Sau tot
antworten konnte, »dein Prozeß, du weißt schon.«
»Ich bitte Sie, die Sache ist erledigt.« Abel wirkte verärgert. »Warum wird darin herumgegraben? Das interessiert doch keinen Menschen mehr.«
»Vielleicht schon«, Max betrachtete den jungen Mann ruhig. »Gestern Abend ist in Wulfringhausen ein Jäger erschossen worden. Mit einer Schrotflinte. Ich habe Fotos gesehen. Das sah ziemlich übel aus.«
Abel stierte Max ernst an, sagte aber nichts.
»Die Leiche lag neben einem Hochsitz, und der war mit der Aufschrift Jäger sind Mörder versehen. Fällt Ihnen dazu irgend etwas ein?«
»Was soll mir dazu einfallen? Wulfringhausen kenne ich überhaupt nicht.« Abel fauchte mehr, als daß er sprach. »Außerdem habe ich mit dieser Szene nicht mehr das geringste zu tun.«
»Hochsitze gehören also nicht mehr zu Ihrem Betätigungsfeld?«
»Schon lange nicht mehr! Wenn Sie meine Akte gelesen haben, wissen Sie vielleicht, daß ich seit zwei Jahren nicht mehr aufgefallen bin. Deshalb weiß ich nicht, warum Sie hier sind.«
»Herr Abel, es geht nicht darum, Sie zu beschuldigen. Aber Sie hatten Kontakt zu der Szene, speziell wenn es um Aktionen im Sauerland ging. Haben Sie eine Ahnung, wer da heute noch aktiv ist?«
Abel antwortete nicht. Er schien zu überlegen, ob er sich auf das Gespräch einlassen sollte. Schließlich zog er die Jacke aus und hängte sie über einen Stuhl.
Max startete einen neuen Versuch. »Darf ich Ihnen eine Frage stellen? Sie haben Zeit Ihres Lebens im Ruhrgebiet gewohnt. Wie sind Sie damals an diese Aktionen im Sauerland gekommen? Ich meine, Sie müssen sich doch ausgekannt haben – wo welche Hochsitze standen, bei wem es sich am meisten lohnte, um welche Uhrzeit die Sache am ungefährlichsten war. Damals hat man Sie erwischt, aber immer war klar, daß es Komplizen gegeben haben muß. Komplizen, die Sie nicht nennen wollten, wenn man den Prozeßakten Glauben schenken darf.«
»Und jetzt haben Sie sich gedacht, ich könnte Ihnen ein paar Namen nennen, damit Sie bei Ihrer Suche nach dem Jägermörder einen Anhaltspunkt haben.«
»Herr Abel, es geht hier nicht um ein paar umgesägte Jagdeinrichtungen. Hier dreht es sich um Mord. Und das ist beileibe kein Kavaliersdelikt, von dem man sich bei Gesinnungswandel abwenden kann.«
Beatrix Gerstner rührte inzwischen unentwegt in ihrem Kochtopf herum. Ihr Körper zeigte Anspannung. Schließlich blickte sie Abel von der Seite an. Der spürte ihren Blick, wich ihm aber aus.
Max versuchte weiterzubohren. Leider setzte Abel sich immer noch nicht hin. »Es muß Leute vor Ort gegeben haben, die Ihre Gruppe überhaupt erst darauf gebracht haben, im Sauerland zu agieren. Sind diese Leute heute noch aktiv?«
»Das weiß ich nicht.«
Max merkte, daß Abel aufweichte. Jetzt mußte er vorsichtig sein, er durfte nichts überstürzen.
»Sie haben also keinen Kontakt mehr zu den Leuten von damals?«
»Mich hat man erwischt, die anderen nicht. Das findet man nie so richtig gerecht.« Abel zog sich den Stuhl heran und setzte sich.
»Das heißt: Sie haben für alle gebüßt.«
»Nun, ich bin mit einer Geldstrafe davongekommen. Gott sei Dank. Hätte ich mehr als 90 Tagessätze gekriegt dann wäre ich jetzt vorbestraft. In dem Fall hätte ich mit einer späteren Verbeamtung als Lehrer nicht mehr rechnen können. Ich habe Schwein gehabt anders kann ich das nicht sagen.«
»Was ist mit den anderen? Haben die ebenfalls mit der Sache abgeschlossen? Oder sind die immer noch dabei?«
»Dem Stefan ist der Arsch auf Grundeis gegangen. Sein Vater ist Rechtsanwalt und hat ihm anschließend die Leviten gelesen. Rai allerdings ist wahrscheinlich noch immer dabei.«
»Rai?«
»Raimund Sigg. Er war schon damals der fanatischste von uns. In meinem Prozeß ist er davongekommen, doch später ist er immer wieder aufgefallen. Stefan hat mir davon erzählt und Raimund hat auch mehrfach versucht mich zu weiteren Aktionen zu überreden.«
»Zu Aktionen, die im Sauerland stattfinden sollten?«
»Raimund lebt in Olpe. Von dort aus hat er in verschiedenen Ortschaften Aktionen organisiert.«
»Kannten Sie sich aus dem Studium?«
»Nur indirekt. Raimund hat zwar eine Weile hier studiert allerdings einen anderen Studiengang als ich. Wir haben uns in der Mensa kennengelernt. Ich war damals aktiv bei den Tierrettern. Wir hatten einige Aktionen zum Thema Tierversuche gemacht Raimund lernte ich bei einer Spontandemo kennen, die er ins Leben gerufen hatte, als es in der Mensa
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