Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Satans Ritter

Satans Ritter

Titel: Satans Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
Vom Netzwerk:
anderen weggesperrt blieben. Damit die Welt jenseits von Highgate Hall vor ihnen sicher war .
    Dr. Simon Ludlow nahm die Wanderung durch sein geräumiges Arbeitszimmer wieder auf, nachdem er eine ganze Weile an einem der deckenhohen Bogenfenster gestanden und in den nachtdunklen Park hinausgeblickt hatte, ohne dort zu entdecken, was er zu sehen erwartete (fürchtete ...) - wie in so vielen Nächten zuvor.
    Früher oder später, dachte er bitter, wird sie kommen - von ihm! Galliges Lachen, alles andere denn belustigt, brannte ihm flüchtig auf den Lippen. Nachdem sie gekommen ist - mit ihm .
    Mit müden Schritten, die an einen Greis gemahnten, nicht aber an einen Enddreißiger, ging Ludlow in Richtung seines wuchtigen Schreibtisches, für den jeder Antiquitätenhändler von gutem Ruf ein kleines Vermögen gezahlt hätte; Simon Ludlow hätte ein größeres darum gegeben, würde er nie mehr dahinter Platz nehmen müssen Mehr als dutzendfach begleitete er sich selbst, als er mit hängenden Schultern wie unter unsichtbarer Last dahinschlurfte - die Wände des Raumes, dessen Decke im Dunkel verschwand, waren zum größten Teil verspiegelt. Ludlow selbst hatte die Spiegel anbringen lassen; nicht, um das ohnedies schon saalartig große Zimmer optisch noch zu erweitern, sondern einzig um seines Bedürfnisses nach Gesellschaft willen. Die Reflektionen seines eigenen Bildes suggerierten ihm wenigstens, nicht ganz so allein zu sein, wie er es in Highgate Hall tatsächlich war: einer unter vielen zwar, aber doch so einsam, als sei er der einzige Mensch auf dieser Welt.
    Und wirklich schien es ihm, von Tag zu Tag mehr sogar, als sei dies eben so: Simon Ludlow kam sich vor wie der einzige Mensch in dieser Welt namens Highgate Hall! Die anderen, die sie mit ihm bevölkerten - nun, sie würden nicht hier sein, wären sie Menschen wie die allermeisten anderen . außerhalb von Highgate Hall.
    Die Gesellschaft seiner Spiegelbilder diente Simon Ludlow darüber hinaus noch quasi als Entschuldigung für eine weitere Eigenart, die er im Laufe seines Hierseins entwickelt hatte: Selbstgespräche. Die gläsernen Abbilder seiner selbst sah er gleichsam als Zuhörerschaft an, vor deren Reihen er dozierte und philosophierte - oder schlicht sein Leid beklagte.
    »Ja, ich dachte, ich könnte Highgate Hall regieren«, nahm Ludlow den zuvor gesponnenen Faden wieder auf. »Statt dessen aber wurde ich zum Sklaven seiner Insassen. Sie beherrschen mich, und ich kann ihnen nicht entrinnen.«
    Er hob den Finger wie ein Lehrer vor seiner Klasse. »Oh, eines Tages werde ich gehen dürfen, zurück in die Welt, aus der ich einst gekommen bin. Aber diese Welt wird mich nicht wiedererkennen. Denn Highgate Hall hat einen anderen Menschen aus mir gemacht -«, Ludlow hielt kurz inne, blickte dann in imaginäre Fernen, als könne er dort die Welt draußen und sein Leben damals sehen wie etwas, das sich von ihm entfernte wie ein in Richtung des Horizonts entschwindender Zug, »einen Menschen, der möglicherweise nicht mehr imstande sein wird, in dieser anderen Welt zu leben. Denn das ist die Aufgabe Highgate Halls: jene, die hier sind, ihrem früheren Leben zu entfremden, auf daß sie es nie mehr führen können . Und Highgate Hall kennt dabei keinen Unterschied zwischen denen, die nur eine Zeitlang hier sind, und jenen, die bis an ihr Ende hierbleiben müssen.«
    Daß er von Highgate Hall wie von einem wirklichen Wesen sprach, fiel Simon Ludlow schon seit geraumer Zeit nicht mehr auf. So vieles, was ihm draußen absonderlich erschienen wäre, kam ihm hier selbstverständlich und normal vor.
    Er wandte sich wieder in Richtung der Fensterwand, und die Schar seiner Spiegelbilder machte die Kehrtwendung synchron und in gespenstischer Lautlosigkeit mit.
    »Ich fühle mich mehr als Gefangener als jene, die hier tatsächlich gefangen sind«, fuhr er dann fort. »Ich sollte mich als ihr Wächter fühlen, denn der bin ich doch eigentlich - aber ich kann es längst nicht mehr. Sie sind es, die mich hier festhalten ... Sie sind der Fluch, der mich an Highgate Hall fesselt und -«
    Simon Ludlow unterbrach sich abrupt, als sein Blick abermals durch das Fenster hinaus in den Park schweifte.
    Mondschein bestrich die gepflegten Anlagen mit vagem Silberglanz, und zwischen den starren Schatten sorgfältig gestutzter Hecken und Sträucher war einer, der durch die Nacht tanzte wie eine Elfe, berauscht oder gar trunken vom milchigen Himmelslicht.
    »Sie gibt sich nicht einmal mehr

Weitere Kostenlose Bücher