Satans Erbe (German Edition)
unterrichten.«
»Wirst du aber – oder du kannst gehen!«
Benni wurde noch eine Spur blasser. Es klopfte an der Tür. Arno wirbelte herum. »Was ist?«
Die Tür öffnete sich einen Spalt und Martha steckte den Kopf in den Raum. »Herr von Felthen, der Arzt ist da, um nach Lisa zu sehen. Möchten Sie raufkommen?«
Arno nickte. »Ich bin sofort da.«
Martha schloss die Tür.
»Habe ich mich klar ausgedrückt oder hast du noch Fragen?«
Benni öffnete den Mund und klappte ihn sofort wieder zu.
»Na dann bis später.« Er verließ das Büro und eilte davon. Als er das Kinderzimmer betrat, fing Lisa an zu husten. »Papi, ich hab so Halsschmerzen.«
Er schaute seine Tochter nicht an, sondern starrte über das Bett hinweg an die Wand. »Ich hatte gerade einen Anruf. Eine Mutter teilte mir mit, dass ihr Sohn die Masern habe. Lisa hatte Kontakt mit ihm.«
Der Arzt blickte auf. »Wann war das?«
»Vor knapp zwei Wochen.«
Der Arzt nickte. »Im Moment kann ich noch keine typischen Symptome entdecken. Aber das Fieber und die Halsschmerzen sprechen dafür.«
»Wie schlimm ist es?«
»Lisa ist kräftig, das Fieber hat nachgelassen. Wenn es tatsächlich die Masern sind, wird sie in den nächsten ein bis drei Tagen Flecken am ganzen Körper bekommen, die hinter den Ohren anfangen. Sie darf nicht daran kratzen.« Der Doktor nahm Lisas Hand. »Hörst du, Lisa? Ich verschreibe dir ein Puder, dann juckt es nicht so doll. Du darfst auf keinen Fall kratzen, sonst entzünden sich die Stellen und du bekommst hässliche Narben. Das möchtest du doch nicht?«
»Nein«, piepste Lisa.
Der Arzt schob ihr eine verschwitzte Strähne aus der Stirn.
»Darf ich meinen Teddy haben?«
Suchend blickte der Arzt sich um, bis er Tobi vor dem Kleiderschrank entdeckte. Er erhob sich und brachte den Bären an Lisas Bett. »Ich verschreibe dir einen Saft. In ein paar Tagen bist du wieder gesund.« Er verließ das Zimmer und Arno folgte ihm. Martha blieb bei Lisa zurück.
»Muss sie ins Krankenhaus?«
»Nein. Solange sich keine Komplikationen ergeben, nicht.«
»Was für Komplikationen?«
»Davon wollen wir jetzt nicht sprechen, Herr von Felthen. Es geht Lisa im Moment einigermaßen gut. Sorgen Sie bitte dafür, dass sie im Bett bleibt und ihre Medizin regelmäßig nimmt. Ist sie geimpft?«
»Ich weiß nicht, darum hat sich Petra immer gekümmert.«
»Es müsste ein Impfbuch existieren. Wissen Sie, wo Ihre Frau das aufbewahrt hat?«
Arno warf dem Quacksalber einen bösen Blick zu. »Nein, das weiß ich nicht. Aber ich werde es suchen lassen.«
»Gut. Informieren Sie mich, wenn Sie es gefunden haben.«
Arno nickte und begleitete ihn zur Haustür. Als er in sein Büro zurückkehrte, war Benni nicht mehr da. Er trat an den kleinen Spieltisch in der Mitte zwischen den Ledersesseln und setzte sich. Mit einer wilden Handbewegung fegte er die Spielfiguren vom Brett. Er konnte diese Weißkittel einfach nicht mehr sehen.
36.
Bezirksspital Interlaken
Interlaken, Schweiz
16. Juni 1976
M issmutig betrat Arno die Eingangshalle. Mit gesenktem Blick steuerte er auf die Aufzüge zu. Dieser Geruch. Er hielt den Atem an, so lange es ging, bevor er gierig nach Luft sog und spürte, wie sich sein Magen erneut zusammenkrampfte.
Der Fahrstuhl stoppte, die Türen glitten auseinander und Arno strebte seinem Ziel entgegen. Er sparte sich das Anklopfen und betrat das Privatzimmer.
Sein Bruder schlief. Er war grau im Gesicht, selbst von der Tür aus konnte Arno seinen Atem heftig rasseln hören. Es berührte ihn in diesem Moment nicht. Er trat auf das Bett zu und blieb am Fußende stehen.
»Wach sofort auf, Benni«.
Benni bewegte sich unruhig im Schlaf und schien etwas zu murmeln. Er konnte es nicht verstehen.
»Wach auf, habe ich gesagt.«
Endlich schlug Benni die Augen auf.
»Ich hoffe, du weißt nun, warum ich den Kontakt mit anderen Kindern unterbunden habe. Ist dir das hier Lehre genug?«
»Was soll das heißen, Arno?«, krächzte Benni.
»Lisa hat Masern, du hast Masern und jetzt noch eine Lungenentzündung. Das wäre dir erspart geblieben, wenn du die blöden Blagen zu Hause gelassen hättest.«
»Meine Güte, das kann doch passieren, ich werde nicht sterben.« Ein Hustenanfall schüttelte Benni. »Und Lisa auch nicht.«
»Das will ich dir auch raten. Wenn Lisa nicht gesund wird …«
»Red keinen Quatsch.«
»Lisa geht es nicht gut.« Arno ließ sich auf einen Stuhl fallen. Er senkte den Kopf und grub ihn in seine
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