Sau tot
Beispiel.«
»Welcher Hubert?« Ich legte meine Gabel beiseite. Die Sache wurde langsam interessant.
»Hubbert Vedder-Maas«, sagte meine Schwiegermutter unwillig. »Aber ich kann dir versichern, der hat mit Waltermanns Tod nicht das geringste zu tun.«
»Das Jägerherz hüpft gar nicht mehr«, plauderte Ommma. Sie wurde immer kühner.
»Hubert Vedder-Maas«, wiederholte ich. »Wer ist das?«
»Der Bauer, an dessen Acker Waltermanns Revier angrenzt«, erklärte Alexas Vater. »Und ganz genau das war auch das Problem zwischen den beiden. Ich hab’ es selber mitgekriegt, als ich im Agro-Markt war. Dort sind die beiden aufeinandergetroffen, und ich kann dir sagen, da sind die Funken geflogen.«
»Was war denn der Grund?«
»Nun, ein gängiges Problem«, mein Schwiegervater beugte sich vor. »Auf dem Feld vom Vedder-Maas hat es Wildschaden gegeben. Eine Horde Wildschweine hat den ganzen Acker umgepflügt«
»Sagt der Bauer«, fügte meine Schwiegermutter mit Betonung hinzu.
»Jetzt war es wohl so«, holte Alexas Vater aus, »daß Vedder-Maas den Waltermann direkt auf die Sache angesprochen hat. Der hat sich den Schaden angeguckt und gesagt, er würde ihn anstandslos begleichen. Mehr als 3000 Euro immerhin.«
»3000 Euro?« Ich konnte es kaum glauben. 6000 Mark. Waren da Perser auf dem Feld ausgelegt?
»Auf jeden Fall hat der Waltermann gesagt, Vedder-Maas brauche die Angelegenheit gar nicht beim Ordnungsamt zu melden, das ginge schon klar.«
»Ging es aber nicht?« nahm ich vorweg.
»So ist es. Als die Meldefrist verstrichen war, hat Vedder-Maas sich erkundigt, wo der Ausgleich bleibt Daraufhin hat Waltermann ihn mit einer lächerlichen Summe abgefertigt«
»Sagt der Bauer«, fügte Alexas Mutter wieder hinzu.
»Und darüber haben sich die beiden zerstritten?«
»Das brauche ich wohl nicht weiter auszuführen.« Hans Schnittler schlug mit der Hand auf den Tisch. »Stell dir das mal vor. Der Vedder verläßt sich darauf, daß er das Geld auch sieht und dann zahlt der Waltermann nachher nur einen kleinen Teil der Summe. Eine linke Tour! Wo gibt es denn so was? Nicht unter Jagdgenossen, meine ich.«
»Offensichtlich schon«, gab ich trocken zurück. »Und die beiden haben im Geschäft lauthals diskutiert?«
»Diskutiert ist wahrlich nicht der rechte Ausdruck«, widersprach mein Schwiegervater mir. »Ich dachte, der Vedder geht dem Waltermann gleich noch an die Gurgel. Deshalb habe ich mich eingeschaltet und die beiden auseinandergebracht«
»Hat es was genutzt?«
»Zumindest daß die beiden nicht unmittelbar aufeinander losgegangen sind. Aber Vedder war ganz außer sich. Der hatte noch eine Viertelstunde später weißen Schaum vor dem Mund.«
»Hat er Waltermann gedroht?«
»Das kann man wohl sagen. Er würde es ihm schon heimzahlen, hat er gesagt. Übers Ohr hauen lasse er sich nicht und mit Betrügern mache er kurzen Prozeß.«
»Der redet manchmal so«, versuchte meine Schwiegermutter zu beschwichtigen, »ein bißchen aufbrausend ist der Vedder halt.«
Ich hing weiter an den Lippen meines Schwiegervaters. »Er hat ein Schrotgewehr, nehme ich an.«
»Der hat ein Schrotgewehr, so wahr ich eine Heckenschere habe.«
Die Vergleiche meines Schwiegervaters waren manchmal etwas unkonventionell.
»Und du meinst, der Vedder-Maas könnte zu Täuschungszwecken am Hochsitz herumgemacht haben?«
»Im Leben nicht«, meine Schwiegermutter wurde richtig aufbrausend. »Daß der in Wut und Zorn mal draufhaut, das kann ich mir noch vorstellen, aber daß der sich hinsetzt und überlegt wie er seine Tat am besten tarnen kann, das glaub’ ich einfach nicht. Das glaub’ ich einfach nicht«
»Sie glaubt es einfach nicht«, verkündete mein Schwiegervater zynisch. »Und wenn die Frau was nicht glaubt, dann verhält es sich nicht so. Verstanden?«
Unsicher blickte ich von einem zum anderen. Nur Ommma strahlte mich an.
»Die Frauenansprache beim Menschenwild«, sagte sie frech.
Ich selbst nahm mir schnell noch ein paar Rosenköhler. Ein bißchen was essen, konnte sicher nicht verkehrt sein.
5
Die Idee stammte natürlich von Alexas Vater persönlich. Offiziell waren wir mit Süffel unterwegs. Der Gute hatte immerhin während des gesamten Mittagessens brav im Flur gewartet. Jetzt brauchte er Bewegung. Warum dann nicht im Revier von Richard Waltermann, hatte mein Schwiegervater unschuldig gefragt.
»Jetzt will ich es doch wissen«, waren seine Worte gewesen, »wie groß der Acker ist und ob an der Summe wirklich
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