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Sau tot

Sau tot

Titel: Sau tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
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im Wald etwas gesehen hat. Dort stehen sie mit Sicherheit«, Franz-Josef zeigte extra noch mal auf die Einfahrt, »weil da dieser Knippschild wohnt.«
    »Knippschild?«, erkundigte sich Hans Schnittler. »Knippschild kenne ich nicht.«
    Mein Schwiegervater sagte das so, als sei allein das schon eine Frechheit.
    »Zugezogen«, erklärte Franz-Josef jetzt. »Seit zwei Jahren wohnt er hier im Dorf. Weiß auch nicht, was die Polizei so lange bei ihm macht.« Franz-Josef guckte ganz unschuldig. Um so mehr erweckte er den Eindruck, daß ein Zugezogener von Natur aus ein bißchen verdächtig war.
    »Hat wohl einen Hund«, erklärte er dann, »streift damit andauernd durch den Wald. Vielleicht hat er deshalb der Polizei mehr als unsereiner zu erzählen.« Schon wieder war nicht klar, wie die Bemerkung zu verstehen war.
    »Alle meinen ja, daß es die Tierschützer waren«, sagte Alexas Vater jetzt. »Wegen der Schmiererei am Hochsitz. Da hast du ja sicher von gehört.«
    »Sicher, sicher«, bestätigte Franz-Josef jetzt. »Wer hat das nicht? Und wer weiß, wohin diese Tierheinis überall Kontakte haben.« War es Zufall, daß er wieder zu Knippschilds Einfamilienhaus blickte? »Dem Knippschild seine Frau, die ist ja übrigens bei Grienspieß aktiv. Was aber nichts heißen soll.«
    Es dauerte einen Augenblick, bis ich wußte, daß er Greenpeace meinte.
    Dann fiel unserem Passanten plötzlich etwas ein. »Ist ja nicht lustig so ein Mord. Ist ja nichts zum Lachen. Aber trotzdem, ich erzähl’ dir mal was. Gehen zwei Jäger durch den Wald, als einer mittemang zusammenbricht. Ganz glasige Augen hat er und atmet nicht mehr. Da nimmt der eine Jäger sein Handy aus der Tasche und wählt die Notrufnummer. »Mein Freund ist tot«, sagt er ganz aufgeregt, »was soll ich tun?«
    »Beruhigen Sie sich erst mal«, ist die Antwort. »Versichern Sie sich zunächst, ob der Mann wirklich tot ist.« Einen Moment ist es still. Dann fällt ein Schuß. Zurück am Telefon fragt der Jäger: »So, und was soll ich jetzt machen?«
    Franz-Josef warf einen Blick ins Auto und wartete ab, wie sein Witz ankam. Dann prustete mein Schwiegervater los. Franz-Josef fiel ein.
    »Darf man ja gar nicht machen, den Witz«, sagte Franz-Josef erneut. »Darf man ja eigentlich gar nicht machen im Moment.« Trotzdem hatten die beiden Mühe, sich zu beruhigen. Franz-Josefs Gesicht war trotz der Kälte rot geworden.
    »Ach nee«, kriegte er sich langsam wieder ein. »Ob das wirklich die Tierschützer waren? Ich meine, es ist ja nicht so, daß der Waltermann überall nur Freunde gehabt hätte.«
    »Das habe ich auch schon gesagt«, stimmte mein Schwiegervater aufgeregt ein.
    »Aber so ist das«, fügte Franz-Josef hinzu, »wenn man eine Firma hat, dann macht man sich beizeiten unbeliebt.«
    »Wie meinst du das?«
    »Ja, nu -«, Franz-Josef streckte sich. Er zierte sich ein wenig. Das machte die Sache spannender. »Der hat ja damals eine ganze Reihe Leute entlassen, als er die Firma übernommen hat. Das kam nicht gut an.«
    »Wen wundert das?«, meinte ich trocken.
    »Und bei den Waldbauern ist er auch nicht gern gesehen. Der drückt die Holzpreise derart in den Keller, daß die alle ganz schön stinkig sind. Aber wenn jemand nicht mitspielt, ist das gar kein Problem. Ich sehe doch immer die Tieflader aus Polen, die dem Waltermann das Holz für den halben Preis vor die Tür fahren.«
    »Tatsächlich?« Die Augen meines Schwiegervaters blitzten.
    »Da sind sie ja«, sagte plötzlich Franz-Josef mit Blick auf Knippschilds Haus. »Da sind sie ja endlich.«
    Tatsächlich kamen gerade zwei Streifenbeamte aus dem Haus und gingen zu ihrem Auto hinüber.
    »Wo wollen die denn jetzt hin?«, fragte Franz-Josef, als der Polizeiwagen wendete und in die Straße einbog, aus der wir eben gekommen waren. »Na, wenn die mal nicht -.«
    »Zum Vedder-Maas fahren die«, sagte mein Schwiegervater nüchtern. »Hundert zu eins. Die fahren zum Bauern Vedder-Maas.«

8
    Max hatte ziemlich genaue Vorstellungen von dem, was ihn erwartete, als er zur Vinckestraße aufbrach. Bevor er losgefahren war, hatte er ausführlich im Internet recherchiert. Jagdgegner und Sauerland hatte er in die Suchmaschine eingegeben – und das Ergebnis hatte ihn umgehauen. Er hatte nicht im Traum gedacht, daß es eine so stark organisierte Gruppe von Leuten gab, die sich in dieser Sache engagierte. Max’ Verhältnis zur Jagd war denkbar simpel: Er hatte keins. Weder verstand er, warum Leute stundenlang auf einem Hochsitz

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