Satans Eulen
finden Sie das. Ich sag Ihnen was. Das ist scheiße. Man will uns hier verschaukeln. Aber nicht mit mir, das sage ich Ihnen. Nicht mit Ronald T. Ashborne. Ich werde mich beschweren, das gibt noch Putz, gibt das…«
Bill ließ den Kerl einfach stehen und ging. Die Gespräche drehten sich natürlich fast durchweg um die neuen Maßnahmen. Besonders die Frauen waren unter der Schminke blaß geworden. Die Männer machten betretene Gesichter, die Mitglieder der Band sowie die Sängerin standen herum wie Falschgeld. Daß keiner mehr Lust hatte, den Instrumenten auch nur einen Ton zu entlocken, lag auf der Hand.
Bill drängte sich weiter und verließ den Saal. Als er die Kabinengänge erreicht hatte, atmete er auf. Er genoß für einen Moment die Stille und eilte dann weiter.
Sheila hatte abgeschlossen. Bill mußte klopfen, und er vernahm die Stimme seiner Frau. »Wer ist da?«
»Ich bin es.«
»Moment, Bill.«
Sheila schloß hastig auf. Bill huschte in die Kabine und drückte die Tür sofort hinter sich zu. Im Bett richtete sich der kleine Johnny auf. Er lachte, als er seinen Vater sah.
»Daddy, wo warst du solange?«
»Mit Onkel John an Deck.«
»Was habt ihr da gemacht?«
»Das erzähle ich dir später, mein Kleiner.« Bill wandte sich an Sheila und senkte seine Stimme zu einem Flüstern. »Sieht nicht gut aus, das alles.«
»Wieso?«
Der Reporter erklärte es ihr in wenigen Worten, und Sheila schüttelte den Kopf. »Nein«, erwiderte sie. »Das gibt es doch nicht. Irrst du dich auch nicht?«
»Leider nein.«
»Und was machen wir jetzt?«
»Du hast sicherlich die Durchsage gehört - oder?«
»Ja, das habe ich.«
»Du bleibst hier in der Kabine. John ist oben an Deck und versucht einen eventuellen Angriff zu stoppen, während ich mich hier unten umschaue.«
»Aber die Eulen können doch nicht nach unten gelangen, wo alles zu ist.«
»Das sagst du, Sheila. Im Prinzip ist es auch richtig. Nur haben wir leider das Problem, daß die Eulen Ähnlichkeit mit Vampiren haben, was die Wirkung ihrer Bisse anbetrifft.«
»Moment, Bill. Meinst du, die Menschen, die gebissen worden sind, werden ebenfalls…« Sie sprach das Schreckliche nicht aus, sondern sah Bill nur an.
»Ja, leider ist es so.«
»Dann sitzen wir auf einer Zeitbombe.«
»Genau, aber ich werde sie entschärfen. Es muß mir gelingen, die beiden aufzuspüren, die von den Eulen attackiert worden sind.«
»Dann habe ich ja unwahrscheinliches Glück gehabt.«
»Das kannst du wohl sagen.«
»Der Mann, mit dem ich getanzt habe, befindet sich in der Krankenstation.« Gut.
»Und die Frau?«
»Welche?«
»Die John an Deck getroffen hat. Diese Martina Carlsson. Weißt du, welche Kabinennummer sie hat?«
»Nein.«
»Dann werde ich einen Steward fragen.« Der Reporter umfaßte die Schultern seiner Frau. »Tu mir den Gefallen, Sheila, und verlaß deine Kabine auf keinen Fall. Wir müssen jetzt zusammenhalten, ich werde die Sache schon schaukeln. John hat mir gute Waffen gegeben. Die Eulen sollen keine Chance bekommen.«
»Natürlich, Bill.«
Der Reporter hauchte seiner Frau noch einen Kuß auf die Lippen, drehte sich um und verließ die Kabine mit einem schlechten Gefühl, denn sehr wohl war ihm bei der Sache nicht. Viel lieber wäre er bei seiner Familie geblieben. Hoffentlich hatte sich der Keim noch nicht ausgebreitet. Bill suchte die Krankenstation. Er fragte dann einen Steward, der einen Wagen mit Wäsche durch den Gang schob. Der Mann gab ihm bereitwillig Auskunft.
Bill mußte durch ein paar Flure, verlief sich einmal und ging dann ein Deck tiefer, denn dort fand er sein Ziel.
Der Gang war ziemlich lang. Bill schaute sich um, sah den erleuchteten Pfeil und orientierte sich nach links. Da lag die Station. Der Teppich dämpfte seine Schritte, als Bill voraneilte. Er kam auch an der Kabine des Doktors vorbei. Bill las den Namen auf der Tür. Die Messingbuchstaben blinkten. Bill klopfte. Als er keine Antwort bekam, öffnete er.
Die Kabine war leer.
Wo steckte der Arzt?
Bill traute sich nicht, den Namen des Mannes zu rufen. Zudem hätte er ins Blaue hineinschreien müssen. Er ging noch zwei Schritte vor und hörte plötzlich die dumpfen Geräusche. Sie waren hinter einer der Türen aufgeklungen, und eine Sekunde später vernahm Bill auch den Schrei. Gefahr!
Dann handelte er.
***
»Einen Augenblick noch!« rief ich.
Die drei stoppten tatsächlich. Sie drehten sich um, ich ging auf sie zu und ließ mir Zeit dabei. Es war wirklich eine
Weitere Kostenlose Bücher