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Sau tot

Sau tot

Titel: Sau tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
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standen mehrfach vor Gericht wegen Ruhestörung während verschiedener Jagden.«
    »Ich habe die Strafen in Sozialstunden verbüßt. Warum sind Sie hier?« Sigg verschränkte ungeduldig die Arme vor der Brust.
    »Gestern ist ein Jäger umgebracht worden.« Max bemerkte, daß Sigg für einen Augenblick überrascht war. Dann nahm sein Gesicht wieder die undurchdringliche Haltung ein.
    »Was habe ich damit zu tun?«
    »Das frage ich Sie.«
    »Sie wollen mir doch wohl nicht unterstellen, daß ich Jäger abknalle. Tut mir leid – dazu lasse ich mich dieser Pisser wegen nicht herab. Ich habe nämlich keine Lust den Rest meiner Tage im Gefängnis zu verbringen, nur weil ich einen von denen ausmerzen wollte.«
    »Ich würde auch nicht vermuten, daß Sie die Tat von langer Hand geplant haben. Ich rede mehr von einer Tat im Affekt.«
    Jetzt wurde Sigg doch nervös, vielmehr noch, er wurde ärgerlich und ungehalten.
    »Wovon reden Sie eigentlich? Und wo soll das überhaupt passiert sein?«
    »Der Mord geschah in Wulfringhausen, ein Dorf bei Hesperde, keine Stunde von hier. Und soll ich Ihnen etwas sagen? Der Jäger lag unter einem Hochsitz, an dem eine Aufschrift angebracht war. Jäger sind Mörder. Das gehört doch zu Ihren Slogans, nicht wahr? Steht wahrscheinlich auf jedem zweiten dieser Flugblätter, die hier überall herumliegen.« Max tippte mit dem Fuß gegen einen der Stapel, die vor ihm auf dem Boden standen. »Herr Sigg, dieser Mord war eine Aktion von Jagdgegnern, und ich brauche Ihnen nicht zu sagen, daß man den Protest gegen die Jagd in dieser Gegend ganz eng mit Ihnen in Verbindung bringt.«
    »In Wulfringhausen bin ich überhaupt nie«, schnauzte Sigg. Er wurde langsam ungemütlich. Genau der Zustand, den Max sich gewünscht hatte, wenn er etwas erfahren wollte.
    »Ich weiß gar nicht was Sie von mir wollen. Wenn, dann agiere ich hier im Umkreis von 20 Kilometern. In Wulfringhausen war ich noch nie – jedenfalls nicht im Zuge einer Aktion. Diesen Mord, den können Sie mir nicht andichten, auch wenn Ihnen das noch so gut in den Kram paßt.«
    »Haben Sie ein Schrotgewehr, Herr Sigg?«
    »Ein Gewehr? Sie sind ja wohl bescheuert. Ich brauche kein Gewehr. Ich bin ein Tierfreund, verstehen Sie? Ich bringe niemanden um. Nicht mal Menschen, die aus der Art geschlagen sind, durch den Wald rennen und Mitgeschöpfe abknallen. Ich habe kein Gewehr. Aber soll ich Ihnen etwas sagen?« Siggs Augen wurden zu Schlitzen. »Das ist eine Verschwörung. Da will uns einer was ans Bein binden. So was macht kein Jagdgegner. Wir bringen keine Jäger um. Aber danach soll es aussehen – als wären wir brutale Terroristen. Ich sage Ihnen eins: Die wahren Terroristen, die stecken woanders. Die stecken in grünen Mänteln. Fragen Sie die mal, ob sie ein Gewehr haben. Die haben eins. Und zwar nur aus einem Grund: aus der reinen Lust am Töten.« Sigg stieß sich mit den Füßen ab und rollte mit seinem Bürostuhl einen halben Meter nach hinten. »Ich kenne sie alle, die schalen Argumente, mit denen die Jagd verteidigt werden soll. Der Jäger als Nachfolger des Wolfes. Der Jäger, der den gesunden Bestand garantiert. Der Jäger, der die Hege und Pflege des Waldes betreibt. Alles Unfug. Ein Jäger fährt nur aus einem Grund in den Wald. Weil er töten will. Einzig und allein deshalb, weil er töten will. Wenn Sie wirklich einen Mörder suchen, dann versuchen Sie es dort Weiß der Himmel, ob die nicht auch auf ihresgleichen schießen.«
    Max war sich einen Augenblick unsicher, ob Sigg bereits Schaum vor dem Mund hatte. Auf jeden Fall kochte er fast über. Er konnte langsam wieder herunterfahren.
    »Herr Sigg, wo waren Sie am Freitag Nachmittag gegen 16 Uhr?«
    »Was soll der Scheiß? Ich war hier, in Olpe. Fragen Sie meine Mutter. Ich war hier im Haus, verdammt noch mal.
    Und um halb vier habe ich mich mit einem Kumpel getroffen, der hierhergekommen ist Jürgen Kissler. Fragen Sie den doch, wenn Sie weiter Langeweile haben.«
    »Sagt Ihnen der Name Waltermann etwas?«
    Da! Eine Reaktion! Max hatte gar nicht damit gerechnet. Aber da war etwas! Raimund Sigg hatte mit den Mundwinkeln gezuckt. Und dann hatte seine Stirn eine Falte gezogen, noch tiefer als bei dem Ärger zuvor.
    »Sie kennen jemanden mit diesem Namen in Wulfringhausen?«
    »Ich kenne überhaupt niemanden in Wulfringhausen, das sagte ich doch schon!«
    »Aber Sie haben diesen Namen schon gehört!«
    »Dieser Name ist verdammt häufig im Sauerland. Vielleicht schon gemerkt?« Sigg

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