Satanskuss (German Edition)
ihrer Hand. Als sie es prüfend drehte, fing sich ein Sonnenstrahl in dem Objekt und wurde reflektiert.
Der Dämon trat einen Schritt zurück, hatte sich aber gleich wieder unter Kontrolle. Zu seinem Glück hatte sich Ariel nicht umgedreht und weder seine Reaktion noch seinen Gesichtsausdruck wahrgenommen.
„Merkwürdig!“, murmelte sie, während sie zwei weitere Spiegelstücke aus dem Gras fischte.
„Wieso?“
„Ein zerbrochener Spiegel an einem blutleeren Tatort.“ Ariel zuckte mit den Achseln. Sie konnte die Spur nicht zuordnen. – Noch nicht.
„Ich denke, wenn wir den Besitzer des Spiegels finden, haben wir auch den Mörder!“
Simon sagte nichts, sondern sah in das schimmernde Bruchstück, in dem sich Ariel spiegelte. Für einen Moment drohten ihn Bedenken zu überwältigen. Dann hatte er sich wieder im Griff.
Ariel hob ihr Gesicht in die Sonne und schloss die Augen. Bei jedem anderen hätte der Dämon den Genuss der letzten intensiven Sonnenstrahlen und der Wärme vermutet. Die Novizin jedoch dachte über etwas nach. Etwas, was knapp außerhalb ihrer Reichweite lag, aber mit dem Spiegel zu tun hatte.
Als sie die Augen frustriert wieder öffnete, verschmolz ihr Blick mit Simons.
Der Dämon hielt die Luft an, als Ariels Blick ihn traf. Der Schauder, der ihn durchlief, wollte ihn dazu bringen, sich des Spiegels zu bedienen. Ariel einfach mitzunehmen, wo immer er mit ihr hin wollte.
Nur mühsam konnte Simon diesen verlockenden Gedanken verdrängen; einzig die Konzentration auf ihre Augen half ihm. Löwenaugen. Warm, für die die sie liebte und kalkulierend und tödlich für den Rest. Bezwingend.
Simon brauchte Bella Leone. – Er wollte Ariel!
Simon brach den Blickkontakt ab und verfluchte sich selbst im Stillen.
Der Fall hatte mittlerweile ein Ausmaß angenommen, welches ihn erschreckte und an seinem ursprünglichen Plan zweifeln ließ. Allerdings war Ariel perfekt. Eine perfekte Lösung. Du kannst mit ihr nicht nur deine Spuren verwischen und ihre Unschuld anschließend an den Magier verkaufen – du kannst sie auch zum Sündenbock für die Polizei machen! Marcus wird sie nur zu gerne annehmen!
„Die anderen Tatorte!“
Es dauerte, bis Simons Hirn den Satz so zusammensetzte, dass er einen Sinn ergab. – Und er widersprechen konnte. „Ich dachte, wir ermitteln genauso, wie Raffael ermittelt hat!“, gab Simon zurück und dachte daran, seiner Stimme einen belegten Klang zu verleihen.
Ariel war verwundert. Einerseits hielt sie Simon für einen brillanten Lügner, jemanden, der skrupellos Menschen zu seinem Vorteil benutzte und ihre innere Stimme warnte sie eindringlich vor ihm. Andererseits erwies er sich zwischendurch als überraschend mitfühlend und tröstlich.
Wiederholt hatte sie sich die Frage gestellt, ob sie sich doch von seinem Äußeren blenden ließ – und von der Verwirrung, die sie jedes Mal empfand, wenn er sie prüfend ansah. Ob sie doch anfällig war für Schmeicheleien und Verführungskünste, oder ob sie einfach zurzeit angegriffen und nicht mehr objektiv war.
Sein gesamtes Auftreten strahlte auch jetzt wieder Ehrlichkeit aus, Interesse an dem Fall und an ihren Ermittlungsmethoden. – Und an mir , gab sie widerwillig zu.
Trotzdem schüttelte sie den Kopf. „Nein, das wäre dumm. Schließlich ist Raffael dabei gestorben.“
„Dann solltest du ganz die Finger davon lassen, oder?“
Ariel schnaubte. „Wie oft denn noch? Ich KANN die Finger nicht davon lassen!“
„Weil er dein Vater war?“ Simon wirkte persönlich betroffen. „Du fühlst dich ihm gegenüber verpflichtet, was nur zu natürlich ist. Aber das hier ist nicht irgendein kleiner Fall. – Kein Taschendiebstahl, keine ausgeraubte Villa oder Todschlag. – Hier geht es um Mord!“
Der Dämon trat einen Schritt zurück, um den Abstand zwischen ihm und Ariel zu vergrößern. Er traute sich plötzlich selber nicht mehr.
Erstaunt nahm er den aufrichtigen Blick wahr, den sie ihm zugestand, bevor sie antwortete: „Nicht nur deswegen!“ Ihr Blick ging ins Leere als sie sich an ihre erste Begegnung erinnerte.
„Wenn mein Vater mir wirklich einen Brief geschrieben hat, dann wird der Mörder davon ausgehen, dass ich ihn habe und etwas weiß.“
„Und er hat auch schon Ceres deswegen ermordet. – Wegen Beweisen“, vervollständigte Simon sanft ihre Vermutung und erinnerte sich an die mörderische Absicht, mit der er das Kloster betreten hatte.
Ariel nickte.
„Genau deswegen solltest du die
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