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Satans Eulen

Satans Eulen

Titel: Satans Eulen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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es auch. Das Mädchen mußte schon des öfteren auf Bäume geklettert sein, denn sonst hätte es nicht so rasch die Sprossen hochgekonnt. Die Mutter folgte, den Schluß machte der Vater. Neben mir stand der erste Offizier. Wie auch ich schaute er dem Manöver zu und war wohl gespannt, was die Familie zu berichten wußte. Zuerst erschien das Mädchen. Da hatten sich die beiden Matrosen schon über die Reling gebeugt und halfen dem Kind an Deck. Fast wäre es noch gestolpert, fing sich aber und ging ein paar Schritte zur Seite, wo es stehenblieb und uns aus großen Augen anschaute. Er schien sich verletzt zu haben, denn ein Verband bedeckte seinen Kopf. Ich runzelte die Stirn, denn irgend etwas war in meinem Hirn eingeklinkt, wurde jedoch abgelenkt, weil die Frau das Deck betrat. Sie zeigte sichtliche Anzeichen der Erschöpfung.
    »Ein Glück«, sagte sie, »daß Sie uns an Bord genommen haben. Ein Glück, vielen Dank.«
    Es waren Dankesworte, davon biß keine Maus den Faden ab. Trotzdem gefielen sie mir nicht. Irgendwie kamen sie mir vor wie heruntergeleiert, und ich war gespannt darauf, was der Mann zu sagen hatte, der als letzter an Bord gelangte. Auch in seinem Gesicht waren Anzeichen von Erschöpfung zu lesen, trotz der farbigen Beleuchtung, die seine Haut veränderte. Er atmete tief aus und ging zur Seite, wo er den Arm um die Schultern seiner Frau legte.
    »Sind noch mehr Personen an Bord?« fragte der Erste.
    »Nein, Sir, wir sind allein.«
    Der Offizier gab den Matrosen den Befehl, das Fallreep wieder hochzuziehen. Hand über Hand wuchteten sie es an der Bordwand entlang zu sich heran.
    »Sind Sie freiwillig um diese Zeit auf dem Fjord gefahren?« erkundigte ich mich.
    »Nein, das nicht.« Der Mann sprach zum Glück englisch. »Wir sind geflohen.«
    »Und wovor?«
    »Wenn ich Ihnen das sage, glauben Sie mir kein Wort, Mister.«
    »Etwa vor den Horror-Eulen?«
    »Sie kennen die Strigen?«
    Jetzt wußte ich endlich, wie sie hießen. Strigen nannten sie sich also.
    »Ich habe sie erlebt. Aber Sie sind angegriffen worden, wenn ich mich nicht irre.«
    »Leider, Mister. Wir haben gegen sie gekämpft.«
    »Und gewonnen?«
    »Nein, wir mußten fliehen.«
    Die Sache gefiel mir immer weniger. Ich wandte mich ab und runzelte die Augenbrauen, wobei ich scharf nachdachte. Mich wunderte es, daß die Familie den Angriff der Strigen so einfach zugab. Hatten die Hiebe bei ihnen nichts bewirkt?
    Der Erste fragte nach den Namen.
    Wir erfuhren, wie die Leute hießen.
    »Gut«, sagte Gunnard Didea, »dann kommen Sie mal mit unter Deck. Eine Mahlzeit und ein warmes Getränk wird Ihnen sicherlich guttun, nicht wahr?«
    »Das ist wirklich sehr großzügig von Ihnen.«
    »Ach was. Reine Seemanns-und Christenpflicht. Wir hätten es für jeden anderen auch getan.« Er deutete mit dem Arm mittschiffs hinüber, wo der abgedeckte Pool war. »Dort geht es her.«
    Die drei setzten sich in Bewegung. Ich schaute ihnen hinterher. Das Ehepaar hatte ihre Tochter in die Mitte genommen. Die beiden Matrosen gingen vor, um ihnen den genauen Weg zu weisen.
    Da wurde mein Verdacht zur Gewißheit. Das Kind bewegte sich so seltsam. Ich sah auch den Grund. Ein Pulloverärmel schien leer zu sein…
    ***
    Selbstverständlich war noch etwas los. Nach so einem frappierenden Ereignis konnte sich die Aufregung einfach nicht gelegt haben. Da wurde weiter gesprochen, diskutiert, geredet, und auch der Schiffsarzt machte sich seine Gedanken.
    Er hatte die Angewohnheit, Tagebuch zu führen. In seiner Kabine - froh darüber, dem Trubel entkommen zu sein - schloß er sich ein und ließ sich auf den gepolsterten Stuhl hinter seinem Schreibtisch fallen, umgeben von zahlreichen Meßgeräten und Einbauschränken, denn die Kabine war zweckmäßig eingerichtet.
    Das Tagebuch lag in der zweiten Schublade oben ganz rechts. Er zog die Lade auf, schaute nach und sah den grünen Ledereinband. Er glänzte wie frisch geputzt.
    Der Arzt, er war Finne und hieß Meldonen, schlug das Buch auf. Als er etwa in der Mitte die erste leere Seite gefunden hatte, wußte er nicht, was er schreiben sollte.
    Dabei war es so einfach. Das Auftauchen dieser schrecklichen Eule, der Angriff auf die Menschen, die Panik, mein Gott, das hätte sogar einen Romanstoff abgegeben. Aber so etwas konnte man anderen nicht erzählen, vor allen Dingen dann, wenn man es selbst nicht recht glaubte und es irgendwie mit dem Begriff der Massensuggestion zu erklären und zu deuten versuchte.
    Das paßte nicht. Nein,

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