Satanskuss (German Edition)
Feierabend.“
Simon fluchte leise aber gotteslästerlich. Ariel warf ihm einen tadelnden Blick zu.
„Wo wohnt sie?“
„Keine Ahnung, Ariel. Tut mir leid. Ich weiß von keinem meiner Mädchen, wo sie wohnt. Es geht mich nichts an.“
Ariel nickte. „Der Salon öffnet morgen um acht?“
Diana schüttelte den Kopf. „Wir öffnen nie wieder.“ Sie deutete auf den Brief und lächelte entschuldigend. „Aber die Mädchen wissen das ja nicht. Ich werde auch nichts sagen. Also würde ich an deiner Stelle morgen um acht hier warten!“
Ariel nickte nachdenklich.
XV.
Simon und Ariel standen nebeneinander in der Eingangstür zu Dianas Schönheitsstube. Der Wind spielte wieder in den roten Haaren der Novizin und blähte ihre unförmige, abgenutzte Kleidung auf, während sie selber ihren Gedanken nachhing.
Nicht zum ersten Mal fragte sich Simon, wie Ariel wohl in bürgerlicher und passender Kleidung aussehen würde.
Bietet ihre Jacke genügend Schutz vor der Kälte? Simon ertappte sich bei diesem Gedanken und sah Ariel prüfend an Gesicht. Sie wirkte nicht verfroren, lediglich aufgewühlt. Die Ereignisse hatten sie aus dem Gleichgewicht gebracht und ihre Emotionen beeinflussten ihr Urteilsvermögen und ihre Logik.
Der Dämon lächelte; wusste er doch, dass Bella Leone am liebsten sofort mit der Befragung Judiths weitergemacht hätte. – Aber diese Zeugin war unauffindbar.
„Der Tatort!“ Simon schreckte aus seiner Betrachtung auf und bemühte sich, seine tiefe Versunkenheit in den Anblick der reizenden jungen Frau nicht anmerken zu lassen.
„Welcher?“
„Raffaels!“ Ariel ging los. In einer Geschwindigkeit, die den größeren Mann dazu zwang, ihr hektisch zu folgen. An ihrem Gesichtsausdruck erkannte Simon, dass Ariel zu keinem Kompromiss aufgelegt war. Er hatte ihr erzählt, dass der Ort ganz in der Nähe war, also erschien ihr Zielbewusstsein und ihr Entschluss nur zu folgerichtig.
Der Dämon ärgerte sich über sich selbst. Er hatte Ariel dazu bekommen wollen, dieselbe Spur zu verfolgen, wie ihr Vater: Nicht, den Fall anders anzugehen.
Trotzdem beugte er sich scheinbar ihrem Entschluss.
Als sie in den Parco degli Scipiani einbogen, steuerte Simon gezielt den Irrgarten an, der trotz des späten Herbstes noch grün war. Ohne auch nur einmal falsch abzubiegen fand er das Innere.
Immer noch hing eine amtliche Warnung am Eingang zum innersten Kreis und widersetzte sich dem stürmischen Wind, der das Papier flattern ließ.
Doch weit und breit war kein Ordnungshüter zu sehen, der dafür Sorge trug, dass die Warnung auch eingehalten wurde.
Ariel runzelte die Stirn. Entweder hatte Marcus ihn bereits abgezogen, was für eine gewisse Nachlässigkeit sprach – und mit der wurde man nicht Polizeipräsident. Oder sein Untergebener war wegen des kalten Wetters geflohen – was ebenso nachlässig, aber nicht weiter verwunderlich, war.
Trotzdem zerrten die Einsamkeit und die Winterkälte an Ariels Nerven und gaukelte ihr unangenehme Bilder von durchgeschnittenen Kehlen vor, von blutleeren Körpern.
Sie betrat den Kreis und sah sich aufmerksam um.
Simon tat es ihr nach und versuchte ebenso interessiert zu wirken, wie die Novizin.
„Kein Blut!“, stellte sie fest.
„Doch, da ist etwas!“, Simon deutete auf eine Stelle am Boden.
Ariel schüttelte den Kopf. „Die Leiche ist beinahe blutleer gewesen. Wenn hier der Tatort ist, wieso ist hier so wenig Blut?“
Simon zuckte die Schultern, als könne er nicht begreifen, dass ihre Frage wichtig war. „Vielleicht ist es im Erdboden versickert?“
Wieder schüttelte Ariel den Kopf und bückte sich, um das Gras eingehender zu betrachten.
„Eine derartige Verletzung blutet! Das Blut schieß pulsartig hervor – erinnere dich an Ceres!“ Sie ließ ihren Blick schweifen. „Gerade wenn das Opfer stand, müsste hier alles voller Blut sein!“
„Du meinst er lag?“ Simons Blick war ungläubig.
„Nein, ich meine: Er wurde nicht hier ermordet!“ Ariel streckte die Hand aus und hob etwas aus dem Gras.
Simon sah ihr argwöhnisch zu, konnte aber nicht erkennen, was sie gefunden hatte.
„Jemand hätte doch gesehen, wenn eine Leiche hierher transportiert wird.“ Er gestikulierte um sich, um sie daran zu erinnern, dass sie sich in einem öffentlichen und stets gut besuchten Park befanden.
Ariel antwortete nicht, sondern konzentrierte sich auf das kleine Teil in
Weitere Kostenlose Bücher