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Sau tot

Sau tot

Titel: Sau tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
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weiter in die Wohnung hinein und sah sich neugierig um.
    Lag hier irgend etwas, das für sein Auge nicht gedacht war? Demoplakate? Flugzettel? Und hier und da eine Schrotflinte, mit der renitente Jäger auf Abstand gehalten wurden? Eigentlich sah alles ganz normal aus. Ein kleiner Flur, von dem aus drei Türen irgendwo hinführten. Ein Tischchen mit einem Telefon darauf, daneben ein bequemer Sessel. Die Frau führte Max weiter in die Küche, die sehr gemütlich eingerichtet war. Alles in Blau und Weiß. Das Ganze war ein bißchen auf griechisch getrimmt.
    »Schön haben Sie es hier«, sagte Max und stellte sich ans Fenster. Die Frau wirkte jetzt nervös.
    »Es ist etwas chaotisch im Moment«, entschuldigte sie sich und räumte ein paar Zeitschriften auf der Fensterbank zusammen. Max schaffte es, einen Blick darauf zu werfen. Nicht gerade Revolutionsschriften, die dort lagen. Eine Frauenzeitschrift und ein Stadtmagazin. »Sie leben hier zu dritt?«
    »Ja, mein Freund Rüdiger und ich, und dann noch Roland Schilling, ein Maschinenbaustudent, der gestern aus dem Urlaub zurückgekommen ist. Deshalb haben wir ein bißchen gefeiert gestern Abend, und darum wird auch heute groß gekocht.«
    »Ich verstehe«, Max lächelte. »Darf ich fragen, was es gibt?«
    »Gemüseratatouille.«
    Natürlich, Max hatte recht gehabt. Hier wurde streng vegetarisch gekocht. Hoffentlich hatte kein Maulwurf auf die Kohlrabi gepieselt.
    »Und dazu ein Lammsteak. Dafür brauchen wir den Rotwein, den Rüdiger holt.«
    Vertan! Max sah verdutzt auf die Arbeitsplatte. Tatsächlich lag da Fleisch. Zwei Stücke, schön mager und von angenehmem Rot Gab es inzwischen eine Grünkern-Alternative? Mit Roter Beete gefärbt, nur im Biß etwas weich?
    »Ich hab’ mich gar nicht vorgestellt«, die Strubbel-Frau griff nach einem Holzlöffel und rührte vorsichtig durch einen Topf, der auf dem Herd stand. »Beatrix Gerstner heiße ich. Können Sie mir vielleicht sagen, warum Sie hier sind?«
    »Es geht um die Tierschutz-Aktionen Ihres Freundes.«
    Beatrix Gerstner schaute irritiert. »Aber das Ganze liegt doch schon Ewigkeiten zurück.«
    »Was meinen Sie mit ›das Ganze‹?«
    »Nun, der Prozeß wegen der angesägten Hochsitze, die Ordnungsstrafe wegen der Sitzblockade vor der Hühnerfarm – ich meine den ganzen Tierschutzaktivismus.«
    »Das heißt, Ihr Freund ist in diesem Zusammenhang nicht mehr aktiv?«
    »Nein, überhaupt nicht. Seine Schwerpunkte haben sich verlagert Rüdiger hat jetzt ganz andere Dinge im Kopf.«
    »Was denn zum Beispiel?«
    »Seine Arbeit Rüdiger hat vor einem Jahr das Examen gemacht. Er ist Sonderpädagoge und steht jetzt im Referendariat.«
    »Aber Ihr Freund war aktiver Jagdgegner. Das ist man nicht einen Tag lang und versucht am nächsten Tag etwas ganz anderes.«
    Beatrix Gerstner rührte noch einmal in dem Topf herum. »So ist es ja auch gar nicht Rüdiger und ich, wir setzen uns noch immer für den Tierschutz ein, aber Rüdigers Hardcore-Zeit, die ist vorbei. Man wird ja älter«, fügte die Frau etwas leiser hinzu.
    »Haben Sie noch Kontakt zu Leuten von damals? Ich nehme an, Sie waren damals gut vernetzt.«
    »Eins vorweg: Damals kannte ich Rüdiger kaum. Erst nach dem ganzen Streß sind wir zusammengekommen. Wir haben gemeinsam studiert Eher habe ich dazu beigetragen, daß Rüdiger damals ausgestiegen ist. Diese Aktionen sind für mich nicht akzeptabel. Nach meiner Überzeugung kann man Tierschutz betreiben, auch ohne Veganer zu sein. Ich persönlich setze mich für artgerechte Tierhaltung ein, aber ich lehne Tiere als Nutztiere nicht grundsätzlich ab.«
    »Es gibt also graduelle Unterschiede in der Tierschutzliga«, Max’ leicht zynischer Kommentar wurde von einem Geräusch unterbrochen. Der Schlüssel in der Wohnungstür. Rüdiger Abel war zurück. Als er die Küche betrat, schaute er Max verdutzt an.
    »Ist noch Besuch gekommen?«, erkundigte er sich.
    »Allerdings! Besuch von der Polizei!« Beatrix Gerstner rührte entschlossen in ihrem Kochtopf herum. Mittlerweile durfte aus dem Ratatouille Gemüsesuppe geworden sein.
    »Von der Polizei? Ist etwas passiert?« Abel stellte besorgt die zwei Flaschen Rotwein in der Küche ab. Max musterte den Typ. Das Haar etwas zu lang, wie man das wohl trug, wenn man einigermaßen modisch drauf war. Als Jacke ein dickes Daunenexemplar, dazu eine einfache Jeans. Ein unauffälliger Typ. Aber was sagte das schon?
    »Es geht um die Sache von damals«, erklärte Beatrix, bevor Max etwas

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