Satanskuss (German Edition)
Schauder über Ariels Rücken. Das Bauwerk erinnerte sie nicht nur an ihren Sprung in die flüssige Kälte, sondern es war auch schon unter logischeren Aspekten als unsicher einzustufen: Eine Brücke hatte nur zwei Enden, wenn man auf ihr war, war es für Feinde ein leichtes, sie von Hilfe abzuschneiden.
Außerdem war der Weg so schmal, dass Simon und sie hintereinander gehen mussten. Wenn Ariel voraus schritt, musste sie ihren Rücken Simon anvertrauen und seinen anzüglichen Blicken, wenn sie ihn vorgehen ließ, bliebe ihr Rücken gänzlich ungeschützt, was die junge Frau für ein noch größeres Dilemma hielt.
Sie entschied sich fürs Vorangehen und vertraute sich der schmalen Brücke an. Simon atmete erleichtert auf. So konnte er Ariel beschützen, denn noch war Selim unterwegs und konnte Ariel stoppen, bevor sie tat, was Simon verwehrt war: Den Magier ausschalten.
Ihm lief ein Schauder über den Rücken, als er wieder an das Desaster mit seiner Sekte dachte. – Und an ihre Beseitigung.
Dass es sich bei der Gruppe ausschließlich um böse Menschen, Verbrecher und Mörder gehandelt hatte, war Glück für ihn und legitimierte sein Tun. – Auch wenn er wusste, dass Ariel anderer Ansicht sein würde.
Aber er hatte getan, was getan werden musste, um seine kleine Löwin in Sicherheit zu bringen.
Mit einer achtlos weiblichen Geste rearrangierte Ariel ihren schwarzen Samtschal und schlang ihn um ihren Kopf und ihre Haare, um sich vor der schneidenden Kälte zu schützen. Mehr denn je wirkte sie wie eine gefährliche Raubkatze kurz vor einem Angriff.
Simon war froh, dass sie den Blick nicht sehen konnte, mit dem er sie von hinten maß und über ihren Namen und seine Bedeutung grübelte. Wie gut Löwin zu ihr passte!
Ihre anmutigen, geschmeidigen Bewegungen, ihre stolze Haltung. Selbst ihre Bernsteinaugen und ihre Haarfarbe spiegelten ihren Namen wieder, dem sie alle Ehre machte. Ihr ganzes Wesen verhieß Entschlossenheit und Kampfbereitschaft. Er war sich sicher, dass sie wie eine Löwin für die Menschen kämpfen würde, die sie liebte – und ihre Loyalität würde unerschütterlich sein.
Er wünschte sich verzweifelt, Ariel Loyalität würde ihm gelten und nicht Gott. – Und verfluchte sich im Stillen für seinen Gedanken. Es ist nicht nötig ihre Loyalität zu besitzen. Sie muss dir nur helfen. – Danach würde er sie ohnehin besitzen und niemand würde ihr helfen können.
Loyalität hin oder her! Erschrocken stellte Simon fest, dass er bei seinen letzten Gedanken stehen geblieben war und Ariel durch das dichter werdende Schneetreiben zu einem Schemen verblasst war.
Er hetzte hinter ihr her und sah sie, bevor er den Mann erkannte, der aus dem Schneevorhang zu ihr herangetreten war. Er gehörte zu der Gruppe Dämonenanbeter.
Simons Augen schienen von innen zu glühen, als er seine Schritte beschleunigte, um den Mann unter allen Umständen zu erreichen, bevor dieser Ariel erreichen und ihr gefährlich werden konnte.
Ariel schenkte dem näher kommenden Mann ein entschuldigendes Lächeln und bot durch eine Geste an, sich eng an die rechte Seite der Brücke zu drücken, damit er an ihr vorüber gehen konnte.
Doch das Gesicht des Mannes blieb versteinert. Instinktiv erkannte Ariel die Gefahr und sprang genau in dem Moment zurück, als der Mann einen plötzlichen Schritt auf sie zu machte und mit einem bis dahin verborgenen Messer zustieß. Er verfehlte sie knapp.
Nicht nur, dass der Mann überraschend schnell war, seine Augen blickten wie in Trance auf Ariel und schienen gar nicht wahrzunehmen, dass diese auf ihn einredete und kampfbereit Stellung bezog.
Er ahnte den Grund der Besessenheit des Mannes und konnte sich kaum zurückhalten, nicht laut den Namen seines Widersachers zu brüllen.
Als der Mensch ein weiteres Mal nach Ariel stach und die Novizin mit einer gekonnten Bewegung den Angriff abwehrte, war Simon gerade noch schnell genug, um den nachtretenden Fuß des Mannes in der Luft abzufangen.
Der Mann wehrte sich mit Bärenkräften, die davon zeugten, dass er unter dämonischem Einfluss stand. Er wandte sich in Simons Griff und kämpfte sich langsam aber beharrlich frei.
Als sich feurig leuchtende dunkle Augen durch den Geist des Mannes in Simons Verstand gruben, reichte es ihm. Der Mann hatte sich ohnehin gegen Gott versündigt und war dann einen Pakt mit einem Dämonen eingegangen. Kurz entschlossen stolperte Simon, ließ sich gegen die Brüstung prallen und lockerte seinen Griff um den
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