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Satt Sauber Sicher

Titel: Satt Sauber Sicher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Bernemann
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alles. Britta mit einem Lächeln im Gesicht und Hugo in der Hand. Hugo voller Schleim. Ein bisschen Blut und Scheiße ist auch dran. Macht aber nix. Fünf Minuten Pause. Dann steht Britta auf, trägt den Hugo in die Küche und wäscht ihn unter kaltem Wasser ab. Stellt ihn dann neben die Obstschale und fühlt sich fein gebumst. Hugo hingegen fühlt nichts, er ist ein Gerät und da fühlt man nichts außer rumstehen oder gebraucht werden.
    Wunderbar ist's, sich am Rande dieser inszenierten Selbstvergewaltigung zu verlieren. Für Sekunden flattert Brittas durchlöcherte Seele freischwebend über ihr im Raum. Die Seele mit Flügeln, ganz rot ist sie. Britta kann sie mit halbgeschlossenen Augen erkennen, wie sie da so rumschwirrt, die alte Seele. Das ist die Freiheit der verlorenen Frau nach dem Selbstfick. Die Seele sehen und alles ist in diesem Bruchteil Leben so egal. Frau ist Frau selbst in diesem Augenblick. Fein durchgefickt daliegend ohne ein Gefühl von Scham. Nur die ganze Charmanz der Welt strahlt von einem ab und es ist kein Wunder, dass man stumpf lächelt und ein Kackleben wie ein extrem gut lebbares erscheint.
    Das Glück kann einen echt fies belügen. Die verdammte Gewissheit schleicht sich zurück in Brittas Denken und hustet ins Gehirn. Welcome back reality.
    Britta duscht dann. Lässt warmes Wasser über sich laufen. Genießt den Rausch des postpseudogefickten Zustands, der sich noch immer in ihr ausbreitet wie ein kleiner, unscheinbarer Virus. Lecker Virus, denkt sich Britta und genießt es, Wasserperlen mit dem Mund aufzufangen. Nimmt Duschgel, Haarshampoo, Pflegespülung, Conditioner, Pflegebalsam, die ganze Scheißpalette eben, die Leute verseucht. Dann sauber und verseucht der Dusche entstiegen. Ein Handtuch mit Kackresten, auch schon mal für die grobe Reinigung der Toilette benutzt worden, ist in Griffweite. Damit rubbelt sich Britta in einen realistischeren Zustand. Sie blickt sich um. Erkennt dabei die langsame Asozialisierung ihres Umfeldes.
    Im Bad schimmeln die Fliesen. Britta hat Fotos von sich drübergeklebt, aber der Schimmel kommt schon durch die Bilder durch. Frisst sich von hinten durch Brittas Körper, vergilbt ihr Lächeln, macht sie grün und rein abartig. Hier im Bad wird Brittas Assi-Ich zu ihrem Diva-Ich. Assi-Ich hat im Bad kein Fenster zum Luftgucken und -reinlassen. Assi-Ich duscht zu heiß und zu lang. Assi-Ich fährt mit Rasierklingen über behaarte Beine, Genitalzonen und manchmal kritischerweise auch über haarende Bauchnabel. Assi-Ich malt sich hier Gesichter an in Gegenwart kaputter Spiegel. Assi-Ich betäubt mit Parfüm den Eigengeruch. Assi-Ich lässt die Echtheit sterben und oft auch gleiten Assi-Ichs Finger in Brittas Mundhöhle, suchen das Brechzentrum und der Fraß, den sie aß, geht zu Boden in die Toilette. Spülung gezogen und das Ganze dann ganz modern Diät genannt, aber die Ungesundheit dieser Methode ist so sehr spürbar, dass es im Hals wehtut. Den Kotzgeschmack mit Zahnpasta weggemacht. Mundwasser rein, ist gut, ist Alkohol drin.
    Dann Hautcremes, die alle Poren am Atmen und am gewöhnlichen Zellaufbau hindern. Teuer die ganze Scheiße, sehr teuer. Insekten leben in den Ecken. Unter einem Stapel Unterhosen, in dem Mülleimer, den Britta nicht leert.
    Britta verlässt gewaschen und gedanklich unsauber das Bad. Geht ins Schlafzimmer, wo sie sich vorhin den Hugo genital durchgezogen hat. Die dünne Grenze zur Selbstvergewaltigung, da war sie wieder. Menschen, die unter einer harten Schale leben, brauchen eben harte Reize, um überhaupt irgendwas zu spüren. Im Schlafzimmer riecht es nach Schweiß und Tränen, vermengt mit dem störenden Geruch von Erfolgslosigkeit und Einsamkeit. Da ist ihr Kleiderschrank. Kleidung für jeden Anlass. Von nuttiger Arroganz bis zur Fickbereitschaftsanzeige ist alles da. Farbenfroh erbricht der Schrank Anziehsachen aus fast drei Jahrzehnten Modewahnsinn. Die Schranktüren geben den Blick frei auf Textildinge, mit denen Britta sich in Szene setzen kann. Einige betonen die sogenannten Vorzüge ihrer Weiblichkeit, andere betonen einfach nur laut und deutlich, dass es ihr nicht gut geht. Gar nicht gut geht das der Britta, sagt ein Spaghettiträgertop in Rosa. Ein Minirock aus schwarzem Leder ist derselben Meinung, die Stricksocken im hinteren Bereich des Schranks sind anderer Meinung, wagen aber nicht zu widersprechen.
    Der Anlass ist heute Schleimerei. Und eventuelles Trendwerden und Zeichensetzen. Wie auch immer. Wie immer. Eine

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