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Sau tot

Sau tot

Titel: Sau tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
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einmal bei Marlene Oberste versuchen? Womöglich war die Hauptkommissarin sauer, wenn er so im Alleingang vorging. Andererseits – was, wenn sie wirklich abwinkte? War er dann die Stunde aus Dortmund hierher umsonst gefahren? Kurz entschlossen drückte er auf den Klingelknopf. Nichts war zu hören. Dann nahm Max plötzlich hinter der Milchglasscheibe in der Haustür eine Bewegung wahr. Einen Moment später öffnete sich die Tür und eine alte Frau in hellblauem Kittel und Pantoffeln stand im Türrahmen.
    »Wollen Sie zu unserem Raimund?«, fragte sie mit einer zittrig-hohen Stimme.
    »Ich kann selber zur Tür gehen, Mama.« Die Stimme aus dem Hintergrund war ärgerlich. »Wie oft soll ich dir das noch sagen, Mama? Wenn es bei mir klingelt, dann gehe ich zur Tür und nicht du!« Der Mann, den Max inzwischen hinter seiner Mutter erkennen konnte, war von unten gekommen. Noch hielt er das Treppengeländer mit einer Hand fest.
    Max schmunzelte. Wenn mehrere Generationen unter einem Dach wohnten, war das zwar in vielen Fällen praktisch, aber nicht selten mit gewissen Konflikten verbunden.
    »Sind Sie Raimund Sigg?« überging Max die Streiterei.
    »Das bin ich. Und Sie?«
    »Max Schneidt. Ich bin von der Polizei.« Max war plötzlich in den Sinn gekommen, er sollte besser nicht preisgeben, daß er aus Dortmund stammte. Sigg könnte ansonsten ahnen, wer Max hergeschickt hatte. Deshalb hielt Max seinen Ausweis nur für den Bruchteil einer Sekunde in den Türrahmen. Sigg jedoch ließ sich damit nicht abfertigen.
    »Darf ich mal sehen?«, brummte er und kam auf Max zu. Seine Mutter trat ängstlich einen Schritt zurück in ihre Wohnung. Ganz wollte sie ihren Beobachtungsposten jedoch nicht aufgeben. Sigg griff nach Max’ Ausweis und studierte ihn sorgfältig. Erst jetzt, da er ins Licht trat, konnte Max den Mann richtig erkennen. Er hatte einen Zopf aus dunklem, lockigem Haar, ebenso dunkle Augenbrauen und einen intelligenten, stechenden Blick. Seine Figur war hager und steckte in einer weiten Baumwollhose und einem dunklen Hemd.
    »Sie sind bei der Polizei in Dortmund?« Sigg sah Max argwöhnisch an. »Ich hab’ sonst eher mit den Leuten hier aus der Region zu tun. Hat man mich jetzt weitergereicht?«
    »Sie haben also öfter mit der Polizei zu tun?«
    »Meistens völlig unberechtigterweise. Im übrigen sollten Leute wie Sie sich informieren, bevor Sie hier hereinschneien.«
    »Ich hätte ein paar Fragen an Sie.«
    »Bitte, ich habe nichts zu verbergen.«
    »Könnten wir dazu vielleicht hineingehen?« Max warf einen Blick auf Siggs Mutter, die noch immer mit besorgtem Blick in ihrem Türrahmen stand. Sigg sah sich um.
    »Von mir aus«, brummte er dann und ging voraus Richtung Kellertreppe.
    »Du hast doch wohl nicht wieder – Raimund!« Siggs Mutter war anscheinend Kummer gewohnt.
    »Mama, ich habe keine Ahnung, warum der Kerl hier ist. Wahrscheinlich haben die auf der Wache Langeweile, und dann schicken sie mal wieder jemanden los, um friedliche Bürger zu terrorisieren.«
    »Mein Hobby«, sagte Max sarkastisch und folgte Sigg die Treppe hinunter.
    Siggs Keller sah schon eher nach Räuberhöhle aus als die Dortmunder Stadtwohnung, die Max ein paar Stunden zuvor in Augenschein genommen hatte. Es schien nur einen großen Raum zu geben, denn es waren sowohl das Bett als auch ein altes Sofa hier untergebracht. Eine Musikanlage stand auf dem Fußboden, außerdem türmten sich in selbst gebauten Regalen Bücherstapel. Auch auf dem Fußboden lagen überall Bücher und Papiere herum, allerdings nichts, was Max sofort ins Auge gefallen wäre.
    »Von mir aus können Sie sich da hinsetzen«, kommandierte Sigg und ließ sich selbst auf einem Bürostuhl nieder, der vor einem Schreibtisch mit Hochleistungs-PC stand.
    »Sie machen viel am Computer«, begann Max das Gespräch.
    »Deshalb sind Sie wahrscheinlich nicht hier.«
    Sigg hatte Erfahrung mit der Polizei. Das war ganz deutlich. Ihm brauchte man nicht mit Hintenrum-Manövern zu kommen. Der Bursche kannte seine Rechte – und vielmehr noch seine Position. Er war nicht nervös, eher genervt. »Herr Sigg, Sie sind im Tierschutz aktiv. Oder besser gesagt, Sie gelten als militanter Jagdgegner.«
    »Militant ist eine Frage der Interpretation«, erklärte Sigg distanziert. »Ich halte es für militant wenn ein paar schießgeile Ballermänner im Wald auf unschuldige Tiere losgehen. Ich halte es nicht für militant wenn ich in bestimmten Situationen versuche, das zu verhindern.«
    »Sie

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