Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Satans Erbe (German Edition)

Satans Erbe (German Edition)

Titel: Satans Erbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maylynn
Vom Netzwerk:
beschäftigt. Nächste Woche bin ich wieder da. Gibst du mir mal Onkel Benni an den Apparat?«
    Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Die Hand mit dem Hörer sackte nach unten und beinahe hätte sie ihn fallen lassen. Benni nahm ihn ihr aus den zitternden Fingern und strich ihr übers Haar.
    »Ja Arno?«
    Lisa drehte sich um und rannte die Treppe hinauf. Die Zimmertür knallte hinter ihr zu. Sie ließ sich schluchzend auf ihr Bett fallen. Warum durfte Lena bloß bei Mummy im Himmel sein und sie nicht? Sie wollte nicht mehr weinen, nie mehr.

35.
     

Villa Felthen
Interlaken, Schweiz
13. Juni 1976
     
     
    D as Telefon in Arnos Büro läutete zum dritten Mal. Es war einer der seltenen Sonntagabende, an denen Arno mit seinem Bruder beisammensaß und Schach spielte. Unwillig erhob sich Arno und nahm den Anruf entgegen.
    »Arno von Felthen, wer spricht dort?« Er lauschte. »Ja, es geht ihr gut. Nein, sie hat kein Fieber mehr. Nein, auch keine roten Flecken. Wie war doch gleich Ihr Name? Vielen Dank … Danke. Auf Wiederhören.« Er knallte den Hörer auf den Apparat, dass es krachte. »Verdammt noch mal! Kann man dieses Haus nicht für ein paar Tage verlassen, ohne dass Katastrophen über uns hereinbrechen?« Er schnaubte vor Wut. »Ich hatte ausdrücklich verboten, dass Lisa eine Geburtstags-Party gibt. Hatte ich das nicht?«
    Benni nickte. »Aber du kannst sie nicht ständig einsperren, Arno. Sie braucht frische Luft, sie braucht andere Kinder, sie braucht dich!«
    »Ach was, hau nicht so auf den Putz. Du siehst ja, was wir davon haben. Lisa ist krank. Masern! Nun weiß ich, warum.«
    »Wenn du sie in den Kindergarten geschickt hättest und sie öfter nach draußen dürfte, wäre sie nicht so anfällig für Krankheiten.«
    »Komm mir nicht mit so einem Scheiß. Ich entscheide, was das Beste für meinen Engel ist. Hättest du nicht den ganzen Kindergarten hier angeschleppt, hätte sie sich nicht angesteckt.«
    Benni gab keine Antwort. Er stand auf und trat vor das Bücherregal, das eine komplette Wand des Büros vom Boden bis zur Decke einnahm. »Arno«, setzte er an und verstummte, suchte wie so oft nach passenden Worten und schluckte bitter, weil er ahnte, dass er wieder ins Fettnäpfchen trampeln würde. »Arno, bitte werd doch vernünftig. Was du tust, ist nicht richtig. Du darfst sie nicht einsperren.« Wie oft hatte er das schon gesagt?
    »Du wiederholst dich.«
    Benni griff nach einem Buch und zog es hervor. Er betrachtete den Titel. »Mark Twain – die Abenteuer des Tom Sawyer. Weißt du noch? Das hast du mir zu meinem sechsten Geburtstag geschenkt.« Benni streckte ihm das Buch hin, aber er nahm es nicht an.
    »Und?«
    »Damals warst du so lieb und fürsorglich. Du warst mein großer Bruder, mein Beschützer, mein Held. Wir fühlten uns wie Tom und Huck. Du warst Tom, ich Huck. Wir haben uns wie der Bücherheld tausend Streiche ausgedacht. Wir hatten Spaß. Wir waren glücklich. Glaubst du nicht, dass Lisa auch ein bisschen Freiheit braucht? Freunde, Spaß, Abenteuer? Wo ist mein Held geblieben?«
    »Sie ist ein Mädchen. Sie braucht keine Streiche und Abenteuerhelden. Außerdem weißt du genau, was damals alles passiert ist. Wie war das mit dem Rennrad?«
    »Jetzt wirst du kindisch. Das war Jahre später – ich war neun, und das Rad viel zu groß für mich. Nur deshalb bin ich gestürzt.«
    »Siehst du, genau das soll Lisa eben nicht passieren.«
    »Du sollst sie ja auch nicht auf einem zu großen Fahrrad fahren lassen. Aber sie braucht Freunde. Ich verstehe nicht, warum du das nicht einsiehst.«
    »Sie ist am besten zu Hause aufgehoben. Da, wo ihr keine Gefahren drohen.«
    Benni schüttelte den Kopf. »Bitte Arno«, setzte er erneut an, doch er schnitt ihm das Wort ab.
    »Ich will nichts mehr hören. Es wird gemacht, was ich sage, Feierabend.«
    »Wenn Lisa in die Schule kommt, kannst du sie auch nicht mehr die ganze Zeit überwachen.«
    Arno krampfte die Hände um die Schreibtischkante. »Sie wird nicht zur Schule gehen.«
    »Was?«
    »Bist du schwerhörig?«
    Benni wich das Blut aus dem Gesicht. »Das kannst du nicht machen!«
    »Und ob ich kann. Es gibt keine Schulpflicht, nur eine Bildungspflicht. Der werde ich nachkommen.«
    »Und wie stellst du dir das vor?«
    »Ganz einfach. Du wirst sie unterrichten.«
    »Das kann ich nicht.«
    Arno brach in Gelächter aus. »Das kannst du nicht? Mach dich nicht lächerlich. Wozu hast du Lehramt studiert?«
    »Bestimmt nicht, um meine Nichte zu

Weitere Kostenlose Bücher