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Saturn. Schwarze Bilder der Familie Goya: Roman (German Edition)

Saturn. Schwarze Bilder der Familie Goya: Roman (German Edition)

Titel: Saturn. Schwarze Bilder der Familie Goya: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacek Dehnel
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nicht, der Mensch wird stur im Alter. Vielleicht dachte ich, es solle nur eines von mir bleiben, das, was kein Engländer im Staubmantel, mit seinen taxierenden Augen im wächsernen Gesicht, kaufen würde: die Schmierereien eines verrückten Alten, die vielen Meter der verschwendeten Perkaltapete mit dem Rosenmüsterchen, vergipst, bedeckt mit Scheußlichkeiten, die Wände eines anständigen Hauses (aber war es je anständig? Vielleicht bevor der Alte es kaufte?), verwandelt in hässliches Geschmier, wie man es in Kneipen findet. Es erschien mir peinlich, dass ich diesen Bildern meine kleinen Accessoires aus der Ein-Mann-Manufaktur hinzugefügt hatte, in der ich Hexen und Majas produzierte, Dämonen und tote Perlhühner, Zeichungen, Bildchen, Radierungen, mein kleines heimliches Sortiment, meine Gauklerstückchen für Besucher. Im Übrigen üppig bezahlt. Was hätte es mir bringen sollen zu zeigen, dass ich malen konnte wie er, wo ich doch schon bewiesen hatte, dass ich es besser konnte?
    Das waren nur die Spielchen eines alten Mannes. Auf das Geld hätte ich verzichten können, aber der Moment, da ich ihnen, wenn sie gingen, sagte, ich würde ebenfalls … Ach. Auch was total misslungen war, Dinge, die zu verkaufen ich mich schämen würde – obwohl sich bestimmt jemand gefunden hätte –, landete nicht im Ofen; ich wickelte sie in Papier, band sie mit einer Schnur zusammen und legte sie unter die Kommode. Nach meinem Tod wird dieser Idiot, der alles von mir erbt, sie ebenso teuer verkaufen wie die größten Meisterwerke seines Großvaters, davon bin ich vollkommen überzeugt. Und das wird mein letzter Triumph sein, dann schon aus dem Grab heraus; zwar wird das, was ich im Haus des Tauben gemalt habe, zerfallen und unwiederbringlich verschwinden, denn da schuppt sich schon die Farbe und fällt auf den Boden, zusammen mit kleinen Stückchen Putz, zwar wird man sich an mich nicht anders erinnern als an den »trägen Sohn des alten Goya«, von dem man nicht so genau weiß, was er eigentlich gemacht hat, aber mein dummer Sohn wird noch einige Dummköpfe an der Nase herumführen, und sie werden den schlimmsten Schrott von mir in ihren prachtvollen Residenzen ausstellen, ja, womöglich sogar an königliche Sammlungen übergeben. Und andere Dummköpfe werden davorstehen. Und anerkennend mit der Zunge schnalzen. Und begeistert sein. Und noch einmal schnalzen. Und wieder begeistert sein.
    Und das, muss ich gestehen, amüsiert mich.

XLI
Mariano spricht
    Ich bin also der letzte; weder Großvater noch Vater lebt mehr, noch der kleine Mariano Javier. Concepción geben die Ärzte nicht mehr länger als anderthalb Jahre. Es sei denn, dass ich mich aufraffen und noch einmal heiraten würde. Aber wozu? Nun ja, alles ist möglich, ich fühle mich noch jung und voller Energie.
    Nach dem Tod des Alten habe ich Ordnung gemacht. Ich habe alles aus der Quinta del Sordo wegschaffen lassen, was irgendeinen Wert hatte: die Bilder, die wertvolleren Möbel, Großvaters Archiv. Zwei Monate lang habe ich die Papiere geordnet: Zeichnungen, Radierungen, Briefe, Dokumente. Im Geheimfach des Sekretärs habe ich einen ganzen Stapel ordinärer, unflätiger Briefe und irgendwelchen Kleinkram gefunden; mit Rücksicht auf das Andenken an den großen Goya habe ich diese Sachen verbrannt. Ich schätzte die vorhandenen Dinge auf etwa den gleichen Wert wie meine Erbschaft, und beschloss, meinen schlauen Plan in die Tat umzusetzen.
    Ich wusste, dass in Bordeaux Vater den engsten Kontakt zu Brugada gehabt hatte; aber Brugada war es seit Jahren verwehrt, aus Frankreich hierherzukommen, weil er seiner Ansichten wegen sofort ins Gefängnis gesteckt worden wäre; wenn irgendwelche Erbschafts- oder Vermögensangelegenheiten von ihm erledigt werden mussten, schickte er immer einen Vertreter – die Chancen, dass er nach Madrid kommen und mich erwischen würde, waren also sehr gering. Um nicht zu sagen: gleich null.
    Daher ging ich in die Werkstatt, nahm einige Bögen von dem alten Papier, auf dem Großvater seine Skizzen gemacht hatte, setzte mich dann an den Tisch und begann das Inventar des Landhauses zu erstellen. Zimmer für Zimmer, Möbel für Möbel.
    Mahagonibett mit doppeltem Kopfteil, tagsüber als Sofa zum Sitzen dienend, Kaminschirm, zwei Ständer, Zange und Blasebalg, idem Sekretär, Tische, Tischchen mit Marmorplatten, idem alter Sessel, mit Korduanleder bezogen, Bratsche, Flügel, idem zwölf Stühle mit grünem Bezug, zwölf Kirschbaumstühle aus

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