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Sau tot

Sau tot

Titel: Sau tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
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man übernimmt den Schaden voll, und nachher nur das zahlen, was man selbst für richtig hält« Vedder-Maas machte eine Kunstpause, bevor er weitersprach. »Andererseits habe ich immer zu dem Jungen gesagt: So leicht ist das auch nicht, heutzutage gute Pächter zu finden. Und wenn sich rum spricht, wie hoch der Wildschaden bei unserem Land ist, dann will da keiner mehr drauf. Im nächsten Jahr werden doch die Stücke neu vergeben.«
    »Du meinst also, ihr wart mit den 1800 Euro gut bedient?«
    »Das will ich nicht gesagt haben«, sagte Vedder-Maas. »Ich sag’ nur: Waltermann hat uns auch in anderer Hinsicht die Pistole auf die Brust gesetzt. Du weißt ja selbst wie die Holzpreise sind. Aber Waltermann ist tot, und jetzt verlier’ ich kein Wort mehr darüber.«
    Ich blickte den Bauern nachdenklich an. Leider hatte ich keine Gelegenheit mehr nachzufragen. Inzwischen waren wir an Schwiegervaters grünem Mercedes angekommen. Zusammen mit dem Bauern befestigte ich ein Abschleppseil an der Abschleppöse. Das Ganze dauerte keine drei Minuten, dann war der Wagen wieder frei. Erst in diesem Moment fiel mir auf, daß etwas fehlte: Süffel: Wir hatten den Hund im Auto gelassen. Dort war jedoch nichts mehr von ihm zu sehen. Schwiegervater hatte bei unseren Anfahrversuchen die Scheibe unten gehabt – und offensichtlich nicht wieder geschlossen. Süffel war weg. Nur ein paar Matschklumpen hatte er auf den Sitzen zurückgelassen.
    »Süffel«, stammelte ich, »der Hund war doch eben noch im Auto.«
    »Der Hund ist weg?« brüllte vom Fahrersitz des Treckers der Bauer herunter. »Na, wenn das mal gut geht, unsere Ella ist läufig.«
    Ach du liebes bißchen. Wenn mich nicht alles täuschte, konnte es ein Rüde über Kilometer riechen, wenn eine Dame in der Hitze war.
    »Läuft sie denn frei herum?« schrie ich zu Vedder-Maas hinauf.
    »Eigentlich ja nicht«, erklärte der Bauer, »nur manchmal, wenn der Junge die Tür offenläßt, dann -.«
    Ich hörte den Rest nicht mehr. Ich dachte nur an die Alimente, die ich in Zukunft zu zahlen hatte. Dann sah ich plötzlich einen Wuschel auf mich zuspringen, lebhaft und fröhlich und verdächtig gut drauf.
    »Na, da bist du ja«, begrüßte ich den Hund mit gemischten Gefühlen. Für meinen Schwiegervater war der Fall erledigt »Hubbert wie kann ich dir das wiedergutmachen?« brüllte er zum Bauern empor und nestelte sein Portemonnaie aus der Tasche.
    »Laß stecken!« rief der Landwirt zurück. »Eine Hand wäscht die andere, versteht sich doch von selbst«
    »Vielen Dank dann!« Mein Schwiegervater hob erfreut die Hand. Ich selbst hatte immer noch ein komisches Gefühl im Bauch. Vielleicht hatten wir dem Bauern ja doch was dagelassen. Fragte sich nur, ob er sich auch in ein paar Monaten darüber freuen würde.

7
    Auch die Rückfahrt mit meinem Schwiegervater war nicht ganz abenteuerfrei. Es war mitten in der Ortschaft Wulfringhausen, als er plötzlich heftig auf die Bremse trat. Ich rammte in meinen Anschnallgurt. Mein Schwiegervater, der sich grundsätzlich nicht anschnallte, hielt sich tapfer am Lenkrad fest.
    »Da!« sagte er. Jetzt endlich sah ich, was ihn gestoppt hatte. Ein Polizeiwagen stand in der Einfahrt eines Einfamilienhauses. Grund genug für Alexas Vater, mal eben stehen zu bleiben und die Lage zu peilen. Und mehr noch. Der Mann hatte keinerlei Hemmungen. Nicht nur, daß er hemmungslos als Schaulustiger auftrat, nein, jetzt quatschte er auch noch einen Mann an, der gerade auf dem Bürgersteig gegenüber heranschlurfte.
    »Andacht schon vorbei, Franz-Josef?«, brüllte er aus seinem geöffneten Fenster heraus bis auf die gegenüberliegende Straßenseite. Immerhin kannte er den Passanten, wobei – alles andere hätte bei meinem Schwiegervater auch verwundern müssen, selbst wenn er sich im Nachbardorf aufhielt. Der alte Herr, der ein kariertes Käppi auf dem Kopf trug, kam nun über die Straße auf unser Auto zu. Tatsächlich trug er ein Gesangbuch in der Hand. Mein Schwiegervater hatte messerscharf gefolgert.
    »Einer muß ja beten«, erwiderte Franz-Josef, nachdem er unser Auto erreicht hatte.
    »Jau, jau«, sagte mein Schwiegervater. Es schien die passende Vokabel für solche Gelegenheiten zu sein.
    »Die Polizei ist ja schwer im Einsatz«, sagte er dann mit Blick auf den Streifenwagen zur Rechten, »wirbelt ganz schön Staub auf, diese Sache mit dem Waltermann.«
    »Bei mir waren die auch schon«, steuerte Franz-Josef bei. »Die gehen überall herum und fragen, ob man

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