit Desinfektionsspray ein, dann durfte er ihn, nach der üblichen Prozedur ihn selbst betreffend, mit auf die Intensivstation nehmen. »Normalerweise ist das nicht gestattet«, teilte ihm die Schwester mit. »Aber in diesem Fall machen wir eine Ausnahme.«
Benni betrat das Zimmer. Sein Kittel raschelte und Arno hob den Kopf. In der Regel lagen zwei bis drei Patienten in einem großen Raum zusammen. Für Arno und Lena hatte man ein eigenes Zimmer hergerichtet, in dem Arno übernachten konnte.
Wie bei jedem Besuch beschlich Benni ein Gefühl grenzenloser Ohnmacht, als sein Blick auf die Geräte hinter Lenas Bett fiel. Noch immer wurde sie künstlich beatmet.
»Gibt es etwas Neues?«
Arno wiegte den Kopf, sagte aber nichts.
Seine Haare hatten einen grauen Schimmer angenommen, den Benni noch nie bemerkt hatte. Er wollte sich sein Mitleid nicht ansehen lassen und griff den Teddy, den er beim Hineinkommen auf einem Stuhl abgesetzt hatte, ließ ihn aber gleich wieder sinken. Er nahm den Stuhl samt Bären und stellte ihn neben Lenas Bett an das Kopfende. Hier stand er nicht im Weg. Man konnte bequem um das Bett herumgehen, ohne über den Stuhl zu stolpern. Wie ein kleiner Aufpasser saß Bito auf seinem Posten. Benni drehte den Bären so, dass einer seiner Plüschtatzen ins Bett ragte und Lena fast ins Gesicht fasste.
»Was soll der dämliche Unsinn? Nimm das blöde Vieh da weg«, fuhr Arno ihn an.
Benni zuckte zusammen, ließ das Stofftier aber in seiner Position. Das fing ja wieder gut an.
»Hast du etwa deine Tabletten nicht genommen?«, blaffte er zurück. »Vielleicht helfen die dir ja, mal wieder auf den Boden zu kommen – sollen ja auch gegen depressive Verstimmungen sein.« Er erntete einen verdutzten Blick.
»Woher weißt du von den Tabletten?«
»Martha hat sie eingepackt. Sie hat mich gefragt, ob ich wüsste, wo sie sind. Nimmst du sie noch?«
»Nein.« Arno ließ sein Gesicht in die Handflächen sinken. Er saß auf seinem Bett, die Arme auf die Knie gestützt. »Ich hatte keinen Nachschub mehr, da habe ich sie einfach weggelassen.«
»Dir geht es doch gut?« Benni trat zu Arno und legte eine Hand auf den Bettrahmen. Er traute sich nicht, seinen Bruder in den Arm zu nehmen, obwohl ihm danach war, wenngleich oder gerade weil Arno so garstig war.
»Ja, der Schwindel ist weg.«
Benni atmete auf. Eine Sorge weniger. »Ich hatte schon befürchtet, dass du ernstere gesundheitliche Probleme hättest.«
Arno blickte verwundert auf. »Was denn?«
»Ach nichts, nur auf der Packungsbeilage standen noch andere Dinge … vergiss es. Wie geht es Lena?«
»Die Ärzte haben Hoffnung, sie wollen in den nächsten Tagen mit Gymnastik beginnen.«
»Wie das?«
Lenas Knochenbrüche waren mittlerweile verheilt, der Gipsverband und die Schienen entfernt worden. Lena trug ein Nachthemd oder einen Schlafanzug, auf dem lustige Sonnenblumen mit lachenden Gesichtern prangten. Äußerlich schien sie unversehrt. An beiden Armen baumelten Schläuche an den festgeklebten Kanülen und führten zu Plastikflaschen mit klaren Flüssigkeiten, die über dem Bett hingen.
»Die Therapeutin will mit leichten Massagen beginnen und Bewegungsübungen an den Gliedmaßen vornehmen, um einer Kontraktur vorzubeugen.« Arno griff nach Lenas Hand und streichelte sie.
»Was ist eine Kontraktur?«
»Eine Verkürzung von Muskeln und Sehnen durch das lange Liegen.«
Benni trat wieder an Lenas Bett, beugte sich hinunter, küsste sie auf beide Wangen, strich ihr zärtlich darüber und gab ihr einen Kuss auf die Nasenspitze. »Hi Lena. Lisa hat dir Bito vorbeigeschickt, er hat dir viel zu erzählen.« Er richtete sich auf und sah Arno an. »Wollen wir in der Cafeteria etwas trinken gehen? Wir müssen über Lisa reden.«
»Hat sie wieder Fieber?«
»Nein. Aber da ist etwas, von dem ich nicht weiß, wie ich darauf reagieren soll.«
»Was denn? Sag schon.«
»Lass uns doch etwas trinken gehen. Du solltest dir mal eine Tasse Kaffee gönnen. Ein Stück Sahnetorte würde dir ebenfalls guttun, damit du wieder was auf die Rippen kriegst.«
»Ich kann hier nicht weg. Also, was ist mit Lisa?«
Benni zögerte, ehe er von den Vorkommnissen erzählte.
Arno starrte an die Wand. »Das wird schon wieder, lass sie nur. Sie sollte vielleicht nicht so viel rausgehen, dann kommt sie nicht auf dumme Gedanken.«
»Sollen wir
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