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Satans Eulen

Satans Eulen

Titel: Satans Eulen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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seltsame Familie, die wir hier an Bord geholt hatten. Besonders interessierte mich das Mädchen. Ich fixierte die Kleine genau und sah, daß sich unter dem lose herabhängenden Pulloverärmel etwas bewegte. Für mich war es ein Beweis, und ich schüttelte mich, wenn ich daran dachte, daß ich eventuell ein Kind ausschalten mußte.
    Der Mann blickte mir fragend entgegen. »Was kann ich für Sie tun, mein Herr?«
    »Es geht um Ihre Tochter.«
    »Was ist mit ihr?«
    »Besitzt sie nur einen Arm?«
    »Wieso?«
    Der Kerl tat zwar ahnungslos, doch das nahm ich ihm auf keinen Fall ab. Er hatte etwas zu verbergen.
    Das spürten auch die anderen Männer der Besatzung. Wie ich waren sie ebenfalls stehengeblieben und hatten einen Halbkreis gebildet. Irgendwie fühlte jeder die Spannung, die plötzlich in der Luft lag. Man merkte, daß sich bald etwas Entscheidendes tun würde.
    »Ich warte noch immer auf eine Antwort«, erinnerte ich den Mann.
    Lars Strindberg senkte den Kopf, schielte mich allerdings von unten her an. Dann nickte er: »Ja, Mr. Sinclair, meine Tochter hat in der Tat nur einen Arm.«
    »Danke für die Auskunft. Sie gestatten natürlich, daß ich mich selbst davon überzeuge?«
    Für einen winzigen Moment schaute er mich groß an. Ich überraschte ihn, denn bevor er noch reagieren konnte, war ich vorgegangen und bückte mich.
    Jetzt sah ich das Kind genauer.
    Und seine Augen.
    Nein, die waren nicht normal. Solche Augen besaßen keine Menschen. So groß, so rund, so kalt - und so grausam.
    Ich war zwar sehr mißtrauisch, aber leider nicht vorsichtig genug. Als ich nach dem Arm oder Ärmel fassen wollte, da reagierte der Mann. Den Schatten bemerkte ich noch, den Kopf allerdings bekam ich nicht so schnell zur Seite.
    Sein Tritt traf ich am Hals und streifte auch mein Kinn. Strindberg trug dicke Schuhe, die Trefferwucht wurde noch größer, und ich kippte zurück.
    Für einen Augenblick sah ich Sterne, dann schlug ich mit dem Hinterkopf auf und trat erst einmal weg. Bewußtlos wurde ich nicht, aber ich war wie paralysiert. Die Stimmen der anderen und ihr Schreien drang wie durch Schaumstoff gefiltert an meine Ohren, während ich eine schreckliche Angst ausstand, weil ich in diesen Momenten wehrlos auf den Planken lag.
    Wenn jetzt die Eulen angriffen, hatte ich kaum eine Chance. Ich vernahm ein Klatschen, hörte hastige Schritte, ein Schatten sprang über meinen Körper, und endlich gelang es mir wieder, mich zu bewegen. Mühsam rollte ich mich auf die Seite. In meinem Kopf hatte sich ein dumpfes Gefühl ausgebreitet, wobei mir der Schädel vorkam, als hätte er um das Doppelte an Größe zugenommen.
    Ich winkelte die Arme an und stützte mich mit beiden Händen ab. Schwerfällig wuchtete ich mich dabei in die Höhe und rappelte mich mühsam auf. Als ich endlich stand, hatte ich Mühe, das Gleichgewicht zu halten. Ich taumelte rückwärts, und erst die Reling hielt mich auf, gegen die ich mit meinem Kreuz stieß.
    Heftig rang ich nach Atem. Nur allmählich lichtete sich der Schleier vor meinen Augen, ich bekam freie Sicht und entdeckte den Ersten Offizier, der mit gezogener Waffe in meiner Nähe stand, etwas vorgebeugt, den linken Arm nach hinten ausgestreckt und mit der Hand den Handlauf der weißen Reling umfassend.
    »Wo sind die anderen?« krächzte ich.
    Erst jetzt bemerkte er, daß ich wieder auf den Füßen stand. Er wandte mir sein Gesicht zu.
    »Wo sind sie?« drängte ich.
    »Weg, verschwunden.«
    »Aber Sie müssen gesehen haben…«
    »Es ging alles so schnell.«
    »Nach unten können sie ja nicht - oder?«
    »Noch haben wir nicht alles abgeschottet.«
    Auch das noch. Ich verdrehte die Augen. Jetzt wurde es kritisch. Ich gab mir ebenfalls einen Teil der Schuld, weil ich mich hatte reinlegen lassen.
    »Wir können nur hoffen, daß sich die drei noch auf dem Deck hier aufhalten«, sagte ich.
    Didea nickte.
    »Und Ihre beiden Männer?«
    »Haben die Verfolgung aufgenommen.«
    »Hatten sich die Menschen denn schon verwandelt?« wollte ich wissen.
    »Noch nicht.«
    »Dann los. Und vor allen Dingen, rufen Sie Ihre Leute, die sollen Bescheid geben, wo sie hocken.«
    »Ist klar.«
    Ich konnte den Mann verstehen. Er war ein guter Seemann und wußte nicht, wie er jetzt reagieren sollte. Es war eine reine Ausnahmesituation, der Streß machte ihn fertig. Seiner gesamten Haltung und seinem Gehabe war anzusehen, daß es ihm keinen Spaß mehr machte, die Führung des Schiffes zu behalten, deshalb nahm ich das Heft in die

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