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Satanskuss (German Edition)

Satanskuss (German Edition)

Titel: Satanskuss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Schreiner
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schweifen. Sie sahen in ihren verwaschenen und mehrfach geflickten Roben beinahe so elend aus, wie die Menschen, denen sie versuchten zu helfen. Die meisten hatten einen traurigen, mitfühlenden Gesichtsausdruck aufgelegt, der zwar zur Stimmung passte, aber nicht echt wirkte.
    Beinahe so, als täte es ihnen Leid, nicht ebenso bedürftig zu sein, wie die Meute vor ihnen.
    Als sich die Novizin umdrehte, die sich in die Mitte der Menschenmenge getraut hatte und mit einigen Kindern Richtung Kloster schritt, hielt Simon den Atem an.
    Im nächsten Moment hatte er die Entfernung zwischen sich und dem nächsten Schatten überbrückt und sich verborgen.
    Sein Gesichtsausdruck war vor Wut verzerrt, während er die Frau betrachtete und wurde immer mörderischer. Rasende Wut, heißes Verlangen und eiskalter Hass durchdrangen ihn. Gefühle, die so heftig waren, dass er sie kaum unter Kontrolle halten konnte.
    Es war nicht einfach irgendeine Nonne, der Raffael einen Brief geschrieben hatte und die freimütig bekannt hatte, ihn zu lieben. Es musste ausgerechnet diese sein!
    Er wandte den Kopf ab, ignorierte seine krampfenden Eingeweide und konzentrierte sich auf seine Atmung. Erst dann sah er sie wieder an.
    Obwohl Simon von ihr gehört hatte – Wer hatte das nicht? – Wer hatte noch nicht vom Engel Roms gehört? –, hätte er sich auch in seinen kühnsten Vorstellungen niemals diese makellose Frau ausmalen können, die zerlumpt, mit verweintem Gesicht und einer Horde Kinder durch die Hoffnungslosen dieser Erde schritt.
    Leise verfluchte er sich dafür, dass er sich zu einem Kuss hatte hinreißen lassen, weil er sich bei ihrem Anblick wesentlich mehr wünschte.
    Einige vorwitzige Locken hatten sich unter Ariels Novizinnenhaube hervor gestohlen, kringelten sich in ihr Gesicht und umrahmten es. Ein lodernder, roter Feuerkranz, der ihre helle Haut betonte.
    Auf ihrem Mund lag ein Lächeln, obwohl Ariels Augen ihre Trauer widerspiegelten und wortlos von vergossenen Tränen ob Raffaels Tod berichteten.
    Simon ahnte, dass der Rest ihres Körpers ebenso makellos war wie ihr Gesicht. Unschuld strahlte aus jeder ihrer Poren, begleitete jede ihrer Bewegungen und wuchs in ihrem Lächeln.
    Kann es sein? Unwillkürlich erinnerte er sich an ihren Geschmack und sein Blick fixierte ihren Mund. Nur einmal! Einmal ihre süße Unschuld schmecken!
    Er ließ den Kopf gegen die kühle Steinsäule ruhen, um seine Gedanken zur Vernunft zu zwingen. Aber es war zu spät. Der Dämon ihn ihm hatte ihre Witterung aufgenommen. Jetzt war sie wirklich in Gefahr.
    Als Simon wieder aufblickte, brauchte er einen Moment um zu erkennen, dass Ariel nicht mehr zu sehen war.
    Verwirrt blickte er sich um. Sie sprach mit einer Ordensschwester. Ariels Gesten ließen selbst aus der Entfernung und von hinten erkennen, dass sie aufgebracht war.
    Eine Kutsche mit einem nervösen Kutscher und noch nervöseren Pferden stand in ihrer Nähe. Der Verschlag war offen, es war offensichtlich, dass eine der beiden Frauen das Gefährt benutzten wollte.
    Simon schlich leise näher, um die laute Unterhaltung heimlich aus dem Schatten heraus mit anhören zu können. Wenn jemand trotz seiner Größe und seiner auffälligen Statue fähig war, sich unbemerkt anzuschleichen, dann war er es.
    „Es ist doch gar nicht nötig hinzufahren. Du kannst bleiben!“, wandte die Oberin ein.
    Ariel schüttelte stumm den Kopf.
    „Du wirst allein sein!“
    „Ja!“ Nur dieses eine Wort in all seiner Endgültigkeit. Aus Ariels Mund klang es beinahe wie eine Gottesfügung.
    „Wo wirst du wohnen?“, die ältere Frau klang argwöhnisch. „Wo können wir dich erreichen?“
    „Freunde meiner Familie haben in der Nähe von Raffaels Wohnung Besitz“, behauptete Ariel nicht überzeugend.
    Die ältere Frau mit dem Ordenszeichen auf der Brust, lachte höhnisch.
    „Ich habe immer gewusst, dass wir dich an IHN verlieren würden!“, behauptete sie. Ihre Stimme klang unfreundlich und beinhaltete unausgesprochene Vorwürfe gegen den Privatermittler.
    „Er ist tot.“ Ariels Worte stellten ausschließlich eine Tatsache dar. Keinerlei Emotionen schwangen in ihnen mit. So als wolle sie ihrer Oberin keinen Anlass geben, weiter auf sie einzureden.
    „Dann bekommt er wenigstens post mortem was er sich gewünscht hat. – Du verlässt das Kloster!“ Die ältere Frau drehte sich grußlos um und ließ die junge Novizin stehen.
    Simon sah ihr hinterher und wurde erst durch Ariels Einsteigen in die Kutsche zurück in

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