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Satzfetzen: Kriminalroman: Ein Zürich-Krimi

Satzfetzen: Kriminalroman: Ein Zürich-Krimi

Titel: Satzfetzen: Kriminalroman: Ein Zürich-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Morf
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Handschrift war ausgreifend, eckig, groß, aber fast unleserlich. Er zog die Schubladen heraus, fand indessen nichts Bemerkenswertes. Notizblöcke, Schreibhefte, Kugelschreiber, Füller, auch Briefmarken und Adressstempel. Den bemerkenswerten Gegenstand hatte Dürst gefunden. In Rekordzeit. Chapeau. Hier hatte er vorerst nichts mehr zu tun. Streiff ging hinunter.
     
    Streiff überflog den Bericht. Das Ergebnis der Untersuchung des Messers war eindeutig: Blutspuren, die von Angela Legler stammten. Carlo Freuler war zweifellos ein cholerischer, unbeherrschter Mensch. Aber was war sein Motiv gewesen, die Frau zu töten? Streiff machte sich auf den Weg in den Verhörraum.
    Freuler saß schon da, bewacht von Zwicky. Streiff machte ihm ein Zeichen, ihn mit Freuler allein zu lassen. Zwicky gehorchte enttäuscht. Streiff setzte sich.
    »Warum haben Sie Angela Legler getötet?«, fragte er.
    Freuler richtete sich auf. »Ich habe sie nicht getötet.«
    »Nicht?«, Streiff blickte verwundert auf. »Wie kam dann das Messer mit Leglers Blut in Ihr Arbeitszimmer?«
    »Von diesem Messer weiß ich nichts.«
    Streiff wurde deutlicher. »In Ihrer Mansarde wurde, versteckt unter einem Dielenbrett, ein Messer gefunden, an dem Blutspuren festgestellt wurden, die von der Ermordeten stammten. Wer außer Ihnen könnte es dort verborgen haben?«
    Freuler zuckte die Schultern.
    »Wenn Sie es nicht waren, muss es wohl jemand aus Ihrer Familie gewesen sein«, mutmaßte Streiff gemütlich. »Dann muss ich Ihre Frau und Ihre beiden Söhne in die Mangel nehmen.«
    »Sie können nichts beweisen«, versteifte sich Freuler.
    »Es gibt auch Indizienprozesse«, konterte Streiff, »und dieses Messer an diesem Ort ist ein verdammt starkes Indiz. Sie sind doch zu intelligent, um das zu leugnen. Also, warum haben Sie es getan?«
    Freuler schwieg.
    »Sie denken vielleicht, das gehe mich nichts an, es könne mir egal sein. Stimmt. Aber Ihnen kann es nicht egal sein. Denn das Motiv und der Ablauf der Tat sind entscheidend für das Strafmaß. Es ist in Ihrem eigenen Interesse, mit uns zu kooperieren.«
    Freuler dachte darüber nach. Streiff ließ ihm Zeit und beobachtete ihn. An seinem Gesicht ließ sich nichts ablesen. Streiff fühlte sich sicher. Er sucht einen Ausweg, dachte er, aber er wird keinen finden. Ich habe meinem Gegenüber zumindest eines voraus, dachte er, mir ist diese Situation vertraut; ihm hingegen nicht. Diesen stillen Zweikampf hatte er schon oft ausgefochten, er kannte das Ringen um Verbergen oder Preisgabe einer Geschichte. Er hatte ihn letztlich jedes Mal gewonnen, auch wenn es eine zähe Angelegenheit war. Dumme Täter leugneten länger als intelligente. Aber es gab auch intelligente, die sich selbst überschätzten, die sich ihm überlegen fühlten. Er konnte nicht abschätzen, zu welcher Sorte Carlo Freuler gehörte. Er war hochintelligent, arrogant, empfindlich. Die Überlegenheit, die er ausstrahlte, ging wohl nicht sehr tief. Freuler war angewiesen auf Anerkennung, aber er bekam sie nicht oder viel zu wenig. Hatte er sich Anerkennung von Angela Legler gewünscht? Bekam er Anerkennung von seiner Frau? Die Stille im Raum wurde schwer.
    »Hatten Sie die Tat geplant?«, fragte Streiff.
    Nun reagierte Freuler. »Nein«, sagte er, »es war ein«, er suchte nach dem richtigen Wort, »ein Zufall.«
    Streiff verkniff sich einen Kommentar. »Erzählen Sie mir, wie es abgelaufen ist«, forderte er Freuler auf.
    »Wir hatten eine Auseinandersetzung an jenem Tag«, begann der Mann.
    »Worum ging es?«
    Freuler winkte ab. »Immer dasselbe. Sie kritisierte an meiner Arbeit herum. Völlig inkompetent. Lachhaft geradezu. Ratslektorin und kann ein Komma nicht von einem Punkt unterscheiden. Aber macht auf Autorität. Hat mich gedemütigt. Lächerlich gemacht.«
    »Und dann beschlossen Sie, sie umzubringen?«, fragte Streiff.
    »Nein. Ich ging ein paar Bier trinken. Hatte keine Lust, nach Hause zu gehen.«
    Pause. Dann fuhr er fort: »Ich kam aus der Commi-Halle, ging zum Central. Da sah ich sie, wie sie die Straße überquerte, in Richtung Bahnhof. Ich hatte eigentlich die Tram nehmen wollen. Aber dann folgte ich ihr. Ich wusste selbst nicht, warum. Sie ging die Löwenstraße hinauf. Ich hinterher.«
    »Was hatten Sie für Gefühle?«, fragte Streiff. »Hassten Sie sie? Oder fürchteten Sie sich vor ihr? Wollten Sie mit ihr reden?«
    »Ich weiß es nicht, ich war etwas angetrunken.«
    »Bemerkte Frau Legler, dass Sie ihr folgten?«
    »Nein, die

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